„Fotografie kann Leute bewegen"

Rolf Nobel

Er begann als Fotoamateur, und er war politisch und gewerkschaftlich engagiert. Rolf Nobel, Jahrgang 1950, sagt heute rückblickend: "Ich wollte mit meinen Bildern die Welt retten, den Menschen zeigen, wie es anderswo zugeht, sie zum Umdenken bewegen." Nobel hat mit der ersten Professur für Fotografie seitdem Maßstäbe gesetzt.

Der gebürtige Hamburger, lernte Lithograph und studierte Kommunikationsdesigner mit Schwerpunkt Fotografie, übernahm im Jahr 2000 die Professur an der Hochschule Hannover. Hier lenkte er den Studiengang konsequent Richtung Fotojournalismus - mit großem Erfolg. Seine Student/innen gewannen alle wichtigen internationalen Preise. Die Ausbildung hat Weltrang und ist als der erste Bachelor-Studiengang Fotojournalismus und Dokumentarfotografie in Deutschland akkreditiert.

Darüber hinaus prägte Rolf Nobel Hannover als Fotostadt. So rief er 2008 das Lumix-Festival für jungen Fotojournalismus ins Leben, dessen 5. Ausgabe erst unlängst, im Juni 2016, stattfand. Im Rahmen dieses Events mit beeindruckenden Ausstellungen erhielt Nobel von der Deutschen Gesellschaft für Photographie den hoch renommierten Dr.-Erich-Salomon-Preis verliehen, weil er die deutsche Hochschulausbildung im Fotojournalismus zu einem "Markenzeichen gemacht und international zu neuer Wahrnehmung verholfen" habe. Erich Salomon, der einst mit einer Ermanox-Kamera mit lichtstarkem Objektiv heimlich Szenen von Politikertreffen fotografierte, fiel im KZ Auschwitz dem Nazi-Terror zum Opfer.

Konzentriert auf die Lehre

Warum Hannover? "Hier bot sich mir die Chance, etwas zu bewegen. Damals gab es etwa 20 Studenten, heute sind es 200", erinnert sich der engagierte Hochschullehrer. Für seine Ziele bei der Nachwuchsförderung musste er allerdings seine Karriere als Fotograf an den Nagel hängen. "Ich habe mich auf die Lehre konzentriert. Durch das Lumix-Festival wurden dann international viele auf uns aufmerksam", sagt Nobel. Und zum Thema Objektivität in der Fotografie stellt er fest: "Ich fotografiere keine absolute Wahrheit, aber es geht mir um Wahrhaftigkeit - also mit bestem Wissen und Gewissen ein wirklichkeitsnahes Abbild des Geschehens zu schaffen."

Nach Jahrzehnten an vielen Schauplätzen dieser Welt und vielen Jahren im Hörsaal sagt er: "Ich glaube nicht mehr, dass Fotografie Bewusstsein so stark verändert, dass aus einem Konservativen ein Linker wird. Aber ich glaube, dass Fotografie Leute bewegen kann, von einer passiven Haltung zu einer aktiven Haltung zu kommen." Aktiv sein - das galt und gilt für Rolf Nobel auch politisch, ob bei Brokdorf-Demos oder in der Gewerkschaft. Seit mehr als 40 Jahren ist er Mitglied, zunächst in der IG Druck und Papier, dann in der ÖTV und jetzt bei ver.di. Seine Frau Elke ist seit 2001 im Fachbereich Gesundheit des ver.di-Landesbezirks tätig.

Die neue Ausstellung in der von Nobel gegründeten Galerie für Fotografie (GAF) heißt: "Vom Aufhören und Weitermachen". Mit seiner Pensionierung hat er keine Probleme: "Ich will wieder fotografieren." Ein Projekt mit dem Arbeitstitel "Vaterland" steht oben auf der Liste: eine Suche nach dem Wesen Deutschlands.

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