Ausgabe 07/2016
Digital Division: Hohe Anforderungen an die Beschäftigten
Aktiv in ver.di
Was die Sparte "Digital Division" von T-Systems tatsächlich macht, ist für Externe nicht so einfach zu verstehen. Selbst die Sprachwelt, in der Betriebsrätin Kerstin Marx unterwegs ist, klingt befremdlich: Da geht es um das "Staffen" von Teams, um "Data-Orchestrierung" oder die digitale Transformation von Cloud- und Analytics-Diensten. Die Digitalisierung hat bei der im Jahre 2000 gegründeten Telekom-Tochter T-Systems längst Einzug gehalten.
Kerstin Marx, freigestellte Betriebsrätin und Mitglied im Gesamtbetriebsrat, aktiv im ver.di-Fachbereichsvorstand auf Landesebene, in Tarifkommissionen und Betriebsgruppen, hat noch die Deutsche Bundespost kennengelernt. Nach dem Abitur begann sie 1986 im Verwaltungsdienst. "Die Privatisierung und Aufspaltung in Post und Telekom, das habe ich alles miterlebt", sagt die heute 50-Jährige. Zehntausende von Jobs seien dadurch seit 1995 verschwunden - fast geräuschlos. Im November feiert Marx ihr 30-jähriges Betriebsjubiläum und kann es kaum glauben.
Die engagierte ver.di-Frau ist seit dem Start in den Beruf 1986 Gewerkschaftsmitglied, zunächst in der Deutschen Postgewerkschaft. Ob Fernsprechauskunft oder Kundenservice, sie hat viele Bereiche von der Pike auf kennengelernt. Vor ihrer Freistellung als Betriebsrätin betreute sie Großkunden. Für die erst 2015 gegründete Sparte Digital Division mit ihren bundesweit circa 900 Beschäftigten entwickeln und vermarkten in Hannover etwa 20 Kolleg/innen hochkomplizierte Cloud-Lösungen. "Die Digital Division entwickelt hochskalierbare, plattformbasierte und standardisierte Produkte und vermarktet sie in voller unternehmerischer Verantwortung von Anfang bis Ende", heißt es auf der Website von T-Systems.
Die Latte für den Erfolg wurde vom Management hochgelegt: So soll die Digital Division Jahr für Jahr zweistellig wachsen, bei Margen von über zehn Prozent. "Das macht den Druck auf die Beschäftigten aus. Sie kommen aus der Projektwelt und müssen sich nun im Produktgeschäft behaupten. Da müssen hochkomplexe Angebote für große Automobilkonzerne erstellt werden - alles im Wettbewerb und seinem Zeit- und Verkaufsdruck", erläutert die Betriebsrätin, die 1.000 Beschäftigte in Niedersachsen und Bremen vertritt und als Mitglied des Gesamtbetriebsrats den Digitalisierungsprozess begleitet.
"Wir haben tariflich den Ausschluss von Kündigungen bis Ende 2018 vereinbart. Doch viele Beschäftigte sind überfordert." Vor allem fehlen Freiräume zur Qualifizierung. "Weiterbildung ist aber Arbeitszeit", mahnt Kerstin Marx und wünscht sich dazu eine tarifliche Vereinbarung.