Thema: die neue Studie zur Digitalisierung im Dienstleistungsbereich

Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt. Während die Potenziale des digitalen Wandels im produzierenden Gewerbe bereits umfassend untersucht wurden, gibt es kaum Analysen im Dienstleistungssektor. Die Studie Gute digitale Arbeit - Auswirkungen der Digitalisierung im Dienstleistungsbereich zeigt jetzt erstmals die Folgen für die Arbeitsqualität wie auch Chancen und Risiken für die Beschäftigten auf.

"Die Studie schließt eine wichtige Lücke, weil sie digitale Veränderungsprozesse in unterschiedlichen Dienstleistungsbranchen anhand konkreter betrieblicher Beispiele in Niedersachsen untersucht", sagte Arno Brandt, Leiter des CIMA-Instituts für Regionalwirtschaft, bei der Vorstellung der Studie in Hannover. Die 60 Seiten starke Untersuchung wurde vom ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen und der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Niedersachsen in Auftrag gegeben. Im Rahmen einer Veranstaltung mit ver.di-Landesleiter Detlef Ahting (siehe Interview), Urban Überschär (FES-Landesbüro) und Kerstin Marx, Betriebsrätin bei T-Systems, wurde die Studie an Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies, SPD, überreicht. "Der Dienstleistungssektor ist vom digitalen Wandel besonders betroffen. Ein Großteil der Arbeitsplätze ist längst digitalisiert, zum Beispiel in der Medienbranche, im Energiebereich oder im Handel. Vorangetrieben wird diese Entwicklung auch durch Dienstleister, deren Innovationen viele Geschäftsmodelle verändern oder neue schaffen. Das Einkaufen per Smartphone, fahrerlose Transportsysteme in Verkehr und Logistik oder technikunterstützte Assistenzsysteme in der Pflege sind dafür Beispiele", erläuterte Arno Brandt.

Nach seiner Einschätzung werden etwa 500.000 Arbeitsplätze wegrationalisiert werden, während voraussichtlich rund 430.000 neue entstünden. Er fordere strategisches Handeln - durch Mitbestimmung auch in kleinen Betrieben, Arbeitsplatzgestaltung, Aus- und Weiterbildung, soziale Sicherung auch für Crowdworker. "Es gibt kein Patentrezept für alle", sagte Brandt.

Handlungsbedarf für den Gesetzgeber

"Den digitalen Strukturwandel zu begleiten, ist auch eine zentrale Aufgabe der Politik. Die Studie macht deutlich, dass es bei den mit der Digitalisierung verbundenen Beschäftigungs- und Humanisierungspotenzialen durchaus Handlungsbedarf für den Gesetzgeber gibt. Dazu zählen das Arbeitsrecht, der Gesundheitsschutz, die Mitbestimmung und die soziale Sicherung", erklärte Urban Überschär von der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Wirtschaftsminister Olaf Lies nahm den Ball auf: "Ich sehe optimistisch in die Zukunft." Denn die Entwicklung lasse sich nicht aufhalten. "Wir als Land können die Leitlinien setzen, brauchen aber starke Sozialpartner." Lies sprach sich gegen Tarifflucht und prekäre Beschäftigung aus: Wer Gute Arbeit wolle, müsse das auch in seinem eigenen Konsum- oder Auftragsverhalten berücksichtigen. "Wenn junge Menschen zwölf Stunden arbeiten wollen, dann müssen wir einen Mittelweg zwischen Flexibilisierung und Arbeitsschutz finden." - Die Studie steht zum Download bereit unter:

https://nds-bremen.verdi.de