Schwarze Fahnen wehen im Wind, darauf bunte Schriftzüge. Im Hintergrund sieht man einen schwarzen Transporter mit den gleichen knalligen Farben beschriftet. „Unerhört“, „Gierig“ und „Utopisch“ ist zu lesen. Junge Männer und Frauen stehen um das Fahrzeug herum, verteilen Postkarten im gleichen Design oder sprühen mit Schablonen Sprüche auf die Straße.

Von Aachen bis Dresden und von Hamburg bis München waren ver.di-Jugendliche im letzten Frühjahr so unterwegs. Während der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen haben sie ihre eigene Tarifkampagne unter dem Motto „besser unbequem“ gestartet und klar gezeigt: Die Forderungen der Gewerkschaftsjugend sind richtig und gehört worden. Am Ende der Tarifrunde sind allein in den beiden heißen Monaten vor dem Tarifabschluss über 6.000 junge Menschen in ver.di eingetreten. Das stärkt ver.di und stärkt vor allem bei Verhandlungen.

Utopisch unerhörte Ergebnisse

Die Ergebnisse sprechen für sich: Auszubildende bekommen einen Tag mehr Urlaub, 65 Euro mehr Ausbildungsvergütung sowie Zuschüsse zu Ausbildungsmitteln und Unterbringungskosten für die Berufsschule. Für gute Tarifergebnisse zählt aber nicht nur die Masse der Mitglieder. Gute Ergebnisse setzen vor allem die Mitglieder durch, die mitmachen in der Gewerkschaft. Auch hier war die Kampagne ein voller Erfolg. Aktionen auf dem Werkshof, auf dem Weihnachtsmarkt, auf der Straße oder vor der Kantine – die ver.di-Jugend zeigte sich überall vor allem unbequem. Und so vielfältig und unterschiedlich die einzelnen Aktionen auch waren, zeigten sie junge Menschen, die vereint hinter ihren Forderungen stehen – egal wie überzogen, unbezahlbar oder dreist Arbeitgeber sie nennen mögen.

Wenn der Nahverkehr unbequem wird

An diese Erfolge will die ver.di Jugend anknüpfen. Im kommenden Jahr laufen Tarifverträge in vielen Branchen aus. Nach dem Bund und den Kommunen steht im Frühjahr 2017 in den Bundesländern die Tarifrunde im öffentlichen Dienst an sowie die Sparten-Tarifverträge „Nahverkehr“ für Schleswig-Holstein, Brandenburg und Berlin. Fast eine Million Menschen arbeitet in diesem Bereich, die sicherlich auch ganz schön unbequem werden können, wenn Arbeitgeber ihre Forderungen nicht ernst nehmen.

In der Energiewirtschaft steht eine Tarifrunde mit dem Arbeitgeberverband energie- und versorgungswirtschaftliche Unternehmen (AVEU) und dem RWE-Konzern bevor. Bei RWE geht es um einen Tarifvertrag Ausbildung. Die betroffenen Mitglieder haben hier schon ihre Forderungen beschlossen. Es geht um 500 Ausbildungsplätze, Ausbildungsmittel und die Übernahme nach der Ausbildung. Bei den Regionalversorgern und Stadtwerken im AVEU läuft gerade die Mitgliederbefragung, ebenso im öffentlichen Dienst der Länder.

Es liegt an Dir

Mitglieder unter den Auszubildenden und Beschäftigten in diesen Bereichen können sich jetzt einbringen. Was stört schon lange und muss sich endlich ändern? Was wäre nötig, damit die Ausbildung besser wird oder die Arbeitsbedingungen wirklich bis ins Alter erträglich sind? Wer ver.di-Mitglied ist, kann mitbestimmen, wofür die ver.di-Jugend in diesen Tarifrunden unbequem wird.

Denn eins ist klar: Wer bequem alles hinnimmt, was Arbeitgeber wollen, hat langfristig viel zu verlieren. Darum sind und bleiben wir besser unbequem. Und Du?