Ausgabe 08/2016
Wir brauchen einen Kurswechsel
Simone Burger mit Plakat zur DGB-Rentenkampagne
Für immer mehr Rentnerinnen und Rentner wird der Ruhestand zum Unruhestand: Elf Prozent aller Minijobber in München sind Senioren. Nicht alle von Ihnen suchen die Abwechslung in der Rente, viele können nur so ihren Lebensunterhalt finanzieren.
München wird immer teurer, vor allem die Mieten steigen und steigen. Da können viele Ältere nicht mehr mithalten. Das zeigt sich auch daran, dass immer mehr Menschen in München auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind. 2010 waren es noch 11.164 und 2015 schon 14.253. Das ist eine Steigerung um 27 Prozent.
Und in Zukunft werden die Zahlen weiter steigen, wenn nicht dringend ein Kurswechsel von der Politik eingeleitet wird. Um den Beitragssatz zur Rentenversicherung mit allen Kräften niedrig zu halten, hat die Politik Anfang der 2000er Jahre beschlossen, das Rentenniveau und damit die Rente zu senken.
Was bedeutet das? Eine Krankenschwester, die 2.741 Euro verdient und 40 Jahre Vollzeit arbeitet, würde heute 963 Euro Rente (nach Sozialabgaben) bekommen. Wenn das Rentenniveau weiter sinkt, wie von der Politik beschlossen, auf 44 Prozent, dann sind es 885 Euro Rente. Das sind 78 Euro pro Monat weniger.
Niemand zahlt gerne mehr Beiträge. Alle hätten gerne mehr Netto vom Brutto. Aber für uns Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist nicht die Höhe des Beitrags entscheidend, sondern das Preis-Leistungsverhältnis. Was bekomme ich für meinen Beitrag? Ein niedriger Beitrag hilft mir nicht, wenn ich später von meiner Rente nicht leben kann. Wir wollen für dieses Preis-Leistungsverhältnis kämpfen.
Wir wollen:
- Den Sinkflug der Rente stoppen - das Rentenniveau darf nicht weiter sinken. Langfristig muss es wieder steigen.
- In der Rentenversicherung ansparen, um mit einer "Demographiereserve" langfristig die Rente zu sichern, und die vorgesehenen Beitragssteigerungen in kleinen, planbaren Schritten vorziehen.
- Schluss mit dem Griff in die Rentenkasse. Gesellschaftliche Aufgaben, wie die Mütterrente, müssen von allen bezahlt werden.
- Wir wollen mehr Betriebsrenten, die tarifvertraglich geregelt sind und die vom Arbeitgeber mitfinanziert werden.
Was nicht funktioniert: Rente mit "67plus". Die Wirtschaft, die "Wirtschaftsweisen", aber auch die Union haben vorgeschlagen, die Rente zu "sichern", indem das Renteneintrittsalter angehoben wird. Das geht völlig an der Realität vorbei, es ist arrogant. Schon jetzt schaffen es viele Menschen nicht, gesund und in Beschäftigung das Rentenalter zu erreichen. Sie alle müssten noch höhere Abschläge auf ihre Rente in Kauf nehmen. Damit wird der Vorschlag zu einem riesigen Rentenkürzungsprogramm.
Wir werden die Parteien in den kommenden Monaten vor der Bundestagswahl daran messen, welche Konzepte sie für die Zukunft der Rente haben. Nur gemeinsam können wir das Thema Rente zu dem ganz großen Thema der Bundestagwahl machen, indem wir es inner- und außerhalb der Betriebe diskutieren und Position ergreifen.
Gerne stelle ich die Kampagne bei Betriebs- und Personalversammlungen vor oder diskutiere sie mit euch auf Vertrauensleute-Sitzungen. Simone Burger, Vorsitzende des DGB München