Horst Lehmann, 62, Bühnentechniker und Mitglied im Personalrat am Badischen Staatstheater Karlsruhe

Ich gehe sehr oft ins Theater. In der Schule habe ich selbst Theater gespielt. Ich mag Ballett, Schauspiel, auch Opern. Aber wenn ich im Großen Haus bin, dann meist nicht als Zuschauer. Ich bin Raumausstatter, Meister, seit 1994 Bühnentechniker. Zuständig für Vorhänge und Bodenbeläge bei Opern und Balletten. Aber wir sind als Tapezierer auch verantwortlich für alles, was über die Bühne fliegt. Eine Hexe zum Beispiel.

Bei uns wird immer gespielt, nur am 1. Mai und am 24. Dezember nicht. Das heißt: Schichtbetrieb, vier Tage Frühschicht, zwei Tage frei, vier Tage Spätschicht. Die Anfangszeiten variieren je nach Produktion, da stehen wir in einem Prozess vor dem Oberverwaltungsgericht. Wir wollen als Personalrat eine Dienstvereinbarung über die Arbeitszeit durchsetzen. Aber noch fange ich um 7 an oder um 8 oder auch mal um 10. Bis zu zehn Stunden geht eine Schicht.

Früh kommen wir auf die Bühne und bauen das Bühnenbild vom Vorabend ab. Wir sind 18 Leute, wenn alle da sind, aber es können auch mal nur acht sein. Das ist dann hart. Je nach Stück brauchen wir zwei, zweieinhalb Stunden. Beim Ballett gibt es viele Vorhänge, in Schwanensee auch riesige Bäume und 22 Meter breite Prospekte. Es ist schwere körperliche Arbeit; zwei Leute müssen Wände tragen, die 280 Kilo wiegen, zu viert schieben wir Wagen von 400 Kilo, im Liebestrank bewegen wir eine Eisenbahn, die schafft man nur zu sechst. Das geht auf die Knochen. Trotzdem: Ich bin gern dabei. Ist die Vorstellung abgebaut, wird für die Probe aufgebaut. Bei Endproben werden schon die Originalkulissen gestellt. Während der drei Stunden Probe stehen meine Kollegen und ich Gewehr bei Fuß, weil es immer wieder was zu tun gibt. Wir nennen das Stallwache. Kommt ein Einruf vom Regisseur, springt man auf die Bühne.

Nach der Probe wird wieder abgebaut, die Abendvorstellung aufgebaut. Zwei Stunden vor Beginn muss die Bühne fertig sein. Dann wird ausgeleuchtet, chronologisch, das letzte Bild zuerst. Bis zu 100 verschiedene Lichteinstellungen hat eine Aufführung, manchmal mehr. Am Ende wird das erste Bild ausgeleuchtet, und die Vorstellung kann beginnen. Dann ist die Spätschicht längst da; drei bis vier Stunden arbeiten beide Schichten zusammen. Wenn ich früh angefangen habe, ist um fünf oder sechs für mich Feierabend. Die Spätschicht geht bis Mitternacht.

Das haben die Bühnenmeister verdient

Den Personalräte-Preis haben wir im letzten Jahr bekommen, weil wir endlich durchsetzen konnten, dass auch Regieassistenten und andere Kollegen, die nicht unter den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst fallen, ihre Arbeitszeit realistisch erfassen, oft 14, 15 Stunden. Die Leitung weiß jetzt: Sie muss das akzeptieren. Es läuft noch nicht optimal, aber wir sind auf dem Weg. In der Tarifrunde der Länder finde ich am wichtigsten, dass ab der Entgeltgruppe 9 die Stufe 6 eingeführt wird. Das betrifft auch unsere Bühnenmeister. Bei ihrer Verantwortung haben sie die höhere Bezahlung durch die 6 verdient!

Protokoll: Claudia von Zglinicki

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