Engagierte Preisträgerin: Undine Zachlot

Undine Zachlot erhält in diesem Jahr den Frauenpreis, der von den weiblichen Abgeordneten der SPD im Thüringer Landtag zum zehnten Mal ausgelobt worden ist. Undine Zachlot ist ver.di-Sekräterin in der Freistellungsphase ihrer Altersteilzeit. Die Jury wählte sie aus zehn Vorschlägen als eine von zwei Preisträgerinnen des Jahres 2017 aus. Die in der Landeshauptstadt lebende Kollegin ist bei den politisch Aktiven im Freistaat bestens bekannt. Sie berichtet: "Ich gehe auf die Podien hier in Erfurt und in Thüringen, ich diskutiere über die Belange von Frauen und ich diskutiere mit den Frauen, auch auf der Straße. Und ich könnte mich aufregen, wenn im Jahr 2017 selbst Frauen immer noch die Meinung vertreten, dass es schon in Ordnung sei, wenn sie weniger verdienen, schließlich bringe ja der Mann das Geld nach Hause."

Wer sich nicht wehrt, kommt an den Herd

Auch deshalb sind Undine Zachlot und ihre Mitstreiterinnen vom ver.di-Bezirksfrauenrat vor Jahren schon mit einem Kochlöffel und dem Slogan losgezogen: "Wer sich nicht wehrt, kommt an den Herd." Sie wollten vor allem Verkäuferinnen im Einzelhandel motivieren, etwas für sich zu tun und gegen die schlechte Bezahlung, gegen den hohen Anteil von ungewollter Teilzeit und Minijobs. Seit 15 Jahren ist die gelernte Großhandelskauffrau und studierte Betriebswirtin in der gewerkschaftlichen Frauenarbeit aktiv und hat gemeinsam mit ihren Kolleginnen schon einiges Aufsehen in Stadt und Land erregt: "Wir sind bekannt als die Krawallschachteln von der Schillerstraße, dazu stehen wir." An der Schillerstraße residiert der ver.di-Bezirk Thüringen. "Wir verstehen uns als Durchsetzungsgremium. Unser Ding ist es nicht, etwa den Frauentag bei Kaffee und Kuchen zu verbringen, wir gehen lieber auf die Straße, und wenn es sein muss eben auch lautstark."

Die ver.di-Frauen treffen sich sechs bis sieben Mal im Jahr, um ihre bevorzugt politischen Themen zu planen und vorzubereiten. Ein fester Stamm von fünfzehn Kolleginnen. Interessante und nicht immer bequeme Veranstaltungen gab es in den letzten Jahren häufig. Die SPD-Preisträgerin berichtet zum Beispiel von einer Aktion für Textilarbeiterinnen - Solidarität entlang der Produktionskette also. Dafür gewannen sie einen lokalen Radiosender, der im Vorfeld ihre Informationen und ihre Meinung verbreitete, und dann stellten sie sich mit einem Garderobenständer voller Klamotten auf die Straße. An den Drei-Euro-T-Shirts hingen Preiszettel mit Informationen, wer die Kleidungsstücke wo produziert hat, was die Herstellerinnen verdienen, was die Kund/innen am Ende bezahlen und wer trotzdem dabei beachtliche Gewinne macht.

Eine wichtige und erfolgreiche Sache war auch der Stadtrundgang zum Thema "Frauen in der Nazizeit". 60 Kolleginnen schlossen sich an auf den Spuren von Frauen in Erfurt, die sich gegen die Nazis wandten, aber auch auf den Spuren der Frauen, die sich in dem System des Dritten Reiches wohlfühlten, es mittrugen oder auch Täterinnen wurden.

Verfechterin der Frauenquote

Undine Zachlot ist eine Verfechterin der Frauenquote. Anders sei Gleichberechtigung und Chancengleichheit nicht möglich, da ist sie überzeugt. Denn kein Mann teile freiwillig Macht und Einfluss mit Frauen, sagt sie. Und: "Wenn in der Öffentlichkeit dargestellt wird, die Anzahl der Frauen in den Aufsichtsräten sei gestiegen, sagt kaum jemand dazu, dass das fast ausschließlich auf der Seite der Arbeitnehmerinnen passiert. So bleibt es eben die halbe Wahrheit."

Und mit dem Schwung des Thüringer Frauenpreises geht die Kollegin an die Vorbereitung neuer Projekte. So ist zum 8. März ein Besuch in Pflegeeinrichtungen geplant, um beispielsweise in Einrichtungen privater Träger Betriebsratswahlen anzustoßen und um über einen Tarifvertrag zu Mindeststandards in der Pflege zu informieren und dafür zu werben. Auch zum Thema Frauen und Bundestagswahl soll es Aktionen geben. Obwohl der Berufssalltag hinter ihr liegt, hat Undine Zachlot noch immer einen Alltag, der ohne Terminkalender nicht funktionieren würde. Für dieses Engagement und für ihre Motivationskraft gab es den Thüringer Frauenpreis.