Die Konsolidierung des Landesbezirks war erfolgreich

Der ver.di-Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen ist im März genau zehn Jahre alt geworden. Es war eine Sache der Vernunft, der unbedingt notwendigen Konsolidierung, als 2007 die bis dahin eigenständigen Landesbezirke in den drei Bundesländern fusionierten.

"Wir sind 2007 mit einer dramatischen Ausgangssituation gestartet und es gab viele unbekannte Herausforderungen. Unser Landesbezirk ist der einzige in ver.di, der über drei Bundesländer ausgelegt ist, der sich politisch mit drei Landesregierungen auseinandersetzen muss und der unterschiedlichen Landesgesetzen unterliegt. Verschiedene Traditionen, Kulturen, ja auch Dialekte vereinen wir nun in unserem Landesbezirk", beschreibt Oliver Greie die Situation. Er ist seit zwei Jahren der Landesbezirksleiter und schätzt den Zusammenschluss als gelungen ein: "Wir arbeiten als Landesbezirk mit allen Bereichen unabhängig und selbstständig, unsere Mitgliederzahlen sind stabil."

Erster Beschluss 2005

Bereits zwei Jahre nach Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft im Jahre 2001 musste in allen drei damaligen Landesbezirken realistisch festgestellt werden, dass in den vorhandenen Strukturen eine Trendwende hin zum Besseren - vor allem in finanzieller Hinsicht - nicht zu erreichen sein würde. Aus dieser Perspektive wurde klar, dass eine Fusion unabdingbar war.

Der ver.di-Gewerkschaftsrat beschloss daher im Oktober 2005 - der Satzung entsprechend - die Bildung eines gemeinsamen Landesbezirkes Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen im Rahmen der Organisationswahlen 2006/2007. Die Umsetzung erforderte einen umfassenden Planungs- und Steuerungsprozess, um in zwei Jahren die Organisations- und die Personalentwicklung zu erarbeiten und zu strukturieren. In Teilprojekten wie Personal-, Finanz-, Organisations- und Mitgliederentwicklung suchten ehren- und hauptamtliche Kolleginnen und Kollegen ein Konzept zur Umsetzung der Fusion.

Die erste ordentliche Landesbezirkskonferenz bestätigte unter dem Motto "Leben und Arbeiten in der Mitte Deutschlands" dann im März 2007 die Konsolidierungsprozesse. Es war kein einfacher Weg, und die Fusion war bei vielen Mitgliedern nicht unumstritten, die große Fusion von fünf Organisationen zur Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft lag noch nicht so lange zurück, und nun schon wieder neue Strukturen, neue Gremien.

Vielfältige Tarifpolitik

Margitta Jahn, die ehemalige Vorsitzende der Deutschen Postgewerkschaft in Sachsen, erinnert sich an die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt auch und gerade in ihrem eigenen Bereich: "Schauen wir auf die Strukturen bei der Post und der Telekom, die über Landesgrenzen hinausreichen, oder auf das Drehkreuz des Flughafens Halle-Leipzig. Die Arbeitgeber hatten sich längst umfassender organisiert. Wir mussten nachziehen." Margitta Jahn hat sich 2006 aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen, aber im Ehrenamt war sie noch einige Jahre dabei. Nach ihrer Erinnerung war die Umsetzung der Fusion fast schwieriger als die ver.di-Gründung.

Auch Roland Hofmann blickt noch einmal zurück. Für den ehemaligen Landesfachgruppenleiter Handel, Mitglied der ersten Landesbezirksleitung, der von der Gewerkschaft HBV kam, gilt bis heute: "Bei allen notwendigen Veränderungen sollte es keinen Rückzug aus der Fläche geben, und wir dürfen unsere Kraft für die Arbeit mit den Mitgliedern nicht verlieren. Damals gab es ein unrundes Verhältnis zwischen Mitgliederentwicklung, Personal- und Sachkosten. Also war ein Konsolidierungsprozess dringend nötig."

"Wir haben uns einigen Herausforderungen zu stellen, zum Beispiel dem demografischen Wandel, den Ungleichgewichten im Arbeitsmarkt, besser bekannt als ‚Fachkräftemangel‘, und einer vielfältigen Tarifpolitik in den unterschiedlichsten Branchen. Unser Landesbezirk verhandelt bundesweit die meisten Tarifverträge, überwiegend sind es Haustarife", sagt Oliver Greie. Dreh- und Angelpunkt bleibe die bestmögliche Betreuung der Mitglieder.

Immer mehr Junge

Der Landesbezirksleiter hebt gern die gute Entwicklung des Landesbezirks bei den Auszubildenden, Studierenden und jungen Gewerkschaftsmitgliedern hervor. "Es freut mich außerordentlich, dass unser Jugendteam mit seiner guten Arbeit immer mehr junge Menschen anspricht und für eine Gewerkschaftsmitgliedschaft gewinnen kann. Daher hoffe ich, dass wir den vor zehn Jahren als Landesbezirk eingeschlagenen Weg gemeinsam weitergehen und die Herausforderungen und Veränderungen zuversichtlich und offensiv anpacken können."


Nachgefragt ...

... bei Thomas Voß, dem ver.di-Landesbezirksleiter für Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen von 2007 bis 2015

ver.di publik - Warum war die Fusion notwendig?

Thomas Voß - Die negative Mitgliederentwicklung hatte in allen drei Landesbezirken existenziell bedrohliche Ausmaße erreicht, ebenso die Haushaltsdefizite. Notwendig erschien, die Strukturen zu straffen und die Kräfte zu bündeln, um sich aus dieser Situation wieder herauszuarbeiten.

ver.di publik - Wie war die Stimmung in den drei Ländern?

Voß - Angespannt und skeptisch, aber es überwog die Entschlossenheit, sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Einige meinten, von oben lasse man uns ohnehin keine andere Wahl.

ver.di publik - Was waren die Ziele?

Voß - Die Mitgliederverluste zu minimieren und Synergieeffekte der gestrafften Strukturen zu nutzen, die finanziellen Defizite zu verringern und neuen Schwung in die Gewerkschaftsarbeit zu bringen.

ver.di publik - Wurden sie erreicht?

Voß - Wir haben die finanzielle Entwicklung und auch die Mitgliederentwicklung schneller ins Positive gewendet, als wir selbst geglaubt hatten.

ver.di publik - Hast du erreicht, was du dir vorgenommen hattest?

Voß - Wir haben alle miteinander sehr große Schwierigkeiten meistern müssen. Ich bin schon stolz auf das, was wir damals geschafft haben.