Vertritt 4.700 Beschäftigte im Aufsichtsrat: der Gewerkschafter Peter Kubiak

Respekt und Anerkennung hat sich die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat der Leipziger Stadtholding in den zurückliegenden Jahren verschafft, insbesondere auch durch die Verhinderung der Umbaupläne des Eigentümers. Das städtische Unternehmen hat 4.700 Beschäftigte und somit auch einen paritätisch mitbestimmten Aufsichtsrat. Der Gewerkschafter Peter Kubiak, seit 2009 Mitglied des Gremiums, erläutert die Holding: Mit den Stadtwerken, den Verkehrsbetrieben und den Wasserwerken ist das Unternehmen in drei Branchen der öffentlichen Daseinsvorsorge tätig. Kubiak selbst arbeitet in dem zu den Stadtwerken gehörenden Tochterunternehmen Netz Leipzig, zu dem die Versorgungsnetze für Strom, Gas und Fernwärme in der Messestadt gehören. Dort ist er Betriebsratsmitglied, und er ist Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Stadtwerke.

Der Aufsichtsrat der Stadtholding hat 20 Mitglieder - je zehn auf Seiten der Arbeitnehmer/innen und der Anteilseigner. Die Arbeitnehmerseite setzt sich zusammen aus sechs Beschäftigten der einzelnen Unternehmensbereiche und drei Vertreter/innen der Gewerkschaften. Ein Mandat besetzt die Gruppe der leitenden Angestellten. Ihnen gegenüber sitzen - für die Anteilseigner - neun Stadträte und der Oberbürgermeister, der auch Vorsitzender des Gremiums ist.

Detailkenntnisse und unbequeme Fragen

Was Peter Kubiak bewogen hat, sich dieser Aufgabe als Aufsichtsratsmitglied zu stellen, beschreibt er folgendermaßen: "Ich möchte die Geschäftsführung beaufsichtigen, ich möchte sie beraten, was sie tun sollte und was nicht. Und das immer mit dem Blick auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, auf gesunde städtische Unternehmen und auf die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner dieser Stadt. Als Aufsichtsrat in einem städtischen Unternehmen engagiere ich mich für die öffentliche Daseinsvorsorge. Ich möchte, dass in der Stadt die Straßenbahn fährt, dass Wasser aus dem Hahn kommt und dass die Menschen eine warme Wohnung haben - und alles das zu einigermaßen bezahlbaren Preisen. So einfach ist das." Kubiaks Loyalität gilt dabei sowohl den Stadtwerken als seinem Arbeitgeber als auch seinen Kolleginnen und Kollegen. Die Vorbereitungen auf eine Sitzung des Aufsichtsrates kosten ihn in der Regel drei Arbeitstage. Nicht nur der Arbeitsaufwand ist hoch, auch die nervliche Belastung ist nicht zu unterschätzen. Durch unbequeme Fragen etwa oder die vielen nötigen Detailkenntnisse.

"Daseinsvorsorge im Jahre 2030"

Einen Schwerpunkt der Arbeit in den letzten Jahren bildeten für die Arbeitnehmerbank, insbesondere auch für Ines Kuche, ver.di-Geschäftsführerin im Bezirk Leipzig-Nordsachsen und stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates, die Umbaupläne der Holding: Die Gewerkschafter/innen mussten akribisch prüfen, haben sich Beratung geholt, mit den Fraktionen im Stadtrat diskutiert und konnten letztendlich die Pläne der Geschäftsleitung auf Basis handfester Argumente verhindern. Ihr verantwortungsvoller Blick auf eine stetig wachsende Stadt hat dazu entscheidend beigetragen. Die Arbeitnehmervertreter/innen haben aufgrund der Entwicklungsprognosen für ihre Stadt für August 2017 einen Zukunftsworkshop mit dem Titel "Daseinsvorsorge im Jahre 2030" angeregt, der sich mit der Frage auseinandersetzen soll: Wie versorgt eine Stadt 700.000 Einwohner/innen mit Strom, Gas, Fernwärme, Mobilität und Wasser? Denn in diese Größenordnung soll sich Leipzig in den nächsten Jahrzehnten entwickeln, wie Fachleute schätzen.

Btr.