Streiken - auch für die Patienten

Klinikum-Streikaktion in Dachau

Die Beschäftigten am HELIOS Amper-Klinikum Dachau haben in diesem Herbst mehrfach die Arbeit niedergelegt. Dabei ist die Bezahlung "nicht mal das ganz große Problem", erklärt Thomas Günnel, Mitglied im Betriebsrat und einer der ver.di-Streikleiter in der Klinik.

Worum geht es dann, wenn es nicht nur ums Geld geht? Thomas Günnel fasst die Forderungen der Streikenden zusammen:

  • Entlastungsregelung durch mehr Personalstellen.
  • Belastungsausgleich für die Pflegekräfte, die immer wieder aus ihrem "Frei" geholt werden, also in ihrer Freizeit einspringen.
  • Planbare und damit verlässliche freie Zeiten.

Die Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern sind inzwischen dramatisch. Die Stellenpläne sind drastisch reduziert worden, und zunehmend ist es unmöglich, Stellen wieder zu besetzen. Denn derzeit findet eine regelrechte Flucht aus den Pflegeberufen statt. Immer mehr ausgebildete Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger steigen komplett aus und suchen sich Arbeit in einer anderen Branche.

Hinzu kommen hausgemachte Probleme des Amper-Klinikums. Die ehemalige Kreisklinik wurde schon zweimal verkauft. Zunächst an das Rhön-Klinikum und dann an HELIOS. Derzeit ist der achte Geschäftsführer in nur sieben (!) Jahren im Amt. Und Wertschätzung ist für das Klinikmanagement offensichtlich ein Fremdwort. Die Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern machen krank. Das ist Irrsinn an sich. Immer mehr Beschäftigte leiden an Überforderung, fallen wochenlang wegen Burn-Out aus oder haben schwere gesundheitliche Probleme. "Der Streik ist der verzweifelte Versuch, wieder vernünftige Arbeitsbedingungen herzustellen", erklärt Thomas Günnel. "Die Krankenhausarbeitgeber haben die Pflicht, auch für den Gesundheitsschutz ihrer Beschäftigten zu sorgen."

Wer sieht, unter welchen Belastungen Pflegekräfte in den Krankenhäusern leiden, der hofft inständig, niemals als Patient in eine dieser Einrichtungen zu müssen. Krankenhäuser sind eigentlich dazu da, dass Menschen wieder gesund werden. Dabei werden die, die sich um die Gesundheit anderer kümmern, selber krank.

Unter diesen Bedingungen leiden aber auch die Patientinnen und Patienten. Das Pflegepersonal hat keine Zeit, sich ordentlich um sie zu kümmern. Es gibt Kliniken, in denen eine Krankenschwester in der Nachtschicht alleine bis zu 30 Patienten betreuen muss.

Deshalb ist der Streik im Amper-Klinikum und in weiteren deutschen Kliniken auch ein Streik für die Patienten. Und dafür gebührt all denen, die sich bisher gegen die miserablen Bedingungen aufgelehnt haben, unser Respekt und unser Dank.


ver.di-Kampagne "Entlastung"

ver.di hat unter dem Motto "Entlastung" eine bundesweite Kampagne gestartet. Ziel ist, entweder durch Tarifverträge oder durch eine gesetzliche Vorgabe die personelle Mindestbesetzung in den Krankenhäusern zu regeln. Mit den Forderungen sollen die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten verbessert werden. Das ist nicht zuletzt auch ganz im Sinne der Patienten.