Die Marke Basquiat

Basquiat: Boom For Real

Eine Krone mit drei Zacken, das Copyrightzeichen © und das Warenzeichensymbol ® waren seine Signatur. Auf Hauswänden, auf Baseballkarten, auf ausrangierten Türen, die er bemalte, auf Leinwänden, kurzum auf allem, was ihm unter die Pinsel kam. Der amerikanische Künstler Jean-Michel Basquiat wirkte in den 1970er- und 1980er-Jahren, in denen er vor allem in der New Yorker Kunstwelt unterwegs war, wie aus der Zeit gefallen. Heute wäre er, der im Alter von 27 Jahren an einer Überdosis Drogen starb, sehr wahrscheinlich einer der Stars in den "Sozialen Medien". Sein Medium war nicht nur die Malerei, auch der Jazz, der Hip-Hop, der Film und die Mode. Er arbeitete crossmedial, als dieser Begriff noch nicht einmal gedacht wurde, das Internet für alle noch keine Option war.

Jetzt widmet die Schirn in Frankfurt dem Ausnahmekünstler wieder eine Einzelausstellung in Deutschland, wo er 1982 mit 21 Jahren der bisher jüngste Teilnehmer der documenta in Kassel, der größten internationalen Kunstausstellung hierzulande, gewesen ist. Mit 17 Jahren von zuhause abgehauen, hatte er innerhalb von vier Jahren eine Marke aus sich gemacht. Seine großen sperrigen Bilder, die meist wie von Kinderhand gezeichnete Figuren zeigten, umgeben von etlichen Details und Schriftzügen, oder auch einfach nur einen schwarzen Kopf, dem Zöpfe zu Berge stehen, wie der New Yorker Freiheitsstatue die Stacheln, wurden ihm unter der Hand, die sie noch fertigte, weggekauft. Doch mit dem Erfolg kamen Zweifel. "Ich wollte ein Star sein. Nicht ein Galerie-Maskottchen", sagte er einmal.

Und er wollte auch nicht ein schwarzes Kunstaushängeschild sein. Hätte es die Bewegung "Black Lives Matter" (Schwarze Leben zählen) schon zu seiner Zeit gegeben, er wäre eine ihrer Ikonen geworden. Immer wieder hat Basquiat gesagt: "Ich bin kein schwarzer Künstler, ich bin ein Künstler." Und er wollte auch nicht als Graffiti-Künstler abgestempelt werden, Graffiti war für ihn nur ein anderes Wort für "Nigger": "Mein Werk hat nichts mit Graffiti zu tun, die meisten Leute sind einfach nur Rassisten... Sie haben dieses Bild von mir: der Wilde auf der Flucht, der wilde Affenmensch oder was zum Teufel sie auch denken." Aber Basquiat war nicht auf der Flucht. Er war auf der Suche, unermüdlich in seinem Schaffen. Und er ist bis heute ein Star. Auf Instagram zum Beispiel seit 2013 mit der Gründung von "Black Lives Matter" unter "basquiatart" mit über 200.000 Followern. Und auf dem Kunstmarkt: Mitte Mai 2017 wurde ein Werk Basquiats bei Sotheby's für den Rekordpreis von 110,5 Millionen Dollar versteigert. Die Marke Basquiat zählt. Petra Welzel

SCHIRN KUNSTHALLE, RÖMERBERG, 60311 FRANKFURT, 16. FEBRUAR - 27. MAI 2018, DI, FR-SO 10-19, MI / DO 10-22 UHR


Tierisch beste Freunde: Über Haustiere und ihre Menschen

Rund 82 Millionen Menschen leben derzeit in Deutschland, und in einem Drittel der deutschen Haushalte leben aktuell rund 30 Millionen Hunde, Katzen, Hamster oder andere Tiere. Das Deutsche Hygiene-Museum geht in seiner Ausstellung den vielfältigen Aspekten des Zusammenlebens von Mensch und Tier nach. Beschäftigt sich mit den kritischen Stimmen, die jede Domestizierung von Tieren als nicht artgerecht auslegen oder ankreiden, dass man die Nutztiere isst und die daheim verhätschelt. Es ist also auch eine Ausstellung für diejenigen, die Tiere als Familienmitglieder als eine Fehlhaltung bezeichnen. Aber vor allem ist es auch eine Ausstellung für diejenigen, die Haustiere haben und mehr darüber erfahren wollen, wie diese ticken, was sie "denken". Dabei hilft vor allem der Saal, in dem man sich in die Perspektiven von verschiedenen Tieren versetzen kann. Dort erfährt man zumindest, wie die Welt für Tiere aussieht. Was sie von ihr und uns halten, bleibt weiterhin nur eine Ahnung. Petra Welzel

DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM, LINGNERPLATZ 1, DRESDEN, BIS 1. JULI, DI-SO 10-18 UHR


Mike Chick: Oder-Neiße

Die Grenze an der Oder und der Neiße zu Polen ist nicht nur historisch, sondern auch landschaftlich eine besondere. Es ist eine grüne, eine nasse Grenze, an vielen Stellen regelrecht verwildert. Dicht bewachsen von teils riesigen, ausufernden Bäumen, die Schutz zu geben vortäuschen, aber auch eine unheimliche Düsternis über das fließende Wasser legen. Der englische Künstler und Fotograf Mike Chick hat sich von 2013 bis 2016 entlang dieser Grenze bewegt, ist von der Landschaft zu den Menschen und Orten entlang der Flussläufe vorgedrungen. Entstanden sind dabei eindringliche Landschaftsaufnahmen, beeindruckende Porträts und bizarre Stillleben, etwa von einer alten Bühne in einem Gemeindehaus von 1927 oder dem Polen Kazimierz, dessen Ganzkörper-Tattoo wie ein Gemälde anmutet. Der in Berlin lebende Künstler ist mit seiner Spurensuche bei Land und Leuten den deutschen Wurzeln seiner Familie in Szczecin gefolgt. Wo sie ihn überall hingeführt hat, ist jetzt in Berlin zu sehen, unweit der Oder und Neiße. Petra Welzel

GALERIE IM TEMPELHOF MUSEUM, ALT- MARIENDORF 43, BERLIN, BIS 18. MÄRZ, MO-DO 10-18, FR 10-14, SO 11-15 UHR