Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske, vorn im Bild, auf der Zuhörerseite

Zu Jahresbeginn hat der ver.di-Landesbezirksvorstand den ver.di-Bundesvorsitzenden Frank Bsirske eingeladen, der einen gewerkschaftlichen Ausblick gab und sich den Fragen der Mitglieder und des Landesbezirksvorstandes stellte.

Frank Bsirske begann mit einem Blick auf den Stand der Regierungsbildung (Jamaika war gescheitert, Sondierungsgespräche zwischen CDU/CSU und SPD liefen noch) und darauf, was den Arbeitnehmer/innen durch das Scheitern der Jamaika-Koalition erspart geblieben ist.

Der SPD warf Bsirske Themenhopping im Wahlkampf und das Fehlen einer klaren Orientierung vor. Schnell kam er dann zur der Kernfrage aus ver.di-Sicht: "Was können Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter tun, um aus der verkorksten Situation das Beste zu machen?" Und er benannte das Kernthema soziale Gerechtigkeit, für die nun Druck entfaltet werden müsse, das Rentenniveau müsse gesichert, das Tarifsystem gestärkt, prekäre Arbeitsverhältnisse müssten begrenzt werden. Gefordert sind aus ver.di-Sicht Investitionen in Bildung, sozialen Wohnungsbau und öffentliche Infrastruktur, zur Finanzierung kämen Erbschaftssteuer oder eine Quellensteuer in Frage.

Die Bilanz der Tarifrunden 2017 fiel positiv aus: So konnte ver.di bei den Versicherungen qualitative Themen tariflich verankern und bei der Deutschen Bank/ Postbank den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2021 durchsetzen. Auch 2018 hat ver.di mehrere große Tarifrunden vor sich, von der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst für Bund und Kommunen im Frühjahr bis zum Wach- und Sicherheitsgewerbe im Herbst, die vor dem Hintergrund guter wirtschaftlicher Rahmendaten stattfinden.

Bei der Analyse der Mitgliederentwicklung wurde nichts schöngeredet: So konnten die Kolleg/innen zwar hören, dass die Zahl der Eintritte 2017 bundesweit im Vergleich zum Vorjahr deutlicher angestiegen ist als die Zahl der Austritte, unter dem Strich bleibt dennoch ein Mitgliederrückgang. Bsirskes Botschaft: "Die Zukunft der Gewerkschaft entscheidet sich im Betrieb und daran, ob es jemanden gibt, der ver.di sein Gesicht gibt."

Auch auf das Thema "Gute Arbeit in Zeiten der Digitalisierung" ging der ver.di-Vorsitzende ein. Hier gehe es nicht nur darum, die Arbeitnehmer/innen auf den Wandel vorzubereiten, sondern auch darum, eine gewerkschaftliche Antwort zu finden auf die Frage, wie die Interaktion zwischen Mensch und Maschine gestaltet werden soll.

In der anschließenden Diskussion kamen noch weitere Themen auf den Tisch und es gab auch kritische Nachfragen und Anmerkungen. So wurde das Betriebsrentenstärkungsgesetz teilweise mit Skepsis gesehen. Die Landesbezirksvorstandsmitglieder diskutierten mit Frank Bsirske unter anderem auch daüber, ob sich ver.di ausreichend in den sozialen Medien präsentiert und wie der digitale Zugang zu ver.di funktioniert. Am Ende gab es dann gleich einen konkreten Auftrag einer Kollegin für den Bundesvorsitzenden: Sie wartet auf die App für das Mitgliedernetz.