Möglicherweise wird es künftig keine Ausbildung mehr für Musikschullehrerinnen und -lehrer an der Universität Halle geben

Aus für den instrumental- und gesangspädagogischen Studiengang?

Im Dezember 2017 hat der Senat der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit zwölf Ja- und elf Gegenstimmen beschlossen, den Studiengang der Instrumental- und Gesangspädagogik (Klavier, Gitarre, Gesang) zu schließen. Mit dieser knappen und umstrittenen Entscheidung könnte die Ausbildung zu Musikschulpädagoginnen und -pädagogen in Sachsen-Anhalt bald Geschichte sein.

Eine von vielen Protesten begleitete Diskussion um die Hochschulfinanzierung im Land ging dem voraus, ebenso die Konzentration der Lehramtsausbildung in Halle und die Verlegung des Magdeburger Instituts für Musik an die Uni Halle. Rainer Herter, stellvertretender Personalratsvorsitzender und Sprecher der ver.di-Bundesarbeitsgruppe Hochschulen, ist der Ansicht, man müsse sogar bis ins Jahr 1993 zurückblicken. Schon da habe der große Umbau der Hochschullandschaft in Sachsen-Anhalt begonnen. "Und wir müssen immer mitdenken, was Umbau bisher bedeutete: weniger Stellen und weniger Geld", sagt Herter. Bis 2009 gehörten Absenkungstarifverträge dazu, Verringerung der Studienfächer und beispielsweise auch die Schließung der universitären Ingenieurswissenschaften in Halle-Merseburg.

"Die Hochschulen und beiden Universitäten in Sachsen-Anhalt mussten also über 20 Jahre lang eine Art Abbaukultur entwickeln, aus der sich zwangsläufig ein Konkurrenzverhalten der Fachgebiete entwickelte", sagt Herter. 2013 haben sie sich dennoch gegenseitig unterstützt: Zehntausende waren bei den Demonstrationen auf der Straße und hatten Erfolg. Die Hochschulfinanzierung wurde 2013 mit der Bernburger Erklärung neu reguliert und aufgestockt. Die Hochschulen können inzwischen auf Rücklagen zurückgreifen, sie haben Hochschulpaktmittel, Programmpauschalen und zusätzliche Gelder für das BAFÖG. Dennoch ist die Schließung von Studiengängen nun wieder an der Tagesordnung.

Die instrumental- und gesangspädagogischen Studiengänge (IGP) sollen mit dem knappen Beschluss eingestellt werden, das heißt: keine Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für die Musikschulen mehr. Dabei ist es keineswegs so, dass es etwa zu viele im Land gibt oder die Eltern und Kinder kein Interesse mehr am außerschulischen Musikunterricht haben. Die Nachfrage ist nach wie vor groß, vor allem in kleineren Städten und Gemeinden.

Ein Konzept bis Juli

Am heftigsten wird von den Studierenden und Lehrkräften diskutiert, dass die Unileitung erst jetzt nach Alternativen sucht, nachdem die Schließung schon beschlossen ist. Die Entscheidungen von Fakultät und Senat wurden mit großem Unverständnis und von Protesten begleitet, unterstützt von ver.di, dem Personalrat, dem Studierendenrat. Nun soll bis zur Senatssitzung im Juli auf Basis der vorhandenen Ressourcen doch noch ein Konzept für die Musikpädagogik an Musikschulen erarbeitet werden.

In diesem Kreis engagiert sich auch Josefin Rabehl. Nach ihrem Klavierstudium absolviert sie derzeit ein Studium der Musikwissenschaften und arbeitet als selbstständige Klavierlehrerin und Künstlerin. Ihr ist es wichtig, dass der Grundcharakter der Ausbildung erhalten bleibt: Die künstlerische Seite wird ergänzt durch die musikpädagogische. Sie und ihre Mitstreiterinnen wie die ver.di-Kollegin Kerstin Thorwirth und die Lehrbeauftragten Christine Kleiber und Marlene Langenhan wollen ihren Studiengang in Halle für die zukünftigen Generationen erhalten und Musikschulpädagoginnen und -pädagogen ausbilden, die für die musikalische Früherziehung, für die Entwicklung von künstlerischem Nachwuchs bis zum Musizieren im Alter zuständig sind.

Einen grundsätzlichen finanziellen Grund für das Ende dieser Studienrichtung gibt es laut Einschätzung des Personalrats nicht. Rainer Herter sieht da eher ein Verschlanken der Strukturen zu Lasten der kleineren Studiengänge. "Im Moment hält sich bei vielen die Empörung insgesamt in Grenzen, was die Schließung der IGP betrifft. Aber es könnte eine Blaupause werden für andere kleine Studienfächer, gerade bei den Geisteswissenschaften", sagt er.