Ausgabe 08/2018
Pflegekräfte sind fast täglich am Limit
Das Bündnis gegen den Pflegenotstand demonstriert in Eisleben
„Damit Pflege nicht auf der Strecke bleibt“, so lautete am 30. Oktober das Motto einer Kundgebung auf dem Markt von Eisleben, die sich gegen den Pflegenotstand richtete. Aufgerufen hatte der ver.di-Ortsverein Mansfelder Land und das „Bündnis gegen Pflegenotstand Mansfeld-Südharz (MSH)“. Gekommen waren etwa einhundert Kolleginnen und Kollegen aus den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, Auszubildende aus der Pflegeschule, Angehörige, Pflegende, Vertreter*innen von Parteien und Mitstreiter aus dem ver.di-Ortsverein Mansfelder Land und dem ver.di-Bezirk Sachsen-Anhalt-Süd. Am Herzen liegen ihnen die Arbeitsbedingungen in der Pflege. Die Politiker*innen sollen endlich aufwachen und begreifen, dass ausgerechnet in der Pflege täglich gegen den Gesundheits- und Arbeitsschutz verstoßen werde, sagt Ralf Neumann, Vorsitzender des Ortsvereins Mansfelder Land sowie Betriebsratsmitglied der Helios-Klinik Eisleben und Hettstedt.
Die Mitglieder des seit fünfeinhalb Jahren bestehenden Ortsvereins Mansfelder Land haben mit großem Engagement das Entstehen des Bündnisses gegen den Pflegenotstand vorangetrieben. Ihr Ziel ist es, die Menschen in der Region zu erreichen, um mit ihnen gemeinsam die Politik dazu zu bringen, grundlegende Verbesserungen für das Pflegepersonal, für Patient*innen und Heimbewohner durchzusetzen. Dabei haben die Akteure besonders die Helios-Klinik in Eisleben im Blick. Petra Losser und Steffi Trautmann, die dort arbeiten, sind an ihrem freien Tag auf den Markt nach Eisleben gekommen – weil sie etwas verändern wollen.
„Wir laufen fast täglich am Limit, haben viel zu wenig Zeit für die Patienten, einen Personalschlüssel, der nicht berücksichtigt, dass auf meiner Station über die Hälfte der Patienten über 80 Jahre alt ist. Und dazu kommt noch der große Dokumentationsaufwand. Denn der Druck der Krankenkassen ist hoch. Nur das gilt als erbrachte Leistung, was auch dokumentiert ist“, beschreibt Krankenschwester Petra Losser ihren Arbeitsalltag. Sie gehe jeden Tag unzufrieden nach Hause, weil sie nicht schaffen könne, was sie im Sinne der Patientinnen und Patienten schaffen wolle. Für die Beschäftigten sei es unverständlich, dass die Klinikleitung angesichts der vorhandenen Probleme den Druck verschärfe.
Die Beschäftigten in der Pflege lieben ihren Beruf, und trotzdem geben viele ihn nach ein paar Jahren auf oder reduzieren die Arbeitszeit, weil sie die hohen Belastungen nicht mehr aushalten. Wenn Pausenzeiten nicht eingehalten werden können und kurzfristiges Einspringen zur Regel wird, hat das emotionale und körperliche Erschöpfung zur Folge. Der persönliche Einsatz kann den strukturellen Personalmangel nicht ausgleichen.
Dreimal im Monat trifft sich deshalb das Bündnis gegen Pflegenotstand MSH jeweils in der Lutherstadt Eisleben, Hettstedt und Sangerhausen. Der ver.di-Ortsverein Mansfelder Land lädt alle zwei Wochen zu einem Pflegestammtisch nach Eisleben ein, damit die Pflege nicht auf der Strecke bleibt und betroffene Beschäftigte sich austauschen und stärken können. Btr.