Der Tagesspiegel, 24. Februar 2019

Am kommenden Donnerstag werden wieder reichlich Äpfel bereitliegen im Kongresshotel am Templiner See. Sauer müssen sie sein, am besten Boskop oder Braeburn. „Man wird nicht so schnell müde und behält eine gesunde Aggressivität“, beschreibt Wolfgang Pieper die Wirkung des Obstes. Er muss es wissen, in den vergangenen Jahrzehnten hat der Gewerkschafter unzählige Tarifverhandlungen geführt und sich in zähen Tagen und Nächten einen speziellen Ernährungsplan aufgestellt. Äpfel. Ab Donnerstag ist es wieder soweit, wenn in der dritten und entscheidenden Runde für die Tarifbeschäftigten und Beamten der Bundesländer um Geld und Eingruppierungsfragen gestritten wird.


Applaus für Mister Ver.di

Die Welt, 4. März 2019

Am Ende gab es in der Bundestarifkommission von Ver.di hinter verschlossenen Türen Applaus – für den Abschluss im öffentlichen Dienst der Länder und auch für Frank Bsirske persönlich. Es waren die letzten Tarifverhandlungen von Mister Ver.di, im Herbst geht Bsirske in Rente. Als Abschiedsgeschenk bekommen die eine Million Landesangestellten ein achtprozentiges Lohnplus [...] Alle Seiten sind erleichtert – auch weil tagelange zähe Verhandlungen überhaupt mit einem Abschluss endeten. Über Stunden hakte es allein deshalb, weil die Berechnungen so kompliziert waren und sich sogar immer wieder Rechenfehler einschlichen. Bsirske und Co. müssen zudem ihre Drohung mit einer Streikeskalation nicht wahrmachen. Im öffentlichen Dienst der Länder können Ausstände auch nicht zu so machtvollen Kraftdemonstrationen anwachsen wie bei den Kommunen, bei denen etwa der Nahverkehr und die Müllabfuhr bestreikt werden können.


Gemeinsam gegen den Betrug

Handelsblatt.com, 23. Februar 2019

[...] Die SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles unterstützt die scharfe Kritik von Verdi-Chef Frank Bsirske an den Paketdiensten. „Wer den Mindestlohn untergräbt, begeht kein Kavaliersdelikt. Das ist Betrug an den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern“, erklärte Nahles am Samstag via Twitter Sie fügte hinzu: „Wir werden das nicht dulden und wollen die sogenannte Nachunternehmerhaftung auch auf die Paketbranche ausweiten.“ Bsirske hatte den Paketdiensten im „Hamburger Abendblatt“ (Samstag) teils „mafiöse Strukturen vorgeworfen. „Unternehmen wie Hermes engagieren Firmen, die wiederum andere Firmen beauftragen, die dann Menschen aus der Ukraine, aus Moldawien oder aus Weißrussland in die Lieferfahrzeuge setzen“. Viele hätten gefälschte Pässe, sagte der Ver.di-Chef. „Da werden Stundenlöhne von 4,50 Euro der sechs Euro gezahlt und das bei Arbeitszeiten von zwölf oder sogar 16 Stunden pro Tag.“


Nomaden der Moderne

Der Tagesspiegel, 25. Februar 2019

Sie sind die Nomaden der Moderne, sie schleppen von früh bis spät. Meist unter enormem Zeitdruck, oft zu unanständigen Bedingungen: die Rede ist von Paketzustellern. „Mafiöse Strukturen“ wirft Verdi-Chef Frank Bsirske der Branche vor und fordert die Politik auf, sich wirkungsvolle Maßnahmen gegen die Hungerlöhne einfallen zu lassen. Doch wie können die aussehen? Der Mindestlohn ist gesetzlich geregelt, Scheinselbstständigkeit ist verboten. [...] Den größten Beitrag im Kampf gegen die Ausbeutung aber kann die Branche selbst leisten. Indem sie verbindliche Standards für die Vergabe von Aufträgen an Subunternehmen festlegt und auf deren Einhaltung achtet.