Stuttgarter Zeitung, 18. März 2019

Standing Ovations für den Mann, der seit 18 Jahren als bisher einziger Vorsitzender die Gewerkschaft Verdi führt: Frank Bsirske wird auf der Landesbezirkskonferenz gefeiert – am Ende seines wohl letzten großen Auftritts in der Region Stuttgart, bevor er Mitte September in Leipzig Platz macht für seinen designierten Nachfolger Frank Werneke. Vor Beginn seiner Rente mit 67 wirkt Bsirske keineswegs amtsmüde. [...] Im Visier hat er die Arbeitgeberverbände, die Firmen eine organisatorische Anlaufstelle bieten, ohne dass diese alle Tarifverträge anwenden müssen. „Wir müssen die Unternehmen zwingen, sich tarifvertraglich zu binden“, mahnt er. „Das ist ein Schwerpunkt für alle DGB-Gewerkschaften in diesem Jahr.“


Der Teamspieler

Rheinische Post Online, 1. April 2019

Um markige Sprüche ist Frank Werneke nicht verlegen. [...] Der 51-Jährige leitet [...] den Fachbereich acht – Medien, Kunst und Industrie. Trotz [...]kämpferischer Einlassungen ist der Ostwestfale einer breiten Öffentlichkeit bislang kein Begriff. Tarifverhandlungen bei den Tageszeitungen [...] laufen oft unterhalb der Wahrnehmungsschwelle ab. Mit dem Agieren im Hintergrund ist für ihn jedoch bald Schluss. Im September werden aus der ganzen Republik Verdi-Delegierte zum Bundeskongress [...] strömen, um einen Nachfolger für Frank Bsirske (67) zu wählen. [...] Viele Beobachter hatten damit gerechnet, dass die Zeit reif für eine Frau an die Spitze der mehrheitlich weiblichen Verdi sei. Mit Andreas Kocsis und Christine Behle hätte die Organisation durchaus fähige Kandidatinnen gehabt. Doch beide begnügten sich am Ende mit den Posten der Stellvertreterinnen. Werneke kündigte daraufhin an, dass er die Organisation mit den beiden künftig „im Team“ führen werde.


Ausdruck von Hemmnissen

Neues Deutschland, 19. März 2019

Orhan Akman, für den Einzelhandel zuständiger Bundesfachgruppenleiter von ver.di, begrüßte [...] das Bekenntnis von Lidl zum Flächentarifvertrag und zur angestrebten Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen. Dies zeige, dass der Wettbewerb in der Branche nicht über Löhne und Gehälter ausgetragen werden müsse. [...] Tatsache ist aber auch, dass es in deutschen Lidl-Filialen nach Angaben von ver.di weniger als eine Handvoll Betriebsräte gibt. „Das könne rein theoretisch Ausdruck paradiesischer Verhältnisse sein“, so Akman, was er selbstverständlich nicht glaubt, vielmehr sieht er darin einen „Ausdruck von Hemmnissen in der Unternehmenskultur“. Im Gegensatz zu Lidl bestünden bei der Konzernschwester Kaufland fast flächendeckend Betriebsräte, ebenso bei den Einzelhandelsketten Penny und Netto, berichtet der Gewerkschafter.


Kratzer im Öko-Image

Westdeutsche Allgemeine WAZ, 20. März

Verdi lobt die Discounter und geißelt die Bio-Supermärkte [...] Wie es scheint, hat sich der beharrliche Kampf der Gewerkschaft gelohnt. Mehr denn je sind Aldi, Lidl & Co. um ihren guten Ruf besorgt. Dazu gehört eben nicht nur ein gutes und breites Sortiment, sondern auch eine ordentliche Bezahlung und Behandlung der Mitarbeiter. [...] Die Bio-Ketten waren lange über jeden Zweifel erhaben [...] Das hat sich dramatisch geändert. Öko-Lebensmittel führt inzwischen jede Tankstelle. [...] Es reicht nicht mehr, Nachhaltigkeit zur Firmenkultur zu erklären. Themen wie Tarifbindung und Mitbestimmung gehören gleichberechtigt dazu. Die Verbraucher sind hochsensibel – nicht nur bei den Preisen. Das Image eines Händlers bekommt Kratzer, wenn er Mitarbeiter nicht gut behandelt. Zu Recht!