Kulturtipp – Lässt sich Trump noch unterbieten? Die brasilianische Antwort heißt Bolsonaro. In ihrer Netflix-Doku „Am Rande der Demokratie“ zeichnet Petra Costa nach, wie die Gesellschaft in ihrer Heimat auf diesen Tiefpunkt zusteuerte. Die Regisseurin nimmt dabei besonders die Rolle der reichen Eliten in den Blick. Mit 36 Jahren ist Costa nur zwei Jahre älter als die erst 1985 vom Militär wieder zugelassene Demokratie. Entstanden ist ein beunruhigendes Porträt mit starken Bildern vom Niedergang der politischen Kultur. Darin verbindet Costa Zeitgeschichte mit Rück-blicken auf das eigene Leben und den Untergrundkampf ihrer Eltern gegen die Diktatur. Die Doku beginnt mit Lulas Abschied von politischen Weggefährten. Tausende versammeln sich Anfang April 2018 mit Lula in der Zentrale der Metallgewerkschaft bei São Paulo, um gegen die bevorstehende Verhaftung des früheren Präsidenten zu protestieren. Es ist der Schlusspunkt einer Ära. Mit dem Sturz von Dilma Rousseff 2016, der Nachfolgerin des ersten Arbeiterpräsidenten, bleibt ein gerechteres Brasilien wieder nur ein Traum. Kurzum: Eine eindrucksvolle Nahaufnahme der jüngeren Geschichte Brasiliens. stein


Abschussliste für Aktivisten

Kolumbien – Kolumbien ist derzeit eines der gefährlichsten Länder für Umwelt- und soziale Aktivisten weltweit. Laut der neuesten Studie der britischen Nichtregierungsorganisation Global Witness belegte Kolumbien im Jahr 2018 auf der Rangliste der Länder mit der höchsten Mordrate an Umweltaktivisten den zweiten Platz. Doch auch indigene und afrokolumbianische Führungspersönlichkeiten, soziale Aktivisten, Menschenrechts- verteidiger*innen und Gewerkschafte-r*innen stehen ganz oben auf der Abschussliste: Über 1.350 Aktivisten haben Todesdrohungen erhalten, allein in den letzten vier Monaten sind knapp 300 Mitglieder von sozialen Organisationen und Bewegungen ermordet worden.


Streit um den Sprit

Portugal – Erneut sind die Tankwagenfahrer*innen in Portugal in den Streik getreten. War er zu Ostern noch auf drei Tage befristet, haben die Nationale Gewerkschaft im Gefahrgüter-Transport (SNMMP) und die Unabhängige Gewerkschaft der Warentransporteure (SIMM) am 12. August zum unbefristeten Streik aufgerufen. Anlass sind ihre Forderungen nach besserer Bezahlung. Zurzeit fahren sie die gefährlichen Güter zum Mindestlohn, der bei 700 Euro im Monat liegt. Die Streikenden fordern 1.200 Euro. Die Regierung fordert in Reaktion auf die Streiks eine Mindestbelieferung auch von Hotels (50%) und Flughäfen (100%) und droht, sie mit Militär und Polizei durchzusetzen, um Treibstoffengpässe wie im April zu vermeiden. Wer dies boykottiere, müsse mit Entlassung und juristischer Verfolgung rechnen.


Gewerkschaften bedroht

Türkei – Die türkische Gemeinde Aliağa in Izmir entlässt Gewerkschaftsmitglieder ohne Rechtsgrundlage. Zudem verlangt der neu gewählte Bürgermeister der Gemeinde von ihnen, aus ihrer Gewerkschaft auszutreten und sich einer anderen anzuschließen. Die Entlassenen sind seit 1998 Mitglied der Gewerkschaft DISK/Genelİş. Insgesamt wurden bis zum 24. Juli 187 Mitarbeiter*innen entlassen. Die Beschäftigten streiken bereits seit dem 20. Mai. Sie fordern, dass die Rechte und Freiheiten der Gewerkschaften wiederhergestellt und geachtet werden. LabourStart-Campaign ruft zur Unterstützung auf: www.labourstartcampaigns.net