Baederland_1.jpg
Streikend zogen auch die Bäderland-Beschäftigten zum Erfolgver.di

120 Tarifverhandlungen wurden 2019 in den Betrieben und Branchen von ver.di Hamburg geführt. Darunter waren große, bundesweite Flächentarifverhandlungen wie zum Beispiel die Tarifrunde für die Beschäftigten der Länder, regionale Tarifverhandlungen wie im Bereich der Postbank und viele Haustarifvertragsverhandlungen wie bei Bäderland. Zu den Erfolgen zählen die teilweise überdurchschnittlichen Entgelterhöhungen, die Herstellung von Tarifbindung oder neue Elemente wie die Wahlmöglichkeit zwischen Teilen der Entgelterhöhung oder freien Tagen.

Schlaglichter auf einige Branchen

Den Auftakt machten die Beschäftigten der Geld- und Wert-Dienstleister. Am 2. Januar folgten sie, nach fünf ergebnislosen Verhandlungsrunden, in Hamburg einem bundesweiten Streikaufruf und trafen sich bei frostigen Temperaturen an der ver.di-Feuertonne. Drei Tage wurde durchgestreikt, bis schließlich ein Tarifergebnis vorlag, das sich sehen lassen kann: Entgelterhöhungen zwischen 7,7 und 17,1 Prozent in zwei Stufen.

Hohe Streikbereitschaft und Solidarität trugen auch bei Bäderland zu einem guten Abschluss bei. Hier waren zwei Streiks nötig, bis es in der sechsten Verhandlungsrunde schließlich zum Durchbruch kam. Das Ergebnis beinhaltet spürbare Entgelterhöhungen von 205 Euro pro Monat in zwei Stufen inklusive sozialer Komponente durch einen Festbetrag, die schrittweise Erhöhung der Jahressonderzahlung auf 900 Euro und deutliche Verbesserungen im Rahmentarifvertrag. Zudem haben die Beschäftigten die Wahlmöglichkeit, einen Teil des zweiten Erhöhungsschrittes in bis zu drei zusätzliche Urlaubstage umzuwandeln.

Im Verlauf des Arbeitskampfes unternahm die Bäderland-Geschäftsführung zwar den Versuch, die Belegschaft durch die Zahlung einer Prämie für Streikbrecher*innen zu spalten. Doch die Beschäftigten ließen sich nicht beirren und hielten solidarisch zusammen. Die Zahl der ver.di-Mitglieder und die Streikbereitschaft stiegen weiter an.

Auch mit einigen Monaten Abstand bewertet Horst-Hermann Schultz, Mitglied der Tarifkommission und Betriebsratsvorsitzender, den Abschluss als Erfolg: "Keine Frage, das Ergebnis ist super", sagt er. "Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass noch nicht alle Probleme gelöst sind." Die Frage der gerechten Eingruppierung sei weiterhin offen. Darum habe ver.di nun den Tätigkeitskatalog gekündigt. Schultz ist sich sicher: "Wir haben in dieser Tarifrunde erlebt, dass Solidarität sich bezahlt macht. Das gilt auch für die kommende Auseinandersetzung um den Tätigkeitskatalog."

Ein hoher Organisationsgrad hat auch bei "Pflegen & Wohnei Hamburg" zu einer guten Tariflösung beigetragen. Hier ist es gelungen, mit einem Tarifabschluss eine lange währende Ungleichbehandlung in der Belegschaft zu beenden. Nach einem großen Konflikt vor einigen Jahren wurden neu eingestellte Beschäftige fortan schlechter bezahlt, diese Zweiteilung ist nun beendet. Gleichzeitig steigt auch insgesamt das Niveau, sodass Pflegefachkräfte ab 2021 auf ein Einstiegsgehalt von 3.044 Euro kommen, in der Endstufe auf 3.674 Euro. Auch die Ausbildungsvergütungen wurden erhöht auf 1.160 Euro im ersten bis 1.350 Euro im dritten Jahr.

"Wir halten in der Tarifkommission den Tarifvertrag für einen großen Erfolg", sagt Karin Jacobsen, Tarifkommissionsmitglied und stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. "Doch ehrlicherweise muss ich sagen, dass wir einige Kolleginnen und Kollegen davon noch überzeugen müssen." Das betreffe vor allem diejenigen, die die positive Wirkung des Tarifvertrages nicht sofort im Portemonnaie sähen. Sie ist überzeugt: "Mittel- und langfristig bietet der Tarifvertrag eine bessere tarifliche Entwicklung für alle, zum Beispiel durch persönliche Gehaltsentwicklungen und ab 2021 durch das volle 13. Gehalt."

Stark in den Betrieben

"Das Tarifjahr 2019 hat gezeigt, dass wir mit hohem Organisationsgrad und Streikbereitschaft gute Tarifabschlüsse erreichen", sagt Berthold Bose, ver.di Landesbezirksleiter. "2020 haben wir 180 Tarifrunden vor uns, unter anderem die Tarifrunde im öffentlichen Dienst, die fast alle Fachbereiche betrifft. Da kommt es erneut auf gewerkschaftliche Stärke in den Betrieben an."