Ausgabe 01/2020
Wir wollen nicht nur Rosen
In Spanien, Argentinien oder der Schweiz waren seit 2018 mehrere Millionen Frauen im Streik auf den Straßen. Auch in Deutschland gibt es am 8. März immer mehr Aktionen im Rahmen der Frauenstreikbewegung. ver.di und die anderen Gewerkschaften beteiligen sich zunehmend an der Bewegung. Denn ein bedeutender und wachsender Teil von ver.di sind Frauen. Als ver.di-Frauen verfolgen wir traditionell nicht nur die Interessen von Beschäftigten im Allgemeinen, sondern haben ebenso frauen- und gleichstellungspolitische Ziele. Insofern können wir Potential einbringen, wenn wir mit unserer gewerkschaftlichen Kraft soziale Bewegungen unterstützen. Die Frauenstreikbewegung spricht uns direkt an; in anderen Ländern wie der Schweiz oder Spanien sind die Gewerkschaften schon längst ein wichtiger Teil der Bewegung.
Gleiche Ziele
Die Kernpunkte und Ziele der Frauenstreikbewegung sind ähnlich wie unsere in ver.di: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit und die finanzielle Selbstbestimmung, Schließung der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen und mehr finanzielle Anerkennung frauenspezifischer Arbeit . Die zeitliche Selbstbestimmung, um mehr Zeit für privates, gesellschaft-liches Engagement oder die Familie zu haben. Die Abschaffung der Paragraphen 218 und 219a, die das Recht auf Abtreibung beschneiden. Körperliche Selbstbestimmung im Kampf gegen sexuelle Belästigung, Gewalt und Diskriminierung. Die Gewerkschaften kämpfen ebenso gegen rechte und frauen- feindliche politische Strömungen, die unsere Frauenrechte massiv bedrohen. Diese Themen einen uns. Eine umfassende Geschlechtergerechtigkeit im Beruf, im Privatleben und in der Gesellschaft muss das Ziel sein.
In die Betriebe tragen
Wir sollten deshalb den Frauenstreik und seine Ziele nicht nur solidarisch mit auf die Straße tragen, sondern auch in die Betriebe und Dienststellen. In Hessen trifft sich regelmäßig ein gewerkschaftliches Bündnis der DGB-Gewerkschaften, um die Beteiligung an Aktionen zu organisieren. Das kann rund um den 8. März ebenso in Form von Frauenversammlungen, Betriebs- und Personalversammlungen, Frauencafés, symbolischen Urabstimmungen oder Solidaritätsaktionen bzw. Fotos aufgegriffen und mit den Forderungen der Frauenstreikbewegung verknüpft werden. Wir möchten dazu aufrufen, sich in der arbeitsfreien Zeit an Demos oder Aktionen zu beteiligen und im Rahmen der betrieblichen Aktivitäten rund um den internationalen Frauenkampftag den Frauenstreik mit kreativen Aktionen aufzugreifen.
Wenn wir uns zusammenschließen, können wir viel bewegen. Wir wollen nicht nur Rosen, wir fordern eine gleichberechtigte Gesellschaft! Denn Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben!
Juliane Elpelt ist Landesfrauensekretärin ver.di-Hessen