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Ralf Stamm sagt Servusmainova/Joachim Storch

Als Ralf Stamm 1969 als 15-jähriger "Lehrling" bei der Stadt Frankfurt in der Vermessungstechnik anfing, wurde er zum Personalratsvorsitzenden gerufen. Der begrüßte ihn und legte ihm die Beitrittserklärung zur Gewerkschaft vor. "So war das damals", erzählt Ralf schmunzelnd, "aber für mich wäre die Mitgliedschaft sowieso selbstverständlich gewesen. Denn ich komme aus einer Gewerkschafterfamilie." Genauso selbstverständlich war es für ihn dann auch, sich im Betrieb zu engagieren: Lehrlingsvertreter, Vertrauensmann, Vertrauensleutesprecher.

Dann ein Studium an der Akademie der Arbeit und später zwei Jahre Ausbildung zum Gewerkschaftssekretär bei der ÖTV. 1981 wurde Ralf Stamm schließlich hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär. Die ersten Jahre arbeitete er am Frankfurter Flughafen, wo er für die internationalen Airlines zuständig war. Als Geschäftsführer der ÖTV Wetterau begann er mit der Betreuung der Energie- und Versorgungswirtschaft und setzte das als Gewerkschaftssekretär und später Landesfachbereichsleiter fort.

Er entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zum ausgewiesenen und gefragten Experten. "In der Energiewirtschaft wirst du nur anerkannt, wenn du mitreden kannst", sagt er, "nur dann treten die Leute auch ein." Als Gewerkschafter von altem Schrot und Korn war für Ralf die Stärkung der Vertrauensleutearbeit stets ein wichtiges Arbeitsfeld.

Er hat spezielle Kommunikations- und Teamtrainings für Vertrauensleute (VL) auf den Weg gebracht. "Vertrauensleute sind das Herz der Organisation", ist er überzeugt, "funktionierende Vertrauensleutearbeit sichert die Stärke von ver.di in den Betrieben." Dass sie keine offiziellen Funktionen bekleiden oder in festen Gremien sitzen, sieht er dabei als Vorteil. "Du brauchst keinen Posten zu haben, bist ungebunden von Gremien oder Vorschriften, kannst einfach so etwas auf den Weg bringen. Wenn das klappt, sind es tolle Erfolgserlebnisse, dann macht VL-Arbeit richtig Spaß."

Im Herbst vergangenen Jahres feierte Ralf Stamm sein 50-jähriges Arbeitsjubiläum. Seit Dezember ist er in Rente und räumt sein umfangreich bestücktes Büro auf. Er freut sich darauf, mit seinen zwei Enkeln mehr zu unternehmen und – wenn es wieder wärmer wird – auf seiner Harley-Davidson schöne lange Touren fahren zu können. Ute Fritzel