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Jubilar*innen-Ehrung im Haus des SportsFoto: ROLF OLSOWSKI

Die Vorbereitung und Organisation der Jubilarfeier Ende vergangenen Jahres war diesmal eine besondere Herausforderung für die Helfer*innen. Denn der Kieler Legienhof im Gewerkschaftshaus, die traditionelle Stätte für Jubilarfeiern, ist geschlossen. In zwei großen Veranstaltungen, eine morgens, eine abends, wurden die 120 Jubilar*innen daher im Haus des Sports geehrt. Es war ein Highlight mit berührenden Begegnungen.

Friedrich Guttau kam viel zu früh. Eine Stunde vor Beginn setzt er sich bei der Morgenveranstaltung an einen der festlich gedeckten Tische. Zu Hause hält ihn heute wenig. "Meine Frau ist für einige Tage im Krankenhaus, und so ist die Feier heute eine schöne Abwechslung", sagt Friedrich Guttau. Da der 88-Jährige als erster da ist und die Vorbereitungen bereits abgeschlossen sind, ist Zeit für einen Klönschnack.

1949 ist er in die ÖTV eingetreten, war dann für einige Jahre als selbstständiger Schaufenster-Dekorateur tätig. "Ich war nicht gerne auf der Schule", erzählt er. "Die Lehrer, die zwölf Jahre lang ihren rechten Arm gar nicht herunterbekommen hatten, waren plötzlich alle Demokraten. Das hat mich gestört. Ich habe die Schule abgebrochen und Zimmermann gelernt."

In der Gewerkschaft wollte er eigentlich bleiben, aber irgendjemand hat ihn als Selbstständigen gegen seinen Willen ausgebucht. "Als es mit meiner Selbstständigkeit vorbei war und ich in die Verwaltung kam, bin ich sofort wieder eingetreten. Gewerkschaft gehört zu meinem Leben dazu." Als Friedrich Guttau für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt wird, sagt er augenzwinkernd: "Es sind eigentlich 70 Jahre, die ich dabei bin."

Abends sind unter den Gästen sieben Postler*innen. Es ist fast wie ein kleines Klassentreffen. Am Tisch wird herzlich gelacht, über alte Zeiten geplaudert und bei den Liedern von Gerd Sell auch laut mitgesungen. Als es dann zur Ehrung kommt, hatte die stellvertretende Bezirksvorsitzende Anja Schadow eine Doppelfunktion. Erst steckt sie ihren Post-ler*innen die Ehrennadeln an ihre Revers, dann lässt sie sich selbst von ihrem Kollegen Klaus Wiese für 25 Jahre Mitgliedschaft ehren. "Ich habe ein tolles Gefühl von Stolz dazuzugehören empfunden. Hier war der Rohstoff Solidarität spürbar", sagt sie. Und sie fügt hinzu, dass sich alle Postler*innen in 15 Jahren verabredet haben, sie wollen beim 40-jährigen Jubiläum ihr Klassentreffen wiederholen.

Es sind diese kleinen Geschichten, die den Tag im Haus des Sports so wertvoll machen. Viele Jubilare sind in schweren Zeiten in ihre Gewerkschaft eingetreten. Sie wussten immer um die Kraft der Solidarität. Bei der Verabschiedung gibt es nur positive Resonanz. Die diesjährige Jubilarfeier soll am 6. November abermals im Haus des Sports stattfinden.