Nicht selten stellen sich ver.di-Mitglieder die Frage, warum alle Beschäftigten des jeweiligen Unternehmens oder der Branche vom Tarifabschluss profitieren. In der Regel waren es die ver.di-Mitglieder, die in den Verhandlungen gestritten oder vor den Toren gestanden haben. Warum sollten nicht nur sie in den Genuss der Abschlüsse kommen? Die Gründe sind bekannt – die Alternativen überschaubar: Ein 100-prozentiger Organisationsgrad wäre die optimale Lösung.

Beim Servicedienstleister S-Markt & Mehrwert GmbH & Co. KG in Halle konnte ver.di mit der Geschäftsführung Vorteilsregelungen für ver.di-Mitglieder tariflich verankern. Vor dem Hintergrund langwieriger Tarifauseinandersetzungen in den vergangenen Jahren bei dem Vorgängerunternehmen, der S-Direkt Marketing GmbH & Co. KG, ein eher überraschendes Ergebnis. "Wir haben aus den Erwartungen der Beschäftigten eine Rankingliste erstellt, die als Grundlage für die Verhandlungskommission diente", sagt Katy Gerulat, Mitglied der ver.di-Tarifkommission. "Die Verhandlungen selbst waren von einem respektvollen Umgang und einer konstruktiven Herangehensweise an die verschiedenen Themen geprägt."

Britta Schneider, Betriebsratsvorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, hat die Umstrukturierung des Unternehmens seit vielen Jahren begleitet. Zum Call Center als Kerngeschäft sind weitere Geschäftsfelder hinzugekommen. "Eingebettet in die Sparkassen-Finanzgruppe bieten wir seit einigen Jahren Entwicklungshilfen beim Telefonservice, entwerfen Marketing- und Vertriebsstrategien und sind auch auf dem Gebiet der digitalen Ökosysteme zu Hause", sagt Schneider. Betriebsrätin ist sie aus Leidenschaft. Sie sagt aber auch, dass es den Beschäftigten nur dann gut gehe, wenn auch das Unternehmen erfolgreich sei. "Es ist manchmal eine Gratwanderung, sowohl die Interessen der Beschäftigten als auch die unternehmerischen Entscheidungen im Blick zu haben", sagt sie. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten hat dem Tarifabschluss zugestimmt. Thomas Luthardt gehört zu denen, die mit kritischem Blick auf das Ergebnis schauen: "Ich bin schon seit vielen Jahren im Unternehmen und hätte mir gewünscht, dass wir schon eher in den Genuss spürbarer Gehaltssteigerungen kommen."

Aus Sicht des ver.di-Verhandlungsführers Marcus Borck ist ein gutes Paket für die Beschäftigten und vor allem für ver.di-Mitglieder erreicht worden.

Die Gehaltssteigerungen im Einzelnen:

  • Einkommenssteigerungen von 5,25 Prozent zum 1. Januar 2020, jeweils 5,5 Prozent ab 1. Dezember 2020 und ab 1. Januar 2022 sowie weitere 6,0 Prozent ab 1. Dezember 2022
  • Erhöhung der Entgelte für Auszubildende und dual Studierende
  • Zuschläge für Einsatzzeiten ab 18 Uhr von 12,5 bis 25 Prozent
  • ver.di Mitglieder erhalten zusätzlich:
  • 50 Prozent eines Monatsgehaltes im Jahr 2020
  • 100 Prozent eines Monatsgehaltes im Jahr 2021
  • Erhöhung des Sonderurlaubs von
  • bisher 2 auf 2,5 Tage ab 2021
  • Erhöhung des Sonderurlaubs auf drei Tage ab 2022
  • Fahrtkostenzuschüsse für den ÖPNV bzw. Tankgutscheine

Vereinbart wurde eine Laufzeit von drei Jahren.