Chile – Bei Protesten am 1. Mai in Chile ist es zu gewaltsamen Übergriffen durch die Polizei gekommen. Im ganzen Land gab es am Internationalen Tag der Arbeiterbewegung kleinere Proteste und Kundgebungen. Die Polizei nahm Hunderte Personen fest mit der Begründung, dass Versammlungen von mehr als 50 Personen wegen der Corona-Pandemie verboten seien. An manchen Orten war das aber nicht einmal der Fall, wie etwa bei der Kundgebung verschiedener Gewerkschaften in Santiago. Allein in der Hauptstadt gab es 57 Festnahmen, darunter zehn Gewerkschaftsführerinnen und -führer. Die Vorsitzende des Gewerkschaftsdachverbandes CUT (Central Unitaria de Trabajadores), Bárbara Figueroa, kritisierte das Vorgehen der Polizei als "unnötig und unverantwortlich".

Brasilien – Die Zahl der Corona-Toten in Brasilien steigt weiter rasant. Über 100.000 bestätigte Fälle und über 7.000 Todesopfer waren der Stand am 4. Mai 2020. Auf die hohen Todeszahlen angesprochen, reagiert der ultrarechte Präsident des Landes, Jair Bolsonaro (parteilos), mit: "Na und? Was soll ich machen?" Die Bevölkerung ist entsetzt über seine Kaltschnäuzigkeit. Kritiker*innen werfen ihm vor, einen Genozid an der armen Bevölkerung in Kauf zu nehmen. Von Anfang an hat der Präsident die Krankheit als "kleine Grippe" verharmlost. João Doria, Gouverneur des Bundestaats São Paulo und möglicher Präsidentschaftskandidat für 2022, forderte Bolsonaro auf, "aus seiner Blase herauszukommen". Er solle aus seiner kleinen Welt aus Hass aussteigen und Krankenhäuser am Rande des Kollapses besuchen. Brasilien ist das sechstbevölkerungsreichste Land der Erde. Von 48 untersuchten Ländern hat Brasilien die höchste Ansteckungsquote. Jede*r kranke Brasilianer*in steckt aktuell 2,8 andere Menschen an. Die Stimmen für ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten werden inzwischen immer lauter.