April 2020 – „Ich arbeite von einem Monat zum anderen, wie das bei Freischaffenden so ist. Das meiste kommt kurzfristig, auch die Trauerfeiern, die ich auch mache. Zuerst dachte ich, die Trauerfeiern wirst du ja weitermachen können, gestorben wird ja, und die Leute müssen ja verabschiedet werden. Aber Pustekuchen, die Bestatter können ihre Arbeit gar nicht mehr machen. Die können die Toten nicht versorgen, die Angehörigen nicht begleiten. Das ist ja alles nicht mehr erlaubt.

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Foto:privat

Ich persönlich beobachte das mit großem Schmerz, sich von den Verstorbenen nicht verabschieden zu dürfen, und auch die Feiern mit den Freunden und Verwandten nicht machen zu können, finde ich tragisch. Und das ganz abgesehen von meiner persönlichen Tragik, weil ich die Musik dabei sehr gerne mache. In der Kapelle, auf dem Friedhof, bei den Feiern oder auch auf einem Schiff, wenn es eine Seebestattung ist. Manchmal auch bei der Abschiednahme im Krematorium. Die Musik spielt da eine ganz andere Rolle als bei einem Konzert. Der Kontakt zu den Menschen ist ein ganz anderer, viel dichter. Ich frage nach dem Lieblingslied der Verstorbenen, spiele alle möglichen Sachen vom schnulzigen Schlager bis zum französischen Rapp; wenn es ein Lieblingslied war, hole ich die Leute ab.

Ich spiele auch im Hospiz für die, die allein sind, keine Angehörigen haben, aber auch für die, die welche haben. Die vereinsamen jetzt total. Ich begleite unter anderem einen älteren Herrn. Da dachte ich auch, ich darf den nicht anstecken. Aber er hat gesagt, ,na sag mal, du bist für mich schon die ganze Zeit eine Gefahr, ich darf mich mit nichts anstecken. Ich pfeif drauf'."

Protokoll: pewe