20. April 2020 – Yasmin hat einen Masterabschluss in Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache und hatte noch während ihres Studiums begonnen, dieses Fach bei der privaten Fremdsprachenschule Berlitz zu unterrichten. Die Teilnehmer*innen in ihren Kursen sind erwachsene Leute zwischen 18 und 65 Jahren, die in Deutschland ein neues Leben anfangen und dafür eine neue Sprache lernen müssen oder wollen. Yasmin liebt ihren Beruf und den Umgang mit Menschen.

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Foto: Gundula Lasch

„Der letzte Unterrichtstag war am 16. März. Dann wurde uns mitgeteilt, dass die Schule vorerst zwei Wochen geschlossen bleibt. Ich und meine Kolleg*innen ahnten, dass dies für uns totalen Honorarausfall bedeutete. Bisher war ich vor allem in sehr heterogenen Klassen, was Herkunft, Lernerfahrung, gesellschaftlichen Status, Religion, Sprachniveau angeht. Am liebsten unterrichte ich in sogenannten B2-Kursen für Fortgeschrittene, weil da das Sprachniveau schon soweit ausgebaut ist, dass richtig gute Diskussionen stattfinden können. Ich habe mich dagegen entschieden, online zu unterrichten. Die von uns genutzten Lehrwerke sind auf Präsenzunterricht ausgelegt, wir sind überhaupt nicht im E-Teaching geschult und nicht bei allen Teilnehmer*innen kann man technisch und sprachlich eine Online-Teilnahme voraussetzen. Außerdem wird die zeitintensive Vorbereitung natürlich nicht bezahlt. Die Stundenanzahl ist zudem heruntergesetzt worden. So kommt bei vielen am Monatsende nicht mehr raus, als hätten sie ALG II beantragt.“

Sie und die meisten solo-selbstständigen Lehrkräfte in Leipzig sind so mehr oder weniger kaltgestellt. Wann die Kurse eventuell wieder stattfinden können, weiß momentan niemand genau. Die unfreiwillig freie Zeit nutzt Yasmin jetzt für die Organisierung ihrer Kolleg*innen in der „Initiative Leipziger Lehrkräfte gegen Prekarität in der Erwachsenen- und Weiterbildung“.

Protokoll: Gundula Lasch