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Daseinsvorsorge – ein sperriges Wort. Aber es steht für viel und viele Beschäftigte in den unterschiedlichsten Bereichen: beim Norddeutschen Rundfunk, in den Elbkinder-Kitas, bei der Stadtreinigung, den Jobcentern, bei Hochbahn, Behörden, Bezirks- und Gesundheitsämtern und für vieles mehr. Sie alle sorgen jeden Tag dafür, dass die Hamburger Gesellschaft funktioniert – so reibungslos wie möglich. Allein im Öffentlichen Dienst der Freien und Hansestadt Hamburg und ihren Unternehmen arbeiten etwa 100.000 Beschäftigte – plus die vielen Menschen, die in ausgegliederten Dienstleistungen wie der Paketzustellung oder in sozialen Zuwendungsbereichen tätig sind.

Für sie, die durch die Corona-Krise erhebliche Mehrbelastungen über die bereits seit Jahren bestehenden Mängel hin-aus zu tragen haben, gab es am 26. Mai eine Aktion auf dem Hamburger Rathausmarkt, die für Beachtung sorgte: ver.di war wieder auf der Straße, ein Offener Brief zu der Aktion an Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher landete auch in den Händen interessierter Passanten.

50 Protestierende – mehr waren nicht zugelassen – hielten Abstand nach Vorschrift. "Wir sind es wert, wir sind mehr wert", stand auf den Plakaten. Sieglinde Frieß, stellvertretende ver.di-Landesleiterin, freute sich, wie viele Bereiche der Daseinsvorsorge vertreten waren, über alle Tarifgrenzen hinweg. "Mehr ging nicht", so ihr Fazit. Eine Stunde war es "bunt und laut, und es war gut, was gemacht zu haben. Eine kraftvolle, symbolische Aktion und ein Offener Brief, mit dem der Erste Bürgermeister entsprechend aktiv werden kann", sagt Gewerkschaftssekretärin Tanja Chawla.

Die Senatskanzlei nahm den Offenen Brief entgegen. Darin fordert ver.di unter anderem kurzfristige Lösungen von Problemen beim Arbeitsschutz. Langfristig geht es um bedarfsgerechte Ausstattung mit Personal. "Wir sind unterschiedlichsten Gefahren ausgesetzt, erleben erschwerte Arbeitsbedingungen und erfüllen trotzdem unsere Aufgaben. Wir, das sind die Beschäftigten in den Behörden und Ämtern, die der städtischen Betriebe, die der Ver- und Entsorgung, der Pflege, der sozialen Arbeit, der Kultur- und Bildungsarbeit und viele mehr. Wir sind da für den Erhalt und die Festigung der Daseinsvorsorge – wir sind damit auch das Rückgrat unserer Demokratie. Wir sind die Ersten vor Ort, aber derzeit die Letzten, wenn es um Anerkennung und Zuwendungen geht. Das können und wollen wir nicht akzeptieren", heißt es in dem Offenen Brief, der im weiteren einen Schutzschirm für Beschäftigte in der Daseinsvorsorge einfordert.

Sieglinde Frieß sagte Unterstützung zu: "Bald sind wieder Tarifrunden, und wenn es jetzt keinen Schutzschirm für euch gibt, dann gibt es einen harten Kampf – das versprechen wir!" Olaf Harms, Vorsitzender des ver.di-Landesbezirksvorstands, rief die Beschäftigten auf, sich nicht teilen oder spalten zu lassen.

Die Situation der Beschäftigten in der Ver- und Entsorgung schilderte Ole Borgard, zuständiger Fachbereichsleiter von ver.di Hamburg. Er sprach von Mehrbelastung in der Abfallwirtschaft, etwa durch die Bewältigung erhöhter Hausmüllmengen. Hamburg sei zu Hause geblieben und habe ausgemistet. Das bekamen vielerorts auch die Kolleg*innen auf den Recyclinghöfen und bei der Sperrmüllabfuhr zu spüren: den Sicherheits-Abstand und Hygienemaßnahmen oft nicht wahrend, brachten die Kund*innen Unmengen Plunder und ausrangierte Gebrauchsgegenstände vorbei.

Die Konsequenz für die Beschäftigten: deutliche Mehrbelastung und hohe Flexibilität, besonders bei den Arbeitszeiten. Jetzt müsse den vielen warmen Worten für die Beschäftigten auch eine finanzielle Wertschätzung folgen, forderte Ole Borgard: durch eine Bonuszahlung und durch ein Entgegenkommen der Stadt in den nächsten Tarifrunden, unter anderem der im öffentlichen Dienst 2020.