Ausgabe 04/2020
"Hier spielt die Musik!"
Das Thema Ortsvereinsarbeit ist ein Dauerbrenner in ver.di, denn die Ortsvereine (OV) bilden die starke Basis der Gewerkschaft. Sie sind ihr Gesicht in der Region. Mehr noch: Derzeit wird der Prozess "ver.di wächst" umgesetzt. Mit ihm wird die Mitgliederbetreuung umstrukturiert. Dadurch gewinnt die Basisarbeit weiter an Bedeutung. Deshalb gibt es vom Landesbezirk zusätzliche Unterstützung für die Aktiven vor Ort.
Im Landesbezirksvorstand ist man sich einig: Die Ortsvereine in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (SAT) sollen bestmöglich unterstützt werden und alle unter guten Bedingungen arbeiten können. Bei einem ersten Vernetzungstreffen vieler engagierter Mitglieder fast aller Ortsvereine in SAT wurde deutlich, wie unterschiedlich die Bedingungen in den Bezirken sind. Das sollte möglichst schnell geändert werden.
Deshalb gründete der Landesbezirksvorstand im April 2018 eine "AG Ortsvereine". In dieser Arbeitsgruppe agieren auf ehrenamtlicher Seite je ein*e Vertreter*in aus jedem Bezirk, die Landesbezirksvorsitzende Bettina Mandaus und das Präsidiumsmitglied Manuela Hinniger, hinzu kommen die Hauptamtlichen Janine Altmann, Paul Schmidt und Ines Kuche. Beim ersten Erfahrungsaustausch stellte sich schnell heraus: Es geht nicht allein um den Bedarf an Materiellem. Es geht auch um Weiterbildung, um hauptamtliche Betreuung und "Heimat" in ver.di.
All diese Anforderungen im Blick, will die AG ein Konzept entwickeln, das allen Ortsvereinen eine gleich gute Ausstattung sichert, in dem klare Ziele definiert sind und bei dem die Aktiven jederzeit Einfluss auf die nächsten Arbeitsschritte haben. "Nordrhein-Westfalen hat bereits ein sehr gutes Konzept für die Ortsvereine erarbeitet. Daran wollen wir uns orientieren und mit unserem eigenen Know How untermauern", sagt Bettina Mandaus.
Im ersten Schritt wurde bei allen Ortsvereinen abgefragt: Was habt ihr? Was braucht ihr für eure Arbeit? Nach diesen Anforderungen stellte die Arbeitsgruppe ein "Starter-Kit" für alle Ortsvereine zusammen. Zu diesem "Must Have" gehören Aufsteller, Banner, Poloshirts und Flyer-Vorlagen in einem einheitlichen Design, die mit den gewünschten Inhalten gefüllt werden können. Auch eine eigene E-Mail-Adresse für jeden OV, um auf diesem Weg Kontakt zu den Mitgliedern zu pflegen, soll es auf Vorschlag der AG geben. Für den Herbst ist eine Schreibwerkstatt geplant, in der Interessierte Fertigkeiten zum Erstellen von Protokollen und Nachrichten erwerben sowie Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit erfahren können. Alles in allem soll diese "Starthilfe" für die Ortsvereine auch eine Motivationsspritze für alle sein, die für ver.di vor Ort aktiv sind.
Lieblings-AG
Für Bettina Mandaus ist die Ortsvereinsarbeit Herzenssache. Die gelernte Heilpädagogin und Betriebsrätin im Südharz-Klinikum Nordhausen bekennt freimütig: "Das ist meine Lieblings-AG, weil wir sehr konstruktiv zusammenarbeiten und sich jedes unserer Arbeitsergebnisse direkt auf die Arbeit vor Ort auswirkt. Das ist spannend und macht viel Spaß." Die AG wird ihre Überlegungen zur OV-Arbeit dem Landesbezirksvorstand in einer seiner nächsten Sitzungen vorstellen. "Wir hoffen, dass dieser uns bei der Umsetzung des Konzepts unterstützt, damit es die Grundlage der OV-Arbeit im gesamten Landesbezirk SAT wird."
So sieht es auch Matthias Marquardt, stellvertretender Vorsitzender des OV Nordhausen und Mitglied in der AG: "Wir sind auf einem sehr guten Weg. Bald werden wir für alle Ortsvereine gleiche Standards haben. Das vereinfacht vor Ort vieles", meint der 51-Jährige, der sich auch als ehrenamtlicher Richter engagiert. Der Ortsverein ist für ihn "ein Stück gewerkschaftliche Heimat, eine Anlaufstelle, in der man Gleichgesinnte treffen und sich austauschen kann, ganz unabhängig vom Beruf und Fachbereich."
"Hier spielt die Musik", bringt es der stellvertretende Personalratsvorsitzende der Kreissparkasse Nordhausen auf den Punkt. "Wenn wir uns alle sechs Wochen treffen, geht es um ganz konkrete Dinge wie den 1. Mai, den Frauentag, Aktionen zu einem besonderen Thema oder unseren alljährlichen Kinoabend. Wir klären, wer mitmacht und wer welche Aufgabe übernimmt. Und wenn wir mal Hilfe brauchen, können wir jederzeit unsere Bezirksvorsitzende Corinna Hersel ansprechen und uns auf sie verlassen." Die ver.di-Aktiven in Nordhausen kennen und unterstützen sich, und wenn man sich mal zufällig auf der Straße trifft, wird ein kleiner Schwatz gehalten. Genau so sieht gewerkschaftliche Basisarbeit aus. Sie wird – gerade in ländlichen Gebieten – immer wichtiger, auch weil ver.di sich verändern muss, um den aktuellen Herausforderungen der Mitgliederarbeit gerecht zu werden.
Schon jetzt – rund zwei Jahre nach Start der AG – hat sich vieles verbessert. Vor allem in den Ortsvereinen kamen neue Aktive hinzu, die ihre Ideen einbringen. "Die Belebung der Gewerkschaftsarbeit vor Ort macht hoffentlich vielen Lust mitzumachen, sich mit Kolleginnen und Kollegen zu treffen und gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen", hofft Bettina Mandaus. Sie ist schon gespannt auf das nächste Vernetzungstreffen, das 2022 stattfinden soll.