Ausgabe 08/2020
Pressestimmen
Auf einmal geht was
Die Zeit, 26.11.2020
Ver.di hat es gerade geschafft, endlich die Arbeitszeiten in Ost- und Westdeutschland im öffentlichen Dienst anzugleichen. Es sei für Arbeitgeber vieles an Ost-West-Ungleichbehandlung nicht mehr länger zu rechtfertigen, ist überall zu hören.
Ein harter Weg
Der Freitag, 3.12.2020
Heute mal eine Kolumne mit guten Nachrichten in diesen finsteren Zeiten. Die Tech-Arbeiter*innen von N26 haben endlich Betriebsräte gewählt! Warum das so erwähnenswert ist? Weil Start-ups wie N26 immer noch unregulierter sind als andere Branchen, in denen Arbeitsrechte schon durchgesetzt wurden. Und weil die Gründer*innen und Manager*innen von N26 wirklich beeindruckend viel unternommen haben, um die gewerkschaftlichen Bemühungen ihrer Beschäftigten zu unterbinden – und diese sich nicht haben unterkriegen lassen! Aber bis dahin war es ein harter Weg. Ungefähr anderthalb Jahre ist es her, dass sich eine kleine Gruppe N26-Beschäftigter auf den Weg zur Gewerkschaft Verdi machte, um mehr über das deutsche Arbeitsrecht herauszufinden. (…) Was dann kommt, ist klassisches "Unionbusting": Bestrebungen der Chefs, um gewerkschaftliche Bestrebungen zu verhindern. (…) Man solle doch lieber technische Tools zur Unternehmensverbesserung nutzen als einen Betriebsrat zu gründen. Das hat alles nichts genützt. (…) Vor zwei Wochen wurde der Betriebsrat der einen, diese Woche der Betriebsrat der anderen N26-Firma gewählt.
Das lässt sich reparieren
Thüringische Landeszeitung,
8. Dezember 2020
An der Politik allein liegt es nicht. Das ist klar. Lohnunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland haben viele Ursachen. Die wenigsten davon lassen sich politisch reparieren, denn vor allem braucht es Zeit. Dennoch darf man sich verwundert die Augen reiben, dass dreißig Jahre nach der Deutschen Einheit Gehaltsunterschiede zwischen 10 und 20 Prozent immer noch die Regel sind.
Schauen wir genauer auf die Ursachen: Ein Teil des Lohnunterschiedes zwischen Ost und West liegt an der niedrigeren Tarifbindung. Das heißt, ostdeutsche Beschäftigte sind seltener in Gewerkschaften organisiert (37 Prozent) als ihre westdeutschen Kollegen (56 Prozent). Dort, wo Gewerkschaften über Tarifverträge mit verhandeln, wird tendenziell besser bezahlt. Natürlich sind Gewerkschaften vor allem in großen Betrieben stark – und davon gibt es im Osten weniger als im Westen, womit wir bei einem weiteren Grund für Gehaltsunterschiede wären.