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Illustration: Linda Wölfel

Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt – nicht schlagartig, aber stetig. Die Vorstellung, dass Roboter ganze Berufe in kurzer Zeit verdrängen, hält sich hartnäckig. Doch die Realität ist komplexer: Es sind nicht die Berufe, die verschwinden, sondern ihre Tätigkeitsprofile, die sich verändern. Der Job-Futuromat, entwickelt vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), bietet eine datengestützte Grundlage, um diesen Wandel besser zu verstehen.

Das Tool zeigt für nahezu alle Berufe in Deutschland, welche Tätigkeiten bereits heute durch Maschinen oder Software ersetzbar wären – das ist das sogenannte Substituierbarkeitspotenzial. Damit schafft es eine wichtige Orientierungshilfe für Beschäftigte, Interessenvertretungen und politische Akteure in der Gestaltung des digitalen Wandels.

Der Job-Futuromat ist kein Prognoseinstrument. Vielmehr zeigt er, welche Tätigkeiten unter gegenwärtigen technischen Bedingungen automatisierbar wären. Grundlage sind standardisierte Berufsbeschreibungen und eine systematische Bewertung von Tätigkeiten im Hinblick auf ihre Automatisierbarkeit.

Nach Eingabe eines Berufs zeigt das Tool zunächst den durchschnittlichen Automatisierbarkeitswert für diesen Beruf an – basierend auf den sogenannten Kerntätigkeiten. Besonders hilfreich ist die Möglichkeit, individuelle Tätigkeitsprofile zu erstellen: Nutzer*innen können gewichten, welche Aufgaben in ihrem Arbeitsalltag dominieren – und so ein realistisches Bild der eigenen beruflichen Situation im Kontext der Digitalisierung erhalten.

Berufe im Vergleich

Der Beruf der Kassierer*innen im Handel weist ein Substituierbarkeitspotenzial von 100 Prozent auf. Alle Kerntätigkeiten gelten als automatisierbar – etwa durch Self-Checkout-Systeme oder automatisierte Kassensoftware. Dennoch zeigen die Daten: Die Beschäftigung in diesem Bereich ist in den letzten Jahren gestiegen. Technik ersetzt nicht zwangsläufig Personal – häufig ergänzt sie es, etwa durch veränderte Aufgaben im Kundenkontakt oder in der Warenlogistik.

Bei Postbot*innen liegt das Potenzial bei 40 Prozent. Tätigkeiten wie Sortieren oder Befördern gelten als technisch gut automatisierbar, andere wie die Zustellung oder der direkte Kund*innenkontakt hingegen nicht. Der Beruf bleibt also in großen Teilen analog – mit digitalen Ergänzungen.

Hotelkaufleute wiederum arbeiten in einem Beruf mit hohem Automatisierungspotenzial (86 Prozent). Auch hier betrifft dies vor allem organisatorische und buchhalterische Prozesse. Gleichzeitig steigt die Bedeutung nicht-technischer Kompetenzen: Kommunikation, Serviceorientierung und Umgang mit komplexen Situationen behalten ihren Stellenwert – und machen den Unterschied.

Der Job-Futuromat zeigt: Technologischer Fortschritt bedeutet nicht zwangsläufig Arbeitsplatzverlust. Vielmehr verändert sich, wie gearbeitet wird – und mit welchen Kompetenzen. In vielen Berufen entstehen durch den Einsatz digitaler Technologien neue Aufgabenfelder. Routinen werden reduziert, anspruchsvollere Tätigkeiten gewinnen an Bedeutung.

Der Wandel im Handel

Wie sich dieser Wandel konkret anfühlt, zeigt ein Beispiel aus dem Einzelhandel: "Wer eine neue Küche kaufen wollte, ist früher bei Ikea in die Küchenabteilung gegangen und hat sich beraten lassen. Inzwischen können die Leute zu Hause per App selbst anklicken, wie die Küche in ihrem Raum aussehen soll. Viele Kolleginnen und Kollegen haben Ängste, dass dadurch ihre Jobs wegfallen. Doch die Tätigkeiten verändern sich nur. Der Service rückt immer mehr in den Fokus. Viele Kundinnen und Kunden sind heilfroh, sich nicht durch zig dusselige Fragen klicken zu müssen, sondern mit Fachleuten sprechen zu können. Diese Erkenntnis setzt sich bei Unternehmen erst durch", sagt Carsten Dietrich, Mitarbeiter in der Logistik und Betriebsrat bei Ikea in Berlin-Lichtenberg.

Berufliche Veränderung ist kein Ausnahmezustand, sondern schon lange Teil der Normalität. Der Wandel der Arbeit ist gestaltbar – wenn Wissen, Technik und soziale Verantwortung zusammenkommen.

FAQ – Digitalisierung der Arbeitswelt: Was zeigt der IAB-Job-Futuromat?

Was ist der IAB-Job-Futuromat?

Ein Online-Tool des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das anzeigt, welche beruflichen Tätigkeiten heute schon technisch automatisierbar sind – basierend auf standardisierten Berufsbeschreibungen.

Kann das Tool sagen, ob mein Beruf verschwindet?

Nein. Es ist kein Prognoseinstrument, sondern zeigt auf, wie viel Prozent der aktuellen Tätigkeiten eines Berufs potenziell durch Technik ersetzt werden könnten – etwa durch Software, Roboter oder Self-Service-Systeme.

Was bringt mir das als Beschäftigte*r oder Betriebsrat?

Der Futuromat hilft bei der Einschätzung, welche Kompetenzen künftig wichtiger werden und wo Weiterbildung sinnvoll ist. Er ist eine datenbasierte Orientierungshilfe für Berufs- und Interessenentwicklung im digitalen Wandel.

Wie kann ich das Tool nutzen?

Online unter job-futuromat.iab.de. Einfach den eigenen Beruf eingeben und Tätigkeiten individuell gewichten – das Ergebnis zeigt, wie viel in deinem konkreten Alltag automatisierbar ist.