Der Weg ins Berufsleben führt für immer mehr junge Menschen über Befristungen. Mehr als die Hälfte der unter 25-Jährigen bekam bei einer Neueinstellung nur einen Arbeitsvertrag auf Zeit. In der Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen galt das immer noch für 37,1 Prozent der Neueingestellten. Die Zahlen hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung jüngst veröffentlicht.

15_Heike_Langenberg.jpg
Heike Langenberg ist Redakteurin in der ver.di-ZentralredaktionFoto: Renate Kossmann

Es steht außer Frage, dass sich daran etwas ändern muss, zumal der überwiegende Teil der Befristungen sachgrundlos ist. Daher hatten Union und SPD die Begrenzung von Befristungen Anfang 2018 auch in ihren Koalitionsvertrag geschrieben. Doch umgesetzt wird das Thema bis zur Bundestagswahl wohl nicht mehr. Zwar hat Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, SPD, einen Gesetzentwurf vorgelegt, doch die Union hat schon signalisiert, das Thema bis zum Wahltermin im Herbst nicht mehr angehen zu wollen. Und die Arbeitgeber fordern sogar eine Ausweitung der Befristungsregelungen. Ihre Argumentation: Nur so könne man auf die Pandemiefolgen reagieren, denn in Zeiten wie diesen sei für die Arbeitgeber das Risiko bei Neu-Einstellungen sonst zu groß.

Durch den fehlenden Einigungswillen der Koalition vergeht wieder wichtige Zeit bei der Lösung dieses drängenden Problems. Und es sind insbesondere die Berufsanfänger*innen, die darunter zu leiden haben. Gerade in Zeiten wie diesen wäre es für sie ein besonders wichtiges Signal, mit mehr Planbarkeit ins Berufsleben starten zu können. Befristungen sorgen für Unsicherheit. Zu wissen, dass man in spätestens zwei Jahren gezwungen ist, sich einen neuen Job zu suchen, führt dazu, dass Lebenspläne immer weiter auf die lange Bank geschoben werden müssen.