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Bei der städtischen Gartenarbeit: Sylvia WagataFoto: ver.di München

Für ältere Münchner*innen ist die Fußgängerzone zwischen Stachus und Marienplatz die "gute Stube". Sie wurde 1972 zu den Olympischen Spielen eingeweiht. Aus vorher vielbefahrenen Straßen wurde ein vom Verkehr befreites Gebiet. Begleitet war dies damals von Protesten von Kaufleuten, die um ihr Geschäft fürchteten, wenn Kunden ihre Autos nicht mehr direkt vor den Läden parken können. Heute gehört die Fußgängerzone zu den teuersten und lukrativsten Straßen der Welt.

Evi Gleiß, Personalratsvorsitzende beim städtischen Gartenbaureferat, freut sich beim Schlendern durch die Fußgängerzone aus einem anderen Grund: Sie kann an vielen Stellen die Arbeit ihrer Kolleg*innen bewundern. Denn, wie es sich für eine "gute Stube" gehört, gibt es hier jede Menge Blumen. Diese werden in liebevoller Arbeit von Gärtner*innen des Referats in "mobile Pflanzgefäße" gesetzt. Insgesamt sind über die Stadt im Sommer 556 solcher Gefäße an 42 Standorten verteilt.

Besucher des Marienplatzes finden im Sommer eine besonders bunte Pracht vor: Die Rathaus-Balkone sind mit 111 Blumenkästen bestückt, darin über tausend Sommerblumen. Auf Wunsch des Oberbürgermeisters werden bienenfreundliche Pflanzen verwendet, die in städtischen Kulturgärtnereien wachsen. Dort werden jedes Jahr auch neue Pflanzen-Kompositionen kreiert. Gesundes Grün und bunte Pflanzen sollen Lebensqualität und Klima verbessern.

Zu den Aufgaben des städtischen Gartenbaus, so Evi Gleiß, gehören die Pflege aller öffentlichen Grünanlagen, Kinderspielplätze, Kleingartenanlagen, Friedhöfe und rund 113.000 Straßenbäume. Für die Sommerkollektion werden über 162.000 Sommerblumen gepflanzt, die Fläche der Beete summiert sich auf 3.800 Quadratmeter.

Auch im Umweltschutz engagiert sich der Gartenbau: Fachleute begleiten Maßnahmen zur Landschaftsgestaltung, rekultivieren Abbau- und Deponieflächen, planen, bauen und unterhalten schützenswerte Biotope. Gefördert werden überdies private Initiativen für mehr Grün in München, auch Wettbewerbe werden ausgelobt: für den besten Blumenschmuck, den schönsten Vorgarten, die gelungenste Hofbegrünung.

Allerdings gibt es ein Problem, das die ver.di-Personalvertreterin umtreibt: Es fehle an Personal, ausscheidende Mitarbeiter*innen würden nicht ersetzt. Gemeinsam mit der ver.di-Betriebsgruppe kämpft Evi Gleiß dafür, dass es bald ein Ende des Einstellungsstopps gibt und sie wieder Verstärkung bekommen.

"Die Arbeit erfüllt uns mit Freude" sagt sie. "Einkommen und Arbeitsbedingungen müssen aber auch stimmen". Deshalb sei es auch wichtig, dass ver.di viele Mitglieder hat: "Für uns gilt der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst." Gegenüber den Gärtner*innen in der Privatwirtschaft sei das ein Riesenvorteil. "In unserer Branche ist ein Tarifvertrag eher selten. Weil das nicht selbstverständlich ist, muss er auch gut verteidigt werden."

Die Personalratswahlen im Juli dieses Jahres waren für die ver.di-Kandidat*innen erfolgreich. Das ist für die Arbeit der ver.di-Betriebsgruppe und der gewerkschaftlichen Vertrauensleute eine schöne Anerkennung. Ernst Edhofer

Ausbildung im städtischen Grün

Die Stadt München bildet ihren Nachwuchs selbst aus. Insgesamt 55 Auszubildende sind es derzeit. Eine von ihnen ist Sylvia Wagata. Für sie ist nicht nur die gute Ausbildung ein Glücksfall, sondern auch die Arbeitszeit: Sie ist Teilzeit-Auszubildende, weil sie sich auch um ihre kleine Tochter kümmern muss.

Ausbildung in Teilzeit? Wie geht das? Sylvia: "Ich habe auf 30 Stunden pro Woche reduziert. Meine Prüfung mache ich wie die anderen Auszubildenden nach drei Jahren. Die Ausbildungsvergütung wird anteilig gekürzt."

Dass so etwas möglich ist, freut die Personalratsvorsitzende Evi Gleiß und den Jugendvertreter Juan Pierre Fourie, genannt JP: "Ein schönes Beispiel für Vereinbarkeit von Familie und Beruf." JP hat sein Amt erst vor Kurzem angetreten. "Ich hätte nicht gedacht, dass mir der Beruf so viel Spaß macht. Ich bin dankbar, dass mir die Stadt eine so gute Ausbildung bietet. Und ich engagiere mich gerne für die Jugendlichen, damit das auch weiterhin so gut bleibt", sagt er zu seiner neuen Aufgabe.