Amazon ist ganz oben mit dabei in der Liste der Unternehmen, die in der Corona-Krise gewonnen haben. Weltweit wurden die Milliardengewinne verdreifacht. Der Online-Versandhändler profitierte vom Lockdown, viele, die vor Ort nicht einkaufen konnten, bestellten und bekamen das Gewünschte nach Hause geliefert.

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Heike Langenberg ist Redakteurin in der ver.di-ZentralredaktionFoto: Renate Kossmann

Nicht gewonnen haben hingegen die Beschäftigten von Amazon. In den Versandzentren kämpfen sie immer noch für einen Tarifvertrag, der nicht nur Gehalt und Urlaub regelt. Gerade durch die während der Corona-Krise gestiegene Arbeitsbelastung wurde noch einmal deutlich, wie wichtig der Arbeits- und Gesundheitsschutz ist.

Ebenfalls nicht gewonnen haben diejenigen, die die Waren liefern. Verstärkt erledigt Amazon das in Eigenregie und engagiert dazu eine große Anzahl kleiner Subunternehmen, meist ohne Betriebsrat und Tarifbindung. Anfang September hat ver.di vor rund 30 Auslieferungslagern Fahrer*innen und Zusteller*innen auf ihre Rechte aufmerksam gemacht. Und in Gesprächen mit ihnen bestätigt bekommen, dass sich Amazon auch hier aus der Verantwortung stiehlt. Die Beschäftigten berichteten von nicht gezahlten Gehältern, Repressalien, Überwachung und enormem Zeitdruck.

Und letztendlich gewinnen wir alle nicht. Denn Amazon zahlt in Deutschland kaum Steuern, trägt somit nichts zur Finanzierung des Gemeinwesens bei – trotz der steigenden Gewinne, die auch hierzulande erwirtschaftet werden. Bei einer repräsentativen ver.di-Umfrage sagten 71 Prozent der Befragten, Amazon bedrohe mit seiner Marktmacht den fairen und freien Wettbewerb. Quer durch alle Parteien bewerteten sie einen Tarifabschluss bei Amazon als überwiegend positiv. Denn wer profitiert, der muss dafür auch seinen Beitrag leisten.