B06_07_KUNST_the_plural_life_karlsruhe_01.jpg

The Plural Life of Identity

Künstlerinnen und Künstler, die sich selbst inszenieren in ihren Werken, gibt es schon seit Jahrhunderten. In seinem Selbstbildnis im Pelzrock von 1500 schlüpfte der damals 28-jährige Albrecht Dürer in keine geringere Rolle als die von Jesus Christus. Die beiden jungen französischen Fotografinnen Johanna Benaïnous und Elsa Parra begeben sich – und das ist das Interessante an ihren Arbeiten – immer zusammen in andere Identitäten. Mal sind sie Teenager, mal ein Paar, mal Mutter und Tochter, mal wechseln sie das Geschlecht. Es gibt keine Grenzen. Für diese Ausstellung haben sie sich fotografisch und auch in ihren Identitäten ganz retro-mäßig in einen kleinen ostfriesischen Ort in die 1950er bis 1980er versetzt. Mit ihren perfekten Bildern entschlüsseln sie die Codes der Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart, Rollenklischees werden hinterfragt, auch die, die 24 Stunden/7 Tage die Woche in den Sozialen Medien gepostet werden. Sehr sehenswert. Petra Welzel

Städtische Galerie Karlsruhe, Lorenzstr. 27, MI–FR 10–18, SA/SO 11–18 Uhr, bis 13. März 2022

B06_07_KUNST_Monets-Garten01.jpg

Monets Garten

Um es gleich vorweg zu sagen: In dieser Ausstellung gibt es kein einziges Garten- oder Seerosenbild von Claude Monet im Original zu sehen. Im Grunde handelt es sich auch nicht wirklich um eine Ausstellung im engeren Sinne. "Monets Garten" in der Alten Münze in Berlin ist mehr Event als Ausstellung. In 3D-Animationen geht man untermalt von Musik durch Monets Garten wie ihn der französische Impressionist vor allem in den beiden letzten Jahrzehnten seines Schaffens nach 1900 in seinen berühmten See- rosenbildern festgehalten hat. Zurückgezogen im Dorf Giverny in der Normandie. Monet ist einer der ersten Maler gewesen, der um 1870 nicht mehr das Wahrgenommene malte, sondern im Bild den Prozess des Wahrnehmens festhielt. Impressionistische Werke wie die seinen setzen sich erst mit Abstand zu einem lesbaren Bild zusammen. Mit den nun digitalisierten und zigfach vergrößerten Gartenbildern ist dieser Abstand nun nicht mehr nötig. Man ist mitten drin im Bild. Und wenn auch nicht im Original so doch in Monets Welt, wie er sie sah. Petra Welzel

Alte Münze Berlin, Molkenmarkt 2, Infos/Tickets unter alte-muenze-berlin.de/ event/monets-garten, bis 15. März 2022

B06_07_KUNST_hygiene_Museum_KI_01.jpg

Künstliche Intelligenz: Maschinen – Lernen – Menschheitsträume

Eigentlich ist der Name schon falsch: Künstliche Intelligenz, KI. Intelligent ist sie nämlich nicht, die KI. Sie kann zwar vieles, Texte schreiben, Musik komponieren, Bilder gestalten und einiges mehr. Aber dafür muss sie von Menschen gefüttert werden. Es ist immer ein Mensch, der entscheidet, was eine KI so drauf hat. Am Ende kann sie aus dem Futter nur Gesetzmäßigkeiten ableiten und dann auch sehr hilfreich sein. In dieser Ausstellung zerlegen die Ausstellungsmacher*innen vom Deutschen Hygiene-Museum die KI in alle ihre Bestandteile, hinterfragen ihren Nutzen und ihre Möglichkeiten. Und sie blicken zurück, dorthin, wo die KI ihre Anfänge hat. Wer also schon lange wissen möchte, was Künstliche Intelligenz denn nun wirklich ist, was sie kann und was sie mit uns macht, der blickt nach dem Rundgang durch diese Ausstellung nahezu durch. Petra Welzel

Deutsches Hygiene-Museum Dresden, Lingnerplatz 1, DI–SO 10–18 Uhr, bis 28. August 2022