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Ex-ver.di-Chef Frank BsirskeFoto: Kay Herschelmann

ver.di publik: Ex-ver.di-Chef, jetzt Bundestagsabgeordneter der Grünen – wie geht es dir, Frank?

Frank Bsirske: Es geht mir gut. Ich habe ein tolles Team von Mitarbeitern und die Koalitionsverhandlungen zum Thema Arbeit mitverhandelt. Da habe ich ein paar wirklich gute Sachen mitplatzieren können. Und ich bin zum arbeits- und sozialpolitischen Sprecher der Fraktion gewählt worden – also insgesamt ein guter Einstieg.

Du bist ganz neu im Bundestag. Wie ist das so als Anfänger?

Das ist natürlich schon ein anderes Umfeld, man muss sich in die Fraktion hineinfinden, neue Kolleginnen und Kollegen kennenlernen, Themen festlegen, planen, was man sich vornimmt, die Zusammenarbeit mit den Ampelparteien und den Ministerien entwickeln. Insgesamt ist das schon ein ganz eigenes Raumschiff, eine Welt mit ganz eigenen Regeln und Gepflogenheiten, mit denen man sich erst mal vertraut machen muss.

Wie gefällt dir deine neue Position?

Das ist schon thematisch eine Verengung – der ver.di-Vorsitz war ja sehr breit aufgestellt – und das hier ist eine Konzentration auf das Thema Arbeit und Soziales. Aber gleichzeitig ist es im Rahmen einer Regierungskoalition auch eine erhebliche Herausforderung für die Zukunft.

Was hast du auf deiner Agenda?

Wir brauchen einen ökologischen Umbau, weil der Klimawandel eine Menschheitsbedrohung ist und wir die erste Generation sind, die die Folgen des Klimawandels am eigenen Leibe zu spüren bekommt, und zugleich die Letzten, die die Klimakrise noch aufhalten kann. Dieser Verantwortung müssen wir uns stellen und dazu beitragen, dass dieser Umbau gelingt. Das wird nur gelingen, wenn Ökologie und Soziales zusammen gedacht werden. Wir müssen den ökologischen Umbau mit einer Erneuerung des sozialen Sicherungsversprechens verbinden. Weitere Schwerpunktthemen sind: die Tarifbindung stärken, die dauerhafte Sicherung der auskömmlichen Altersrente, die Möglichkeiten der Weiterbildung verbessern und prekäre Arbeitsverhältnisse weiter zurückdrängen.

Du kannst also deine alte Liebe Gewerkschaft zur Genüge in deine neue Beziehung Bundestag einbringen?

Daran arbeite ich jedenfalls und darauf will ich es anlegen. Ich bin und bleibe Gewerkschafter und bin den Interessen der Arbeitnehmer*innen in unserer Gesellschaft verpflichtet, das ist ja eine Herzensangelegenheit und für sie werde ich mich weiter einsetzen.

Wir wünschen dir dafür viel Erfolg und zu deinem 70. Geburtstag, den du dieser Tage feierst, alles Gute. Letzte Frage: Was vermisst du am meisten, wenn du an ver.di denkst?

Die Nähe zu Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich viele Jahre zusammengearbeitet habe, und ein Stück auch die emotionale Wärme unter Kolleginnen und Kollegen, wie es sie so ja wirklich nur unter den Gewerkschafter*innen gibt.

Interview: Fanny Schmolke