Ausgabe 03/2022
Was unsere Leserinnen und Leser bewegt
Titel "Unsere Perspektive muss ein Europa mit weniger Waffen bleiben", ver.di publik 2_2022
Mit jedem weiteren Tag des Angriffskrieges steigt die politische Rechnung, die die zivilisierte Welt Putin-Russland ausstellen wird. Das russische Volk wird den Preis zahlen, nicht nur für Tod und Zerstörung, auch für das verloren gegangene Vertrauen, für die hingenommenen Lügen. Bis zum 24. Februar habe ich es nicht für möglich gehalten, dass Putin den Angriff auf die Ukraine tatsächlich befehlen wird. Er hat damit der Entspannungspolitik von Willy Brand und der Gorbatschow-Vision vom gemeinsamen europäischen Haus Europa ein Ende bereitet. Seine Reden 2001 im Bundestag und 2007 vor der Sicherheitskonferenz wirken im Nachhinein wie in die Augen gestreuter Sand. Die russische Geschichte wird Putin als jemanden einordnen, der Tod nicht nur dem "Brudervolk" Ukraine gebracht hat, sondern auch den eigenen Soldat*innen und seinem Volk viele materielle Einbußen als länger wirkende Folge der Sanktionen. Ob die verbliebenen "Freunde", Nordkorea, Syrien, Belarus und Eritrea, helfen können, darf bezweifelt werden. Und China wird seine Kapazitäten auf den ökonomischen Wettstreit mit dem Westen konzentrieren wollen. Für Deutschland, Europa und die UN werden nach dem hoffentlich bald beendeten Krieg die Scherben zu sortieren sein. Dabei mag Deutschland sich erinnern, wie ihm nach 1945 geholfen wurde, wieder auf die Beine zu kommen. Das gewerkschaftliche Internationalismus-Verständnis kann dazu beitragen, den Draht zu abhängig Beschäftigten für Völker verständigenden Wiederaufbau zu nutzen. Johannes Bartelt, Osnabrück
Natürlich ist Putin ein Oligarchen- und Kapitalistenfreund und sein Krieg ist völkerrechtswidrig und zu verurteilen. Aber der ver.di-Vorsitzende hätte auch die NATO/USA-Kriege erwähnen können, die mit Lügen angezettelt wurden und wesentlich mehr Opfer verursacht haben.
Werner Montel, per E-Mail
Auch die Bundesregierung handelt mit den geplanten 100 Milliarden falsch und unverantwortlich. Hat die Ampel vergessen, dass die Umweltkrise die Existenz der Menschheit bedroht? Sind die vielen sozialen Ungerechtigkeiten, die fehlenden Wohnungen, die Armut im Lande, ein riesiger Investitionsstau, den alle Merkel-Regierungen zu verantworten haben, vergessen? Geld, das die Bevölkerung dringend für diese wichtigen Aufgaben braucht, bekommen Rüstungsindustrie und Waffenhändler, deren Geschäftsmodell Tod und Zerstörung ist. Das darf ver.di nicht gutheißen. Hans-Dieter Stimpfig, per E-Mail
Ich bin noch nie so enttäuscht worden von einem Interview in meiner Gewerkschaftszeitung. Schon die erste Frage und Antwort in dem Interview ist für mich ein Ablenkungsmanöver; ist nicht nur geschichtslos, sondern durch das Verschweigen der Nato-Verantwortung für den Angriffskrieg von 1993 und der Mitverantwortung für den jetzigen Krieg schlichte Zensur. Peter Völker, Gründau
Thema "Da läuft etwas schief in der Gesellschaft", ver.di publik 2_2022
Ich freue mich sehr, dass ver.di publik diesmal auch auf die Unentbehrlichkeit von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern aufmerksam gemacht hat, und das gleich in mehreren Rubriken. Vielen Dank dafür! Denn gerade im Sozialwesen setzt man bereits seit Jahrzehnten auf Sparflamme, betreibt Bestenauslese und wundert sich, dass insbesondere diplomierte Sozialarbeiterinnen sich anderweitig orientieren. In meinem Jahrgang (Diplom-/Abschlussprüfung 1987, staatl. Anerkennung 1988), kam da nach und nach eine Vielzahl zusammen. Damals gab es einen regelrechten Ansturm auf die Studiengänge der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Wir waren hochmotiviert. Leitgedanke war nicht die Frage nach dem Gehalt, sondern vielmehr der Wunsch, Menschen aus unterschiedlichsten Problemlagen herauszuhelfen. Doch der Weg dahin war und ist noch immer steinig. Bewerbungsunterlagen verschwinden auf rätselhafte Weise oder sind angeblich nicht angekommen. In Vorstellungsgesprächen wurde man von bis zu 12 Personen regelrecht verhört. Irgendwas ist immer: Zu alt, zu jung, die falsche Konfession, keine Erfahrungen in einem speziellen Sachgebiet. Wie soll es möglich sein, in sämtlichen zahllosen Bereichen über Berufserfahrung zu verfügen? Vor allem, wenn Institutionen Bewerbern diese Gelegenheit verweigern. Ist jemand deswegen arbeitslos, stößt er oder sie angesichts dessen wiederum auf Unverständnis.
Als ich selbst deswegen eine Umschulung zur Sozialversicherungsfachangestellten absolviert hatte, was einer Zusatzqualifikation gleichkommt, galt ich plötzlich als zu teuer, weil überqualifiziert. So bleiben Stellen oft unbesetzt und/oder werden ewig immer wieder aufs Neue inseriert.
Was für ein Irrsinn! Ina Blinn, per E-Mail
Zum Leserbrief von Karl Ross zum Thema "Minijob", ver.di publik 2_2022
Der Arbeitgeber zahlt zwar in die Sozialversicherung ein (und auch pauschale Lohnsteuer) – die Menschen sind aber keineswegs versichert! Das ist eine oft vertretene irrige Annahme! Der Staat und die Krankenkassen verdienen ordentlich an diesen Beschäftigungsverhältnissen; für Menschen, die zum Beispiel über ihre Rente abgesichert sind, sind Minijobs ja ok. Nicht aber für Frauen, die über ihre Ehemänner familienversichert sind und nicht für ihre eigene Rente einzahlen. Also – was Herr Ross schreibt, ist schlicht falsch!! Und es ist wirklich übel, dass die Grenze auf über 500 Euro angehoben werden soll!
Renate Brandt, per E-Mail
Was hilft uns Minijobbern die Erhöhung auf 12 Euro Stundenlohn bzw. 520 Euro Verdienstgrenze, wenn der Arbeitgeber seit Jahren nicht mehr als 400 Euro zahlen will.
Die Erhöhung der Verdienstgrenze sollte gesetzlich vorgeschrieben sein. Angela Spitzer, per E-Mail
Thema "Entschlossen die Stimme erheben", ver.di publik 2_2022
Mit Entrüstung habe ich den Artikel gelesen. Ein weiteres Unrecht im menschlichen Verhalten als auch im Verhalten der Justiz. "Beihilfe zur illegalen Einwanderung" – zynischer geht es nicht! Wie sehr werden die Rettungsschiffe (z.B. von Seawatch, wo ich engagiert bin) bedrängt und behindert und manchmal die Kapitäninnen sogar angeklagt. Nicht die Verursacher und die kriminellen Täter werden angeklagt, sondern die Retter. Dafür darf EU-Frontex Boote behindern, zurücktreiben oder zum Kentern bringen. Und die EU "bildet die libysche Küstenwache aus", die dann Flüchtlinge wieder zurück in die libyschen Gefängnisse bringt, wo sie gequält und ausgebeutet werden. Wir sollen "die Stimme erheben". Ja, wo und wie bzw. was machen wir in ver.di zum Beispiel in diesem Fall? Ulrich Straeter, Essen
Thema "Schluss mit der Zettelwirtschaft", ver.di Publik Spezial 2_2022
Sie erläutern in dem Artikel, dass die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung elektronisch von der Arztpraxis an den Arbeitgeber übermittelt wird. Dies ist so nicht richtig.
Die Arbeitgeber fragen die Daten elektronisch bei den Krankenkassen ab.
Des Weiteren bringen Sie die Frage nach der rechtzeitigen Meldung nach § 49 Abs. 1 Nr. 5 SGB V mit dem lückenlosen Nachweis der Arbeitsunfähigkeit und der Zahlung des Krankengeldes nicht ganz klar herüber. Der Anspruch auf Krankengeld besteht weiterhin von dem Tag an, an dem der Arzt die Arbeitsunfähigkeit feststellt (§ 46 SGB V).
Dorothea Bentler, per E-Mail
Zum Leserbrief von Jörg Weidemann zu "Teuerung belastet Haushalte", ver.di publik 2_2022
Ich wurde bescheiden erzogen, meine kriegsgebeutelten Eltern und Großeltern beschlossen: Jeder braucht ein Dach über dem Kopf, hungern und frieren soll keiner mehr. Heute gilt das längst nicht mehr für alle: zum Beispiel die Armen, Alleinerziehenden, Grundsicherungsrentner, Wohnungslosen.
Oft haben sie schwer gearbeitet, nur eben zu Hungerlöhnen.
Der "Generation Praktikum" gingen Rentenbeitragsjahre verloren. Das Hartz-4-System machte es leicht, sie alle einfach mit Sanktionsdrohungen ausbeuterischen Konzernen zuzutreiben, die verdienten sich goldene Nasen mit moderner Sklaverei. Die Renten fallen natürlich entsprechend gering aus. Die Zeche zahlen heute die Armen, die Tafeln können sie nicht mehr auffangen. Wohlgenährte Politiker empfehlen leichtzüngig "Frieren für den Frieden", und der Gürtel müsse ständig immer noch enger geschnallt werden. Leider trifft die "patriotische Hungerpflicht" dann aber Kinder genauso. Angelika Kyeremateng, per E-Mail
Thema "Schlechte Kost", ver.di publik Spezial 2_2022
Dass in Krankenhäusern das Essen zu wünschen übrig lässt, ist nichts Neues. Aber dass es meist das Einzige ist, worauf sich die Patienten freuen, sollte der Küche zu denken geben. Ich war fünf Tage im Campus in Bad Neustadt, da war ich zufrieden mit dem Wenigen, was ich essen konnte. Dann im Anschluss die Klinik in Werneck – das Essen war zum Abgewöhnen. Dort habe ich stark abgenommen. Das Essen war nicht heiß, schlecht gewürzt, lieblos zubereitet. Ich war nicht die Einzige, die dort kaum etwas gegessen hat. Ich bin bis heute nicht zu meinem normalen Essverhalten zurückgekehrt, weil mich das sehr mitgenommen hat. Ich bin Ernährungswissenschaftlerin, kenne mich aus mit der Materie, habe schon 100 Bücher über Ernährung, Gesundheit und Diätetik geschrieben, aber so etwas Liebloses hätte ich nicht für möglich gehalten. Gerade wenn man krank ist und niemanden in der Nähe hat, freut man sich auf das Essen. Ich habe nichts gegessen, aber das hat niemanden interessiert. Nicht die Frage, warum oder möchten Sie etwas anderes. Ich habe das noch nicht ganz verwunden. Ich habe während des Studiums an der TU München-Weihenstephan auch ein Praktikum in der Krankenhausküche gemacht und an Speiseplänen mitgearbeitet. Wir sind sehr gelobt worden. Aber damals war ich 23 Jahre alt, heute bin ich 64 – in dieser Zeit hat sich vieles verändert. Man wird offensichtlich auch nicht ernst genommen, wenn man Kritik übt.
Dipl. oec. troph.Sonja Carlsson, per E-Mail
ver.di publik Kulturbeutel
Ich lese ver.di publik regelmäßig und finde die Beiträge sehr spannend. Absolutes Highlight jeder Ausgabe sind für mich allerdings eure Kultur-Tipps, die mich schon auf viele schöne Spiele, spannende Musik, Filme und Bücher aufmerksam gemacht haben. Vielen Dank dafür! Das hätte ich bei einer Gewerkschaftszeitung gar nicht erwartet.
Eva Elisabeth Ernst, per E-Mail