Konzernriesen gehen in die Knie

USA – Für amerikanische Gewerkschaften waren Tech-Giganten wie Apple, Amazon und Microsoft lange Zeit tabu. Doch nun kommt Bewegung ins Spiel. Der US-Softwarekonzern Microsoft will sich möglichen Gewerkschaftsgründungen oder -beitritten seiner Angestellten nicht in den Weg stellen. Konzernchef Brad Smith erklärte, das Unternehmen wolle ein Zeichen für die wachsende Aufgeschlossenheit gegenüber Gewerkschaften in der Branche setzen. Das Microsoft sich so liberal gibt, hängt vermut- lich auch mit der geplanten Übernahme des Spielekonzerns Activision Blizzard zusammen. Teile dessen Belegschaft sind in der Game Workers Alliance organisiert, die wiederum ein Bestandteil der einflussreichen US-Gewerkschaft Communications Workers of America (CWA) ist.

Auch Apple sieht sich mit den ersten Versuchen einer Gewerkschaftsgründung konfrontiert, stellt sich dieser jedoch in den Weg. In mehreren Apple-Stores in den USA wollen Beschäftigte über eine Gewerkschaftsgründung abstimmen. Eine Filiale in Atlanta stand sogar schon kurz vor der Abstimmung über einen Beitritt zur CWA. Einschüchterungsversuche und durch Apple gestreute Gerüchte machen eine faire Abstimmung jedoch unmöglich, weshalb die Wahl nun verschoben wurde, heißt es seitens der Aktiven. Apple selbst geht auf die Vorwürfe nicht ein, verkündete jedoch, die Einstiegslöhne in den Filialen von 20 auf 22 Dollar pro Stunde zu erhöhen. Dass der Tech-Riese trotzdem die berühmt-berüchtigte Anwaltskanzlei Littler Mendelson engagiert hat, sollte jedoch hellhörig machen. Diese betreut derzeit auch Starbucks und hat bereits McDonald's in der Vergangenheit geholfen, die gewerkschaftliche Organisierung seiner Beschäftigten abzuwehren.

Nach der ersten erfolgreichen Gewerkschafts-Gründung in einem Amazon-Lager im New Yorker Stadtbezirk Staten Island im April hat der Versandkonzern nun mehrere Manager entlassen. In der Belegschaft wird angenommen, dass die betroffenen Führungskräfte eigentlich damit beauftragt waren, die Gründung der Gewerkschaft zu verhindern, damit aber trotz verschiedener Maßnahmen scheiterten und deshalb entlassen wurden. Es wurden zudem zwei Fälle möglicher Diskriminierung von Mitgliedern der neuen Gewerkschaft ALU (Amazon Labor Union) bekannt. Beide Mitarbeitende haben im Mai bei der US-Arbeitsschutzbehörde eine Klage wegen unlauterer Arbeitspraktiken gegen Amazon eingereicht.

Streik der Lieferkuriere

Dubai – Gleich zweimal haben in Dubai ausländische Lieferkuriere innerhalb kurzer Zeit die Arbeit niedergelegt, um Druck auf die Betreiber ihrer Lieferplattformen auszuüben. Die ausländischen Fahrer von Talabat, der Nahosteinheit des deutschen Unternehmens Delivery Hero, sind am 10. Mai für eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen in den Ausstand getreten und haben sich geweigert, Bestellungen in die Finanzmetropole der Vereinigten Arabischen Emirate auszuliefern. Sie fordern eine Erhöhung ihrer Bezahlung pro Auslieferung um rund ein Fünftel auf 2,59 Dollar (2,45 Euro), um die höheren Benzinkosten abzufangen. In Dubai sind Gewerkschaften oder Demonstrationen verboten, Arbeitskampfmaßnahmen die absolute Seltenheit. Inzwischen ist es jedoch die zweite Aktion innerhalb weniger Wochen.

Bereits am 1. Mai hatten die ausländischen Fahrer von Deliveroo gestreikt und das Unternehmen dazu gezwungen, seine Pläne für Lohnkürzungen auszusetzen – mit Erfolg. Das Einlenken des britischen Essenslieferdiensts gilt als Auslöser und Inspiration für die Talabat-Fahrer.