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Gruppenziel: Aus der Geschichte lernen, heißt für die Gegenwart lernenFoto:ver.di Stuttgart

Frühmorgens macht sich unsere Reisegruppe in Stuttgart mit Reiseleiter Cuno Bruhne-Hägele auf den Weg ins benachbarte Elsass. Zuerst erreichen wir den Ort Schirmeck, der eingebettet in die grünen Hügelketten der Vogesen liegt. In erhöhter Lage am Hang in Sichtweite zum Konzentrationslager (KZ) Natzweiler-Struthof steht ein Museum, das Memorial Alsace Moselle. Hier wird in eindrucksvoller Weise die Geschichte der Elsässer und Moselaner beginnend ab dem Jahr 1871 dargestellt. Bis 1945 haben die Bewohner des Elsass und des angrenzenden Departement Moselle in schicksalhaften Jahrzehnten allein vier Mal die Staatsangehörigkeit gewechselt. Düster und dennoch eindrucksvoll vermittelt die Ausstellung ausführlich die Jahre 1939 bis 1945, mit Installationen, Dokumenten, Filmen, Zeitberichten.

Mit einem Zeitsprung in die Anfänge der Europäischen Union kehren wir zurück in die Gegenwart und sind nachdenklich gestimmt über die überwältigenden Installationen innerhalb des Memorials. Die Gedenkstätte veranschaulicht, dass der "Wille eines dauerhaften Friedens in Europa" und nicht nur in Europa unverzichtbar ist.

Mit freiem Blick auf das weithin sichtbare Mahnmal des KZ Natzweiler-Struthof verlassen wir Schirmeck in Richtung der KZ Gedenkstätte. Am Nordhang eröffnet sich der Blick auf die in rund 700 Metern Höhe angelegte Anlage des KZ Natzweiler-Struthof. Eröffnet am 1. Mai 1941 vergrößerte man das Hauptlager ab dem Winter 1942/43 um eine ungeheure Zahl von etwa 50 Außenlagern links und rechts des Rheins. Besonders viele Außenlager gab es entlang des Neckartales. Als sogenanntes Straf- und Arbeitslager zum Abbau von rotem Granit angelegt, wurden hier vorwiegend politische Gefangene eingesperrt und hingerichtet.

Allein rund 52.000 Häftlinge aus über 30 Nationen durchliefen bis Ende 1944 das Hauptlager und/oder die Außenlager. Rund 22.000 Menschen starben an Entkräftung, Mangelernährung, Kälte, Krankheiten oder wurden nachweislich ermordet. Die Zahl, der bis Kriegsende Inhaftierten ist dabei noch nicht eingerechnet. Anfangs ausgelegt für 4.000 Gefangene, waren es am Kriegende fast 7.000. Das Hauptlager war Ort abscheulicher Morde und Hinrichtungen. Besonders bekannt wurde der Mord an 86 jüdischen Gefangenen, die in der kleinen Gaskammer umgebracht wurden.

Das KZ Natzweiler-Struthof war bis zur Räumung Ende 1944 ein Lager, indem viele Widerstandskämpfer hingerichtet wurden – der Gruppen "Réseau Alliance", "Groupe Mobile d´Alsace-Vosges", sowie vier Frauen des britischen Geheimdienstes der "Special Operations Executive" – um nur einige zu nennen. "Das europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers als Verbindung zur Geschichte" beleuchtet auf interaktive Weise den Aufstieg der Nationalsozialisten und die Gegenwehr der Widerstandskämpfer.

Unser Reiseleiter und zugleich Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Stuttgart erläuterte an vielen Stationen innerhalb des Lagers die Gräueltaten und Grausamkeiten des Nationalsozialismus und derer, die sie hier vor Ort ausführten.

Geprägt von dem Gesehenen und von den Vorträgen waren sich die Mitreisenden aus den Ortsvereinen des ver.di-Bezirks einig: Nie wieder dürfen sich solche Gräueltaten wiederholen, sich Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft breitmachen!