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Zuerst habe ich Restaurantfachfrau gelernt, war aber unzufrieden. Eine Freundin in Potsdam erzählte mir von ihrer Arbeit im Cashcenter und dass sie dort Leute suchen. Ich habe mich beworben und 2014 in der Geldbearbeitung bei Prosegur begonnen. Später habe ich mich in den Fahrbereich versetzen lassen, weil unter anderem der Verdienst da besser ist. Inzwischen bin ich in Köln zu dritt auf den gelben Panzerwagen von Prosegur unterwegs. Das ist der Sicherheitsstandard für Geldtransporte an Bankautomaten. Die Transporte im Einzelhandel werden zum größten Teil zu zweit gemacht. Ein-Mann-Transporte, wie man sie im Handel in Ausnahmen findet, sind nicht sinnvoll, denn dadurch verschiebt sich der Sicherheitsstandard immer weiter nach unten. Wo soll das enden? Bei Pizzaboten, die auch noch Geld mitnehmen?

Professionell im Umgang mit Gefahren

Das Risiko fährt im Geldtransport immer mit. Das ist mir bewusst. Erst vor einer Woche wurde ein Transporter unserer Firma brutal überfallen. Die Kollegen blieben zum Glück unverletzt. Die Täter hatten schwere Waffen. Im Panzerglas und im Fahrzeug sind mehrere Einschusslöcher. Nach so einem Überfall wird uns psychologische Hilfe angeboten. Die Annahme ist freiwillig. Mit den Gefahren am Arbeitsplatz gehe ich professionell um. Wir haben konkrete Anweisungen, wie wir uns verhalten und gegenseitig schützen.

Unter 130 Mitarbeitern auf den Transportern sind wir nur fünf Frauen. Ich denke, das liegt daran, dass die meisten Frauen das Berufsbild nicht kennen, aber auch weil die Arbeit körperlich anstrengend ist. Wir stemmen ordentlich Gewichte. Transportsicherung, Geldkassetten, Hartgeld, je nach Einsatzgebiet kommen da einige hundert Kilo Gewicht am Tag zusammen, die wir bewegen.

Mein Mann ist ebenfalls bei Prosegur. Zur Sicherheit gehört auch, dass Angehörige nicht zusammen im Fahrzeug sein dürfen. Das macht Sinn, denn wäre mein Mann draußen und würde überfallen, dann müsste ich wegfahren; schließlich sind die Täter am Geld und nicht am Menschen interessiert. Aber ich könnte doch meinen Mann nicht zurücklassen. Kennengelernt haben wir uns über die Arbeit im Gesamtbetriebsrat. Im Betriebsrat war ich schon in Potsdam und habe mich wegen der Liebe nach Köln versetzen lassen. Ich bin ein Helfertyp und möchte positive Veränderungen erreichen, denn ich will optimale Arbeitsbedingungen in einem nicht ganz ungefährlichen Job. Deshalb bin ich auch in ver.di. Über den Stundenlohn in der aktuellen Tarifeinigung können wir uns nicht beschweren, die Laufzeit ist allerdings etwas lang und ich hätte mir gerne eine Vorteilsregelung für Mitglieder gewünscht.

In der Freizeit schalten mein Mann und ich in unserem Gartenhäuschen im Grünen ab. Angst machen mir da nur noch die Spinnen oder eine Blindschleiche beim Wandern.