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Foto: Sebastian Wolf

Eine Arbeitswoche in Brüssel

In der siebten Kolumne über meine Zeit an der Europäischen Akademie der Arbeit, werde ich Euch mal nichts über die Zeit an der EAdA erzählen. Aber dafür umso mehr über die Exkursion unseres Lehrgangs nach Brüssel. Eine ganze Arbeitswoche durften wir dort zusammen mit unseren beiden Wirtschaftsdozent*innen verbringen. Brüssel ist nicht nur die Hauptstadt Belgiens, sondern auch eine wichtige Schnittstelle europäischer Politik und Gewerkschaftsarbeit.

Nachdem unser ICE uns schnell, sicher und sogar fast pünktlich dorthin gebracht hatte, starteten wir unsere Reise mit einer spannenden Stadtführung, bei der wir einiges über die Geschichte des Landes und der Metropole erfahren durften und natürlich auch die wichtigsten Höhepunkte der Stadt kennenlernen konnten: Das Europaviertel, Manneken Pis, den Königspalast, das Rathaus und den großen Markt und natürlich auch Fritten und Bier.

Am zweiten Tag gab es dann für uns einen maßgeschneiderten Besuch bei der EU-Kommission. In verschiedenen Vorträgen wurden uns die Themenbereiche Klimaschutz und Wirtschaft (Green New Deal) und die EU-Mindestlohn-Richtlinie nähergebracht. Am Nachmittag ging es weiter zum EU-Parlament. Dieses Gebäude ist nicht nur gigantisch und baulich beeindruckend, sondern es ist auch bemerkenswert, wie alle Mitgliedsstaaten sich dort auf die eine oder andere Weise architek- tonisch eingebracht haben. Zum Abschluss durften wir den großen Sitzungssaal erkunden und einer Parlamentsabgeordneten kritische Fragen stellen. Politik hautnah!

An Tag drei ging es vormittags dann weiter zu IndustriAll, dem europäischen Zusammenschluss der Industriegewerkschaften, bei dem wir uns ebenfalls über die brennenden Themen unserer Zeit ausgetauscht haben – Ihr wisst schon: Klimawandel, Digitalisierung, Fachkräftemangel, Demographischer Wandel und Co.

Im Anschluss waren wir noch auf der ganz, ganz anderen Seite gewerkschaftlicher Politik und haben das Verbindungsbüro der Arbeitgeberverbände BDA und BDI in Brüssel angesteuert. Neben einem lebhaften Austausch über unsere eigenen Ansichten durften wir auch einige spaßige Vorschläge der Arbeitgeberverbände zu tariflichen Fragen hören. So hat man zum Beispiel versucht, uns davon zu überzeugen, dass Tarifverträge eigentlich viel mehr Bausteine und Flexibilitätsoptionen bräuchten und es ja im Sinne aller wäre, wenn man da mehr Bereiche öffnen würde. Nun ja, wir waren da nicht ganz überzeugt.

Am vierten Tag waren wir dann bei der ETUC, EGB und ETUI, die europäischen Gewerkschaftsverbände koordinieren unsere Arbeit auf europäischer Ebene,und es war enorm spannend ihre Erfahrungen aus nächster Nähe zu hören.

Am Abend gab es dann noch ein gemeinsames Essen mit der gesamten Gruppe und natürlich auch das eine oder andere typisch belgische Getränk.

Am nächsten Morgen machten wir uns dann wieder auf die Heimreise nach Frankfurt am Main, mit vollen Koffern an Erfahrungen und Einblicken und der Erkenntnis, dass Brüssel nicht nur wegen seiner 1,2 Millionen Einwohner groß ist, sondern auch weil es ein Zentrum des europäischen Lebens und hetero- gener Kultur ist.

Also: Wir lesen uns in der nächsten (und leider dann auch letzten) Kolumne über meine Zeit an der Europäischen Akademie der Arbeit. Bis dann!

eada.uni-frankfurt.de