wie oft wünschen Beschäftigte sich wohl, ihre Chefs mögen doch mal ihre Arbeit machen. Bei der australischen Airline Quantas wird das jetzt möglicherweise Realität. Denn nicht nur in Deutschland wurde an Flughäfen und bei den Fluggesellschaften in der Coronakrise massig Personal abgebaut, vor allem Personal, das jetzt für die Gepäckabfertigung fehlt. Diese Lücke sollen bei Quantas nun Führungskräfte stopfen. Rund 100 wurden angeschrieben, damit sie ihren Bürojob und ihr Jackett an die Garderobe hängen und in der Gepäckabfertigung Koffer schleppen. In der internen Mail dazu heißt es: "Es gibt keine Erwartung, dass Sie diese Rolle zusätzlich zu Ihrer Vollzeitposition übernehmen." Die Bewerber müssten aber in der Lage sein, bis zu 32 Kilogramm heben zu können. Quantas setzt also auf Freiwillige.

Ob das alles eine wirklich gute Idee ist, bezweifeln Down Under allerdings die Arbeitnehmervertreter. "Ungelernte Bürokräfte in spezialisierte Luftfahrtjobs einzuführen, steigert nur die Gefahr für ernste Verletzungen und Sicherheitsvorfälle, was die Flughäfen in weiteres Chaos stürzen würde", malte Gewerkschaftssekretär Michael Kaine im australischen Nachrichtensender Sky schwarz. "Spezialisierte Luftfahrtjobs" – für diese Wertschätzung ihrer Berufe haben zuletzt auch die Bodenverkehrsdienste an den Flughäfen in Deutschland mit ver.di-Unterstützung gekämpft. Bei der Lufthansa mussten sie dafür zur Hauptreisezeit streiken, bis sich die Chefs bewegten, angemessen für ihre sicherheitsrelevante Arbeit zu zahlen.

Wenn die zurückliegenden zwei Coronajahre und die aktuellen Krisen eines gezeigt haben, dann das: Die Beschäftigten in der Pflege, im Handel, im Verkehr und vielen anderen Branchen lassen sich nicht billig abspeisen. Notfalls gehen sie einfach. Der Fachkräftemangel ist also hausgemacht. Mehr dazu in unserem Brennpunkt.

Warum ver.di auch in den anstehenden Tarifrunden nicht kleinbeigeben wird, steht im Leitkommentar. Und wir berichten natürlich, sollte auch die Lufthansa ihre Führungskräfte ans Gepäckband befördern.

Petra Welzel

Chefredakteurin der ver.di publik