Ausgabe 07/2022
Die Generalistin
2020 habe ich mit der Ausbildung begonnen und kam mitten in die Corona-Pandemie hinein. Das war schon etwas abenteuerlich. Wir hatten teilweise wochenlange Quarantäne. Mein erster Einsatzort war in der Viszeral- und Tumorchirurgie, also Bauchraum und Krebs. Dort war ich drei Monate. Ich verabreiche in der Ausbildung Medikamente, pflege Wunden, nehme Blut ab, setze Thrombosespritzen und wechsle Verbände, um ein paar Beispiele zu nennen. Ausgebildet werde ich zur Pflegefachfrau im Krankenhaus und im Pflegeheim. Der Begriff Krankenschwester ist seit 2020 veraltet, seit die neuen Pflegeberufegesetze eingeführt wurden. Das bedeutet, ich bekomme eine sogenannte generalistische Ausbildung in Alten- und Krankenpflege, mit der ich künftig überall arbeiten kann, in einer Klinik und in einem Pflegeheim.
Von der Politik in die Pflege
Mein zweiter Ausbildungsabschnitt führte mich in die Altenpflege. Dort kannte ich mich schon etwas aus, denn ich habe an der Uni Köln Sozialwissenschaften studiert und parallel in der Pflege gejobbt. Nach dem Bachelorabschluss wählte ich Politikwissenschaften für den Masterstudiengang, was mir aber zu trocken wurde. Meine Zukunft wollte ich nicht am Schreibtisch verbringen, sondern lieber ganz in die Pflege wechseln. Nach der Ausbildungszeit im Pflegeheim kam ich zurück an die Uniklinik und durchlief weitere Stationen: Kardiologie, dann Dermatologie, anschließend ambulante Pflege und die letzten drei Wochen auf der Wöchnerinnenstation. Dort durfte ich sogar bei einem Kaiserschnitt hospitieren. Wir schnuppern während der Ausbildung in möglichst viele Bereiche hinein. Als nächstes werde ich auf der Station für Kiefer- und Gesichtschirurgie sein, den Abschluss bildet die Knochenmarktransplantation. Zur Ausbildung gehören auch Schulblöcke sowie regelmäßig pro Woche ein Tag Studium am Uniklinikum Köln. Meine dreijährige Ausbildung ist also eine Kombination aus Praxis, Schule und Uni. Das Studium ist dazu da, nochmal andere Kompetenzen als in der praktischen Ausbildung zu erwerben. In einem Seminar, das über zwei Semester geht, mache ich beispielsweise eine Fallanalyse und evaluiere diese anschließend. Dabei geht es darum, wie die Pflegedienste bei ambulanter Pflege besser unterstützt werden können wie etwa, wenn chronisch Erkrankte lernen müssen, mit den Veränderungen umzugehen.
Meine Zukunft sehe ich im Krankenhaus. Die Uniklinik ist ein Maximalversorger, es gibt daher viele Stationen, auf denen ich arbeiten kann. Die Entscheidung für die Ausbildung zur Pflegefachfrau würde ich immer wieder so treffen, obwohl bei uns oft Zeitdruck herrscht. Viele geben deshalb den Beruf wieder auf. Anfangs waren wir 30 Auszubildende. Jetzt sind wir nur noch 20. Ich finde, der Pflegeberuf verkauft sich unter Wert. Die Pflege bräuchte mehr positive Außenwerbung. Von dem zuletzt errungenen Tarifvertrag Entlastung erhoffe ich mir Verbesserungen, die den Beruf attraktiver machen und den Stress verringern.