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Oliver Berg/dpa

Titel "Die Mär von den Faulen", ver.di publik 8_2022

Wir als Tierärztinnen und Tierärzte wenden uns an Sie, um unsere Besorgnis über die Darstellung eines kurznasigen Hundes auszudrücken. Unter dem Dach der Bundestierärztekammer haben sich fünf tierärztliche Verbände zusammengetan, um über die verheerenden Folgen der Zucht von extrem kurznasigen Hunden und Katzen aufzuklären und einer solchen Zucht entgegenzuwirken. Kurznasige Hunde- und Katzenrassen sind gerade modern und sehen mit ihren niedlich kindlich anmutenden Köpfen mit Glubschaugen besonders putzig und charmant aus. In unserem Alltag beobachten wir, dass die öffentliche Darstellung immer mehr potenzielle Tierhalter ermutigt, ein solches Haustier anzuschaffen. Rassen wie z.B. Französische Bulldoggen, Englische Bulldoggen, Möpse, flachgesichtige Perserkatzen, Exotic Shorthair oder British Kurzhaar-Katzen in den heutigen körperlichen Ausprägungen gehören zu den sogenannten "Qualzucht"-Rassen. Es ist uns eine ethische Pflicht, zum Schutz und zur Sicherung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Tiere beizutragen. Wir sind uns sicher, dass die Wahl des Motivs ungewollt auf ein Tier mit einem Qualzuchtmerkmal gefallen ist. Nach unseren fundierten tierärztlichen Erfahrungen entwickeln Tiere der o.g. Rassen aufgrund ihrer extremen Kurzschädeligkeit in aller Regel über einen erheblichen Leidensdruck und nicht selten auch ausgeprägte Schmerzen. Symptome sind Schnaufen, Röcheln, Atemnot, vermehrter Tränenfluss und schnelle Erschöpfung bis hin zum Kreislaufkollaps mit Ohnmacht. Dies ist unter anderem die Folge von viel zu engen Nasenöffnungen und/oder überlangen Gaumensegeln. Besonders groß wirkende "Puppenaugen" in flachen Augenhöhlen führen zu gravierenden Entzündungen und Eintrübungen der Hornhaut. Nicht selten erblinden die betroffenen Hunde oder Katzen im fortgeschrittenen Alter. Daher setzen wir auf Ihre Unterstützung, die Nachfrage nach Vertretern solcher Qualzüchtungen nicht durch mediale Präsenz anzuheizen. Wir bitten Sie also, auf die Abbildung derartiger Tiere zu verzichten.

Bundestierärztekammer e.V. , Bundesverband der beamteten Tierärzte e.V. , Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. , Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e.V. ⁠, Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin in der DVG, Bundesverband praktizierender Tierärzte e.V., per E-Mail

Vielen Dank für den Artikel! Ich habe ein abgeschlossenes Studium und eine abgeschlossene Ausbildung, und bin trotzdem langzeitarbeitlos.

Und ich will arbeiten!

Aber für ein Arbeitsverhältnis braucht es zwei, nämlich auch einen, der einen einstellen will! Ich habe so viele Bewerbungen geschrieben und Vorstellungstermine gehabt, selbst Praktika absolviert. Kommt noch dazu, dass Asperger-Autismus diagnostiziert wurde. Aus diesem Grund bin ich etwas langsamer als andere, dafür aber gewissenhaft, und leider will sich keiner die Zeit nehmen, mich einzuarbeiten. Überlegung ist, bei Inklusionsbetrieben zu fragen (leider gibt es viel zu wenige). Kognitiv bin ich allerdings schon fähig, auf dem 1. Arbeitsmarkt zu arbeiten. Ich warte nur darauf, dass jemand auch meine Stärken sieht. Wer nur ein bisschen beeinträchtigt ist, wird leider auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor benachteiligt, trotz möglicher Fördergelder für den Arbeitgeber. Carine Laubert, per E-Mail

Thema "Sorry, hab' nichts klein", ver.di publik 8_2022

Fehlendes Bargeld schädigt längst nicht nur die in ihrem Artikel erwähnten Bettler in der Fußgängerzone, denen man ungern digital sein Almosen gibt. Wie soll es denn bitte in Tourismus und Gastronomie laufen – Branchen, in denen Trinkgelder einen nicht unwichtigen Teil des Einkommens darstellen? Ich denke da an Zimmerpersonal in Hotels, Kofferboys, Barkeeper, aber auch Busfahrer von Reisegruppen und die Reiseleiter. Von letzteren bin ich selber einer. Dass mir nach einer hoffentlich nie realisierten Abschaffung des Bargeldes am Ende einer Rundreise anstatt eines gut gefüllten Gruppen-Trinkgeldumschlages jeder sein Handy hinhalten wird, das kann mir niemand glaubhaft machen. Und dass bei einer Digitalisierung der Trinkgelder sich nicht auch das Finanzamt wieder dafür interessiert, ebenfalls nicht. Bargeld gehört zu jener Freiheit und Würde des Menschen, wie sie im Grundgesetz verankert ist. Oliver Meiser, per E-Mail

Thema "Am Rekordgewinn beteiligen", ver.di publik 8_2022

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Löhne in der Post- und Paketbranche seit 2011 deutlich weniger angestiegen als in der Gesamtwirtschaft. Von den Rekordgewinnen der Deutschen Post haben die Beschäftigten kaum profitiert und mussten sich mit unterdurchschnittlichen Gehaltserhöhungen zufrieden geben. Die Verdienste in der Gesamtwirtschaft stiegen viermal (!) stärker an als in der Postbranche. Es ist also höchste Zeit nicht nur für einen Inflationsausgleich, sondern auch für einen Ausgleich dieses Lohnrückstandes.

Jürgen Ergesi, München

Thema "Reaktion nach massivem Druck" und Kommentar "Mein Gott, wie scheinheilig", ver.di publik 8_2022

Das kirchliche Arbeitsrecht zu kritisieren, ist richtig und notwendig. Auch die nun umgesetzten Änderungen durch die neue Grundordnung gehen nicht weit genug. Aber als Angestellter der katholischen Kirche und Mitglied in der Mitarbeitervertretung (die kirchliche Entsprechung des Betriebs- bzw. Personalrats) in meinem Unternehmen möchte ich darauf hinweisen, dass das kirchliche Arbeitsrecht auch Vorteile besitzt, da es in einigen wenigen Punkten besser als die staatlichen Regelungen ist. So sind sachgrundlose Befristungen in der katholischen Kirche für maximal 14 Monate möglich, im staatlichen Arbeitsrecht sind es 24 Monate. Die Begründung dafür ist die Dienstgemeinschaft von Dienstgeber und Dienstnehmern, also die gegenseitige Verwiesenheit aufeinander und die gemeinsame Arbeit an einem Ziel. Die Kirche täte gut daran, diesem Anspruch stets gerecht zu werden. Ich wünsche mir in ver.di publik eine umfassendere Auseinandersetzung mit dem Arbeitsrecht der Kirchen. Roland Müller, per E-Mail

Thema "So arbeiten wir 2042", ver.di publik Spezial 8_2022

Optimismus ist gut, aber leider eine Selbsttäuschung. Ich sage es jetzt einmal, wie es circa 2050 in wissenschaftlich orientierten Kreisen gesehen wird: Die Menschheit hat es inzwischen geschafft, die Permanentfrostböden aufzutauen. Gletscher? Was ist das? Die Permanentfrostböden geben jährlich so viel CO₂ und Methan frei, wie die Menschheit 2020 erzeugt hat. Eine Fluchtbewegung von hunderten Millionen bettelarmer Menschen ist im Gange. Wohin? Nach Europa, Nordamerika und Australien. China ist inzwischen Weltmacht Nummer 1, wird autokratisch regiert und gewährt kein Flüchtlingsasyl (Pushback). Die Reichen in den demokratischen Einwanderungsländern haben sich in von Söldnertruppen bewachte Sicherheitszonen eingebunkert (Gated Communities). Jeder Versuch, unerlaubt da reinzukommen, wird gewaltsam verhindert. Die Lebenssituation in den Elendsstädten: keine Exekutive, keine Judikative, keine soziale Infrastruktur und wahrscheinlich auch keine technische Infrastruktur. Clan- und Bandenkriminalität aller Art, Diebstahl, Raub, Verletzungs- und Tötungsdelikte sind an der Tagesordnung. Herzlich willkommen im Jahr 2050. "So arbeiten wir 2042" ist ein netter Science Fiction.

Roland Zeller, Pforzheim

Echt klasse ihr Spezial "Zukunft"!

Schön, dass sie den Arbeitenden die Möglichkeit geben, über ihren Job in 2042 zu philosophieren.

Bitte mehr davon… andere Branchen und gerne auch andere Jahre in der Zukunft. Dieter Schreml, Bad Nauheim

Ein Hoch auf die Utopie! Schon lange habe ich keine Zeitungsseiten mehr gelesen, die so aufbauend und motivierend waren! Vielen Dank! Maik Niederstein, per E-Mail

Kommentar "Passgenaue Tarifverträge", ver.di publik 8_2022

Es ist richtig, dass die Zielsetzung einer Tarifbindung wichtig ist. Aber wir sollten nicht vergessen, dass immer mehr Arbeitnehmer wegen der Tarifflucht der Arbeitgeber ohne Tarifbindung arbeiten. Ein Vorschlag könnte doch sein, entweder Tarifbindung oder Koppelung des Entgeltes an Inflation. Aber die generelle Ablehnung lässt bei mir alle Alarmglocken klingeln. Elvira van Helden, Schweindorf

Thema "Die Mammutaufgabe", ver.di publik Spezial 8_2022

Wer bei der Frage, was die notwendige sozial-ökologische Transformation bremst, nicht ein einziges Mal vom Kapitalismus spricht, sollte besser ganz schweigen. Andernfalls werden nur weiter Illusionen genährt, denn der empirische Befund ist doch eindeutig: Auf der einen Seite haben wir die regelmäßigen Konferenzen, auf denen hochrangige Vertreter der Staaten und der Zivilgesellschaften feierlich eine intakte Umwelt zum Menschenrecht erklären, und auf der anderen Seite haben wir die reale Entwicklung, die damit gar nichts zu tun hat und ganz anderen Regeln folgt – nämlich den Regeln der Profitmaximierung und der Akkumulation.

Und genau diese gesellschaftliche Konstellation ist exakt das, was man Kapitalismus nennt.

Dr. Peter Radt, per E-Mail

Eine besonders gelungene Ausgabe Ihrer Zeitung! Ich bin sehr begeistert von dem großen Artikel zu den Herausforderungen des Klimawandels "Die Mammutaufgabe". Außerdem bin ich durch diese Ausgabe sowohl auf die Organisation "Finanzwende" sowie das "Manifest der freien Straße" gestoßen. Beides ein großer Gewinn für mich!

Weiter so! Aaron Geißelhardt, per E-Mail

Zu den Leserbriefen und der Reportage "Äpfel für die Kinderklinik", ver.di publik 8_2022

Gut, dass in publik die Diskussion über die notwendige Stärkung der neuen Friedensbewegung geführt wird. Ich stimme dem Kollegen Max Hainke zu, dass Frieden, Soziales und Umwelt zusammenhängen. Was wir seit Beginn des Ukrainekriegs erleben, ist eine offene Krise des imperialistischen Weltsystems. Alte und neue Großmächte rüsten massiv auf und bereiten sich auf einen Weltkrieg vor. Wir brauchen deshalb eine Friedensbewegung, die den aktiven Widerstand gegen die Vorbereitung eines dritten Weltkriegs organisiert. Ich meine, die wesentliche Frage ist, dass diese sich gegen jeden imperialistischen Krieg richtet. Kollege Wulfhard Bäumlein muss doch sehen, dass auch das NATO-Mitglied Türkei einen verbrecherischen Angriffskrieg auf Syrien und den Irak führt, der zu katastrophalen Folgen für die Zivilbevölkerung führt, wie es die Reportage aus Cherson und Isjum eindrucksvoll schildert. Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass sowohl in Russland als auch in der Ukraine das Kriegsrecht herrscht, jede Opposition verboten ist und auch die Gewerkschaftsbewegung rigoros unterdrückt wird.

Bernhard Schmidt, per E-Mail