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Adíos Buenos Aires

Bilder von Demonstranten, die 2001 lärmend mit ihren Kochtöpfen durch die Straßen von Buenos Aires ziehen, im Krieg mit dem Militär, erinnern an das heutige Paris. Regisseur Krals Erstling erzählt jedoch nicht nur von Aufstand und Armut während der schwersten Wirtschaftskrise Argentiniens, sondern auch von der Kraft der Musik und der Liebe. Und das mit großer Leichtigkeit. Julio, Besitzer eines kleinen Schuhladens, will nach Berlin auswandern, kommt bei seinen Vorbereitungen aber nicht voran. Mutter und Tochter wollen nicht mit; vor allem finanzielle Sorgen setzen ihm zu. Nicht einmal mehr seinen Peugeot kann er nach dem Zusammenstoß mit einem Taxi verkaufen, um das Geld für die weite Reise aufzutreiben. Die Fahrerin, die den Unfall verschuldet, ist zu allem Übel nicht versichert. Gleichwohl kurbelt die Mutter eines stummen kleinen Jungen Julios Lebensfreude wieder an. Und erobert sein Herz. Mit seinen Freunden und einer einstigen Tango-Ikone, die dem Ensemble unverhofft zufliegt, konzertiert der passionierte Bandoneon-Spieler wieder. Und lernt, wie man Steinchen aufs Wasser wirft, so dass sie tanzen.

Kirsten Liese

D/ARG 2023. R: German Kral. D: Diego Cremonesi, Marina Bellati, Carlos Portaluppi u.a., 93 Min., KINOSTART 11.5.23

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Die Geschichte vom Holzfäller

Für eine Tarifverhandlung wäre die konfliktscheue Hauptfigur dieses Films auf gar keinen Fall zu gebrauchen. Pepe ist Holzfäller im finnischen Lappland und hat das Naturell eines passiven Zweckoptimisten. Dargestellt wird er von Jarkko Lahti, einem der beliebtesten Schauspieler Finnlands. Unerschütterlich lächelnd glaubt Pepe an das Gute. Er lebt mit Frau und Sohn in einem kleinen Ort; Abwechslung bietet allein das Kartenspiel mit dem befreundeten Ehepaar oder das Eisfischen mit dem Sohn. Sein ganzes Leben läuft in eintönigen Bahnen, als plötzlich das Sägewerk schließt und die Holzfäller ihre Arbeit verlieren. Seine Kollegen sinnieren über Ausbeutung, Gerechtigkeit und Revolution, als auch noch Pepes Frau mit dem Friseur durchbrennt und sich der Sohn plötzlich der spirituellen Sekte um einen durchgeknallten Guru anschließt. Ab hier geht's abwärts. Regisseur Myllylahti nimmt seiner Hauptfigur alles, um zu sehen, ob und wann dieser Stoiker Pepe seine irrationale Hoffnung aufgibt. Der Verlust seines Sohnes wird für Pepe jedoch zum Weckruf. Die Handlung bleibt stellenweise unerklärlich. Poesie und surreale Bilder, die wie gemalt erscheinen, sind die Mittel, mit denen dieser Film über den Sinn des Lebens in ganz miserablen Zeiten sinniert.

Jenny Mansch

FIN / NL / DK / D. R: MIKKO MYLLYLAHTI. D: Jarkko Lahti, HP Björkman Livo Tuuri. 99 MIN., KINOSTART 11.5.23

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Meine Schwester, ihre Hochzeit und ich

Adrien sitzt ziemlich in der Tinte. Gefangen am Esstisch der buckligen Verwandtschaft aus Vater, Mutter, Schwester und Schwager, bekommt er eine ausgewachsene Panikattacke, der wir in dieser vergnüglichen französischen Komödie beiwohnen dürfen. Alles fängt an wie Watzlawicks berühmte Geschichte mit dem Hammer, in der jemand die vermeintlich abschlägigen Gedanken und Antworten des Gegenübers schon zu kennen glaubt, bevor dieser sie überhaupt äußern kann. Der Schwager, der sich gern in naturwissenschaftlichen Vorträgen ergeht, bittet Adrien, die Rede auf der nahenden Hochzeit zu halten. Adrien jedoch ist eigentlich liebeskrank; seine Freundin hat die Beziehung auf Pause gestellt und antwortet partout nicht auf seine völlig offensichtlichen SMS-Manipulationen. Auf diese instabile Verfassung trifft die Bitte um eine Hochzeits-Rede, und Adrien flippt aus, was aber nur wir mitbekommen, nicht die Familie. Die ganze Zeit über spricht er zum Kinozuschauer, der Zeuge seiner apokalyptischen Visionen unterschiedlich gescheiterter Reden wird. Mit Witz und charmanten Ideen inszeniert, steuert das Geschehen durch einige überraschende Wendungen auf eine wohlverdiente Klimax zu.

Jenny Mansch

F 2023. R: LAURENT TIRARD. D: BENJAMIN LAVERNHE, SARA GIRAUDEAU, JULIA PIATON, U.A., 88 MIN., KINOSTART 5.5.23