Hoher Druck, Hetze, körperlich schwere Arbeit und Schichtdienst sind in der Pflege kräftezehrender Alltag. Das ist bekannt, aber (fast) nichts passiert. Für Politik und Arbeitgeber sind die Probleme offenbar noch kein Anlass umzusteuern, wie eine Sonderauswertung des DGB deutlich macht. Die Studie vergleicht die Zeiträume 2012 bis 2017 mit den Jahren 2018 bis 2022. Das traurige Ergebnis: Beschäftigte in der Krankenpflege sehen so gut wie keine Verbesserungen in den letzten Jahren und auch in der Altenpflege ist das Belastungsniveau weiterhin sehr hoch, bei nur geringfügigen Verbesserungen.

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Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publikFoto: Renate Koßmann

Die Zeit aber drängt, denn der Pflegebedarf wird in Zukunft noch weiter steigen. Beschäftigte und Pflegebedürftige leiden jedoch schon jetzt unter der Situation. Und das wird nicht wie ein harmloser Schnupfen vergehen, sondern chronisch, wenn die Politik nicht schnell handelt. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung muss das Personal schon jetzt sehr häufig oder oft Abstriche bei der Qualität der Arbeit machen: 60 Prozent der Krankenpflegekräfte gaben das bei der Befragung an, in der Altenpflege knapp 40 Prozent.

Der zunehmende Dauerstress in der Pflege treibt die Menschen in Teilzeit, in andere Berufe oder vorzeitig in den Ruhestand. Das ist nur allzu verständlich, verschärft aber den Druck auf die Verbliebenen. In der Altenpflege glauben schon jetzt 67 Prozent der Beschäftigten nicht, dass sie es noch bis zum Ruhestand schaffen, in Kliniken ist die Situation sogar noch angespannter: 75 Prozent der Krankenpfleger*innen gehen davon aus, es in ihrem jetzigen Beruf nicht bis zur Rente zu schaffen.

Das ist auch deshalb bitter, weil den Beschäftigten die Arbeit mit Menschen am Herzen liegt. Eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass mindestens 300.000 Vollzeit-Pflegekräfte, die bereits gegangen sind, sogar in ihren Job zurückkehren oder ihre Arbeitszeit aufstocken würden, wenn sich die Arbeitsbedingungen in der Pflege deutlich verbessern würde. Das ist ein klarer Auftrag an Politik und Arbeitgeber. Sie müssen jetzt schnell für gute Arbeitsbedingungen und ausreichend Personal sorgen. Nur gute Arbeit zieht neue Fachkräfte an.