Leserbriefe_publik.jpg
Oliver Berg/dpa

Titel "4.000 Stunden Gewalt", ver.di publik 4_2023

Ich bin sehr erschüttert über die Arbeitsbedingungen bei den Moderatoren. Ich habe davon nichts gewusst und bin froh, etwas zu erfahren. Es muss schrecklich sein, sich stundenlang Gewaltvideos und Kinderpornographie anzusehen. Dass die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen so schlecht sind, ist furchtbar. Ich hoffe, dass die Veröffentlichung etwas bewirkt und ziehe den Hut vor so viel Mut von Cengiz Haksöz. Ich bin froh, dass ich die Zeitung auch noch als Rentnerin bekomme und weiter informiert werde. Angelika Timmermann, pler E-Mail

Content Moderatoren haben bestimmt einen der schlimmsten Jobs, die es gibt. Sie sollten eigentlich Spitzengehälter beziehen. In eurer Aufzählung der Bilder des Grauens habt Ihr aber einen wichtigen Bereich vergessen: die Tierquälerei. Auch Tiere sind fühlende Wesen! Gabriele Engelmann, per E-Mail

Kommentar "Pflege am Limit", ver.di publik 4_2023

Spannend finde ich, dass laut Studie mindestens 300.000 Vollzeit-Pflegekräfte in ihren Job zurückkehren oder ihre Arbeitszeit aufstocken würden, wenn sich die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern würden. Das kann ich nachvollziehen. Ich sehe jeden Tag, unter welchen Bedingungen die Menschen im Pflegeheim arbeiten. Und wie sich deren Belastungen auf die Bewohner*innen auswirken. Ich bin gefühlt immer noch pflegende Angehörige, obwohl meine Mutter seit einem Jahr in einem Pflegeheim lebt. Jeden Tag bin ich vor Ort, um zu unterstützen. Sogar bei der Ta-blettengabe. Hier tut sich ein Feld für die Gewerkschaften auf. Natürlich müssen Politik und Arbeitgeber dem klaren Auftrag nach Verbesserungen nachkommen.

Es war aber schon immer Aufgabe der Gewerkschaften, Arbeitsbedingungen zu verbessern.

In der Pflege könnte ver.di Zuständigkeit und Leistungsstärke unter Beweis stellen. Sabine Bartz, per E-Mail

Kulturbeutel "plant-for-the-planet", ver.di publik 4_2023

Von zahlreichen Klima- und Forstwissenschaftlern wird die Wirksamkeit des Geschäftsmodells "Kompensation von CO₂-Emissionen durch das Pflanzen von Bäumen" in Frage gestellt wird. Mit solchen Angeboten wird die Illusion genährt, mit ein paar Euro ließen sich die klimaschädlichen Verhaltensweisen der Menschen in den reichen Ländern neutralisieren. Die fraglichen Aufforstungsprojekte werden zum überwiegenden Teil in Ländern des globalen Südens durchgeführt, ganz in der rassistischen Tradition des Kolonialismus. Für unseren Lebensstil nehmen wir damit noch mehr Land und Ressourcen in diesen benachteiligten Regionen der Erde in Anspruch. Jörg Grossmann, Hamburg

Meldung "Was tun gegen Altersarmut", ver.di publik 4_2023

Gegen Altersarmut kann man sofort etwas unternehmen. Indem man die Fallstricke bei der Grundrente und dem Freibetrag für Grundrente entfernt. Beide sind so ausgelegt, das die wenigsten, die es bitter nötig haben, davon profitieren können. Es sind nämlich "33 Grundrentenjahre" notwendig, in denen in die Rentenversicherung eingezahlt wurde, um die Grundrente und/oder den Freibetrag zu erhalten. Allerdings sind Zeiten der Arbeitslosigkeit davon ausgenommen, auch solche, in denen das Arbeitsamt oder Jobcenter Zahlungen an die Rentenversicherung geleistet hat. So werden diejenigen bestraft, die durch Langzeitarbeitslosigkeit ohnehin von Altersarmut bedroht sind.

Ich möchte die Gewerkschaften dringend bitten, gegen diese Ungerechtigkeit zu protestieren.

Thomas Wohzufrieden, Mülheim an der Ruhr

Thema "Rebell aus der Provinz", ver.di publik 4_2023

Den sehr informativen Bericht über Hans Böckler habe ich mit großem Interesse gelesen. Leider wurde nicht erwähnt, dass er im März 1933 als Reichstagsabgeordneter gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hat. Immerhin handelte es sich dabei um einen besonders mutigen Akt des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Richard Stöss, Berlin

Kolumne "Update Ukraine", ver.di publik 4_2023

Ich finde es sehr verstörend formuliert, wenn in dem Beitrag von "anhaltenden Feindseligkeiten" geschrieben wird. Das ist, gelinde gesagt, eine Verniedlichung des brutalen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine. Eine Feindseligkeit kann auch der Streit zwischen zwei Nachbarn sein. Frank Pek, per E-Mail

Die neueste Ausgabe meiner Gewerkschaftszeitung veröffentlicht Lesermeinungen zum Update Ukraine, die mich erschüttern. Die in der Ausgabe davor nachzulesenden Forderungen des Kollegen Gustav Stark jedoch unterstütze ich aus vollem Herzen: Beendigung des bewaffneten Konflikts in der Ukraine durch diplomatische Bemühungen und Verhandlungen!

Jeder Krieg, der gerade auf dem Planeten tobt, ist abzulehnen!

Ebenso die Unterstützung kriegerischer Handlungen durch Lieferungen militärischer Gerätschaften. Krieg und Militär sind übrigens die größten Klimaschädlinge. Werden wir also alle aktiv für eine starke Friedensbewegung! Irene Junge, Dresden

Interview "Die Verrohung ist deutlich spürbar", ver.di publik 4_2023

Zu den geschilderten Unterschiedsmerkmalen in Bezug auf die Kleidung von Polizisten und Feuerwehren ist es zumindest in Rheinland-Pfalz so, dass auch die Mitarbeiter des Vollzugsdienstes vom Ordnungsamt von vorne kaum von Polizisten zu unterscheiden sind. Den Polizisten erkennt man meist an der Pistole. Zur allgemeinen Wahrnehmung und Akzeptanz von Warneinrichtungen möchte ich auch noch anmerken, dass die als Warnweste immer noch benannte Schutzweste eigentlich mittlerweile eine "Sichtweste" ist. Früher war man erst mal vorsichtig, wenn man Menschen mit Warnwesten gesehen hat. Mittlerweile tragen u.a. Lkw-Fahrer, Mitarbeiter im produzierenden Gewerbe und anderen Wirtschaftsbetrieben und Schul- und Kindergartenkinder oft diese Westen.

Heißt für mich, dass sie für mich nicht mehr auf eine Gefahr hinweist (warnt), sondern eigentlich andeutet: "Pass auf, da ist jemand." Walter Burger, Koblenz

ver.di publik, 04_2023 allgemein

Die Ausgabe 4 der ver.di publik möchte ich ausdrücklich loben. Speziell die Darstellung der Situation der studentischen Beschäftigten und der Artikel "Mensch vor Maschine". Norbert Kaula, per E-Mail

Thema "Sozialwahl", ver.di publik 4_2023

"Der Mensch steht im Mittelpunkt", so die Botschaft von ver.di zu den Sozialwahlen in diesem Jahr. Ich bin seit Jahrzehnten im Gesundheitswesen beschäftigt und habe mir mal die Mühe gemacht, alle Sozialwahl-Listen anzuschreiben und sie um Auskunft darüber zu bitten, ob sie bereit sind, die Einführung der "Elektronischen Patientenakte" (ePA) zu verhindern. Ergebnis: negativ. Nur ungefähr die Hälfte hat geantwortet und alle sangen das hohe Lied der Digitalisierung. Digitalisierung "rette Leben", Digitalisierung spare Kosten und Zeit, Digitalisierung entlaste das Personal. Nichts davon ist wahr. Die bisherige Digitalisierung qua "Telematikinfrastruktur", "KIS" und "ePA" ist ein einziges Fiasko und ein Milliardengrab für die Versicherten. Es entzieht dem System immense Ressourcen an Krankenkassenbeiträgen, Arbeit und Nerven. Hinzu kommen unkalkulierbare Risiken für Patienten und Versicherte, dass unsere Gesundheitsdaten auf legalem Wege von den Digital- und Gesundheitskonzernen als "Big Data" ökonomisch verwertet und zusätzlich regelmäßig illegal gehackt werden, wie es z.B. in den USA schon lange der Fall ist. Mit anderen Worten: Die "ePA" funktioniert nur mit dem Abbau des Datenschutzes. Hier steht also gerade nicht "der Mensch" im Mittelpunkt, sondern die Aussicht auf Profit. Und zwar wieder einmal auf unsere Kosten. Heiko Boumann, per E-Mail

Zum Leserbrief von Kerstin Richardson zum Gendersternchen, ver.di publik 4_2023

Der Genderstern hilft ungefähr so viel gegen Frauenfeindlichkeit, wie das Applaudieren vom Balkon die Situation der Pflegekräfte zum Positiven verändert oder das Autos-Anzünden gegen Rassismus etwas ausrichtet. Gendernde Chefs lassen sich überhaupt nicht davon abhalten, weiterhin typische "Frauen-Jobs" schlecht zu entlohnen oder gläserne Decken gegen weiblichen Aufstieg nach oben einzuziehen. Das erlebe ich selbst täglich. Sinnvoll wäre es, wenn Frauen endlich aufhörten, gegeneinander zu arbeiten und anfingen, sich gegenseitig den Erfolg zu gönnen. Mein Alltag mit Männern ist deutlich respektvoller und wertschätzender als der mit Frauen. Und ehrlich gesagt: Was ändert dieser Unsinn, der mir als Fachkraft des Schreibens und Textens Zahnschmerzen bereitet, an der weltweit entsetzlichen Situation von Mädchen und Frauen, die beschnitten, verstümmelt, verhüllt, ausgebeutet, vergewaltigt werden? Gendern ist aus meiner Sicht nichts weiter als eine Art intellektueller Selbstbefriedigung, die nichts zur Lösung ernster Probleme beiträgt. Und sprachwissenschaftlich betrachtet hat das biologische mit dem grammatischen Geschlecht auch nichts zu tun. Die Sprache hat bereits drei Geschlechter – und das schon ziemlich lange.

Cornelia Edel, per E-Mail