Kylie Minogue: Tension
CoverPromo

Kylie Minogue: Tension

Sie misst nur 1,52 Meter, ist aber eine der größten Sängerinnen der Popgeschichte. Seit 36 Jahren im Geschäft, hat die Australierin 80 Millionen Alben verkauft und sich in eine Position manövriert, von der Kolleginnen wie Madonna nur träumen können. Einfach weil sie keinen Trends hinterherjagt und auch nicht versucht, mit dem Nachwuchs zu konkurrieren. Sie ist schlichtweg sie selbst, eine Garantin für unterhaltsamen Pop. Das unterstreicht auch ihr 16. Album Tension mit elf Songs, die auf hedonistische Dance-Tracks alter Schule setzen: elegant, stylisch, mit ­Gitarre und Saxofon, gelegentlichen ­Vokoder-Effekten und offenkundigem 80-er Vibe. Dazu gesellen sich Texte, die einerseits naiv anmuten, weil sie – wie in Things We Do For Love oder You Still Got Me High – die perfekte Beziehung beschwören. Anderseits reibt man sich verwundert die Ohren, wenn Kylie ganz ungeniert und selbstbewusst mit der eigenen Sexualität kokettiert. ­Etwa in der ersten Single Padam Padam, für die sie in die Rolle des männermordenden Vamps schlüpft – und ihren größten Hit seit Jahren landet. Der eindrucksvolle Beweis, dass Mrs. Minogue immer noch auf der Höhe der Zeit ist.

Marcel Anders

(BMG/Warner)

22_23_Kultur_MUSIK_wind_and_sun_01.jpeg
CoverPromo

Sinikka Langeland: Wind and Sun

Gern verbindet man in seiner Vorstellung den Klang des Nordens mit einer Innerlichkeit, die der Weite des Landes geschuldet ist. Doch Skandinaviens ­Musiker*innen sind nicht nur für ihren kristallinen Sound bekannt, sondern auch für ihre ungewöhnlichen Kombinationen aus nordischer Tradition und verschiedensten globalen Einflüssen. Für die Volksmusiktradition der nor­wegischen Region Finnskogen, die an Finnland grenzt, ist die Sängerin und Kantele-Spielerin Sinikka Langeland seit langem international bekannt. Die ­Kantele ist die traditionelle finnische Kasten-Zither. Langeland verwendet ­Instrumente mit 5 und 15 Saiten und ­beeindruckt vor allem mit dem Sound ihrer 39-saitigen Konzert-Kantele. Während ihre Musik einerseits den schamanischen Über­lieferungen des hohen Nordens nachspürt, ist sie doch zugleich in der Moderne zu Hause: Durch die Vertonung zeitgenössischer norwegischer Gedichte, aber ebenso durch ihr exquisit besetztes Quintett, zu dem auch Ehemann und Saxophonist Trygve Seim gehört. Als wäre sie bisweilen von der Natur abgelauscht, ist Langelands Musik wie keine andere, und deshalb so einehmend.

Peter Rixen

CD, ECM Records

22_23_Kultur_MUSIK_Iwan_Lins_heart_01.jpeg
CoverPromo

Ivan Lins: My Heart Speaks

Er ist einer der meistgeschätzten und meistaufgenommenen brasilianischen Komponisten. Etliche seiner Songs zählen seit Jahrzehnten nicht nur zum Kanon brasilianischer Populärmusik, sondern unterstreichen ihre Bedeutung durch Interpretationen von zahlreichen international renommierten Künst­ler*innen wie Ella Fitzgerald, Barbra Streisand und Quincy Jones. Nun bringt der 78-jährige Altmeister Ivan Lins eine Auswahl weniger bekannter Stücke, die ihm besonders am Herzen liegen. Ivan Lins selbst präsentiert sich in diesen Neuinterpretationen als äußerst geschmeidiger Sänger und Pianist. Auch die Sängerinnen Dianne Reeves und Jane Monheit sowie der Trompeter Randy Brecker sind aus diesem besonderen Anlass als Spezialgäste mit von der Partie. Lins beherrscht neben dem schwerelosen Bossa-Nova-Groove sämtliche Spielarten und Rhythmen der brasilianischen Populärmusik und erweist sich einmal mehr als herausragender Melodiker. Für das klangliche Breitbandformat sorgt das georgische Tiflis Sinfonieorchester. Eine faszinierende Lektion in intelligenter musikalischer Leichtigkeit.

Peter Rixen

CD, Resonance / Harmonia Mundi