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"Ich bin Leitstellendisponent bei der Berufsfeuerwehr in Mainz. Dort arbeiten wir in 24-Stunden-Schichten. In einer Schicht gehe ich acht Stunden meiner Hauptaufgabe in der Feuerwehr-Leitstelle nach und nehme Notrufe entgegen, die über die Telefonnummer 112 eingehen. Dann disponiere ich die nötigen Einsätze. Ich alarmiere zum Beispiel eine freiwillige Feuerwehr in der Nähe des Einsatzortes und kümmere mich darum, dass genügend Einsatzkräfte und Material vor Ort sind. Die Verantwortung für einen reibungslosen und sicheren Einsatz der Kolleg*innen liegt also bei mir. Jeder Feuerwehr-Einsatz beginnt und endet in der Leitstelle und ich dokumentiere ihn.

Die restliche Zeit meiner 24-Stunden-Schicht bin ich ebenfalls in der Feuerwache und rücke im Ernstfall mit meinen Kolleg*innen auf dem Löschzug zu Einsätzen aus. Wenn es brennt, lösche ich also auch weiterhin Feuer. Zu meinem Arbeitsalltag gehören außerdem Weiterbildung, die Instandhaltung unserer Ausrüstung, Sport und die Brandschutzerziehung, etwa für Schulklassen.

Anruf aus der Hosentasche

Bei jedem Anruf, den ich in der Leitstelle entgegennehme, schießt mein Adrenalinspiegel in die Höhe, denn ich gehe immer von einem Notfall aus. In letzter Zeit steigt die Anzahl der Anrufe. Die Gründe dafür sind vielfältig: von sogenannten Hosentaschen-Anrufen, wenn uns beispielsweise jemand unabsichtlich beim Joggen über das Mobiltelefon alarmiert, bis hin zu Anrufen wegen eines eingerissenen Zehnagels ist alles dabei. Inzwischen führt daher etwa jeder zweite bis dritte Notruf, der bei uns eingeht, zu keinem Einsatz. So werden nicht nur die Kräfte in der Leitstelle gebunden, sondern auch die Leitungen für echte Notrufe blockiert. Und nebenbei treibt jeder Notruf das Stresslevel hoch. Wie auch beim Ausrücken zu Fehleinsätzen kann dieses Adrenalin dann aber nicht einfach abgebaut werden. Das ist körperlich und auch psychisch anstrengend. Hinzu kommen der Schichtdienst und die teilweise lebensbedrohlichen Einsätze. Laut Statistiken sterben Feuerwehrleute zehn Jahre früher als der Durchschnitt der Beamt*innen.

Trotzdem liebe ich meinen Beruf. Er ist extrem vielseitig, und ich arbeite einfach gerne mit Menschen. Ein Gegengewicht zum beruflichen Stress finde ich bei meiner Familie, meinen Freunden und in guten Gesprächen. Außerdem bin ich gerne draußen in der Natur, gut entspannen kann ich zum Beispiel bei der Arbeit auf unserem Weingut. Kraft gibt mir auch die kirchliche Jugendarbeit, für die ich mich engagiere.

In der Gewerkschaft bin ich schon seit dem Beginn meiner Ausbildung. Die Frage einer Mitgliedschaft hat sich für mich gar nicht gestellt. Seit vielen Jahren bin ich auch Vertrauensmann in meiner Dienststelle und Nachrückkandidat für den Personalrat. Das ist eine tolle Möglichkeit, als Beamter auf die Arbeitsbedingungen bei der Feuerwehr Einfluss zu nehmen."