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Gern murren die Leute und nehmen nicht wahr, dass es doch Fortschritte gibt. Zum Beispiel soll im Frühjahr das Postgesetz modernisiert werden. Aufgrund einer überkommenen Tradition war die Deutsche Post bisher verpflichtet, eingeworfene Briefe am nächsten Werktag zuzustellen. Nach neuer Vor­gabe sollen bis vier Tage verstreichen, ehe sie im Briefkasten landen. Wenn das nicht modern ist! Was ist daran neu, werden manche erwidern, meine Post kommt eh schon mit Verspätung. In der Tat ist die Bundesnetzagentur mit entsprechenden Beschwerden überfrachtet. Aber gerade das ist die positive Verän-derung: Nunmehr wird sich niemand deswegen beschweren können. Und überhaupt: Postkarten- und Briefe abschicken ist so was von Achtzigerjahre! Haben diese Leute noch nie von E-Mails und PDFs gehört? Haben sie kein Öko-Bewusstsein? Man denke an all die klimaschädlichen Nachtflüge, um das ganze Papierzeug zu verfrachten (dass auch der digitale Verkehr enorm viel CO₂ ausstößt, sei hier nicht erwähnt). Ohnehin nimmt die Menge des Briefverkehrs rapide ab, dadurch erhöhen sich eben die Kosten für jeden Umschlag. Vermutlich geht die Deutsche Post davon aus, dass es den meisten egal ist, ob ihre Sendung in zwei oder vier Tagen ankommt. Für sie würde sich das Porto zwar erhöhen, aber nicht so stark wie es unter dem ­alten Regime der Fall gewesen wäre. Hingegen könnten diejenigen, die es ­eilig haben, die Zusicherung einer Zustellung am nächsten Tag mit einer teureren Premium-Briefmarke kaufen. Das wird ja bereits in anderen Ländern praktiziert.

All diese Vorteile der „neuen Freiheit bei der Zustelldauer“ sind letztens von ­einem Wirtschaftskorrespondenten der Süddeutschen Zeitung eloquent besungen worden. Nur eines bedauert er: Die Modernisierung würde von ver.di vehement mit dem Argument kritisiert, die Kostensenkung werde allein durch den Abbau von Arbeitsplätzen erreicht. Nicht, dass die Prognose falsch sei, schreibt der Journalist, aber dass weniger Briefträger und Sortiererinnen gebraucht werden, sei doch eine exzellente Nachricht. Warum auf unnötigen Jobs beharren, wenn andernorts Arbeitskräftemangel herrscht? Also liebe DHL-Angestellte, wechselt zum Pizzalieferservice – eine Karriere mit Zukunft, solange das Essen nicht vom 3D-Drucker ausgespuckt wird.