#WirFahrenZusammen ist ein Bündnis von Klimaaktivist*innen, ver.di und den Beschäftigten im ÖPNV. Seit 2020 machen die Beteiligten auf den Zusammenhang zwischen tarifvertraglichen Regelungen und Klimaschutz aufmerksam. Zur Zeit verhandelt ver.di regional in der Tarifrunde 2024 die Tarifverträge von über 87.000 Beschäftigten im kommunalen Nahverkehr. Das betrifft über 100 kommunale Unternehmen in den Städten und Landkreisen.

Die Situation im ÖPNV ist angespannt, Lösungen sind nicht in Sicht. Heike ­Hessel, Straßenbahnfahrerin bei den Leipziger Verkehrsbetrieben, und Andre Wendel, Busfahrer bei LeoBus, berichten über ihren Arbeitsalltag, ihre Sorgen und die Forderungen an die Politik und die ­Arbeitgeberseite.

„Viele von uns sind an der Belastungsgrenze. Wir haben teilweise neun Stunden Dienst ohne richtige Pause. Häufige Krankschreibungen oder die Aufgabe des Berufes sind die Folgen. Wenn Bund und Länder jetzt nicht handeln, bricht unser Nahverkehr bald zusammen“, beschreibt Heike die Situation. In nunmehr 38 Berufsjahren beim Leipziger Verkehrsunternehmen hat sie sehr viele Beschäftigte kommen und gehen sehen. Die meisten haben den Belastungen nicht standgehalten oder waren mit dem ­Gehalt unzufrieden. „Wir brauchen dringend neue Mitarbeiter*innen. Die bekommt man aber nicht, wenn die ­Arbeitsbedingungen und die Perspektiven im Unternehmen keinen Anreiz bieten“, sagt sie.

Quer durch die Stadt

Das sieht Andre ähnlich. Besonders ­ärgert ihn, dass die reguläre Arbeitszeit täglich dadurch verlängert wird, dass der Dienstbeginn an einem anderen Ort als das Dienstende liegt. „Ich muss dann quer durch die Stadt fahren, um mein Auto dort abholen zu können, wo der Dienst begonnen hat. Nicht selten büße ich dadurch eine Stunde meiner Freizeit ein“. Andre sitzt gern am Steuer, hat sich vom Fahrzeugreiniger zum Busfahrer qualifiziert und ist sich seiner hohen Verantwortung für die Sicherheit der Fahrgäste bewusst. Gerade deshalb braucht er ausreichende Ruhezeiten, um am nächsten Tag seine Tour ohne Zwischenfälle zu absolvieren. Luise Steeck, Sprecherin von Fridays for Future Leipzig und eine der Aktivistinnen im Bündnis, stellt den Zusammenhang von Klimakrise und sozialen Fragen her: „Wir alle wollen pünktlich und sicher zur Arbeit, zur Schule oder zum Sport kommen. Das funktioniert nur mit einem Ausbau des Nahverkehrs und fairen Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Die Verkehrswende ist eines der wichtigsten Projekte im Klimaschutz“.