Ausgabe 03/2024
Run in die Verlängerung
Mit mehreren bundesweiten Streikaktionen haben die ver.di-Mitglieder die Telekom für ein gutes Ergebnis unter Druck gesetzt. Daraufhin legte die Telekom in der dritten Verhandlungsrunde ein Angebot auf den Tisch. Es sei das höchste Angebot, das jemals in Tarifverhandlungen bei der Telekom unterbreitet wurde, befand Telekom-Verhandlungsführerin Sigrid Heudorf zu Beginn der Angebotsvorstellung. Die Bewertung von ver.di-Verhandlungsführer Frank Sauerland fiel dagegen verhalten aus: "Es ist gut, dass die Arbeitgeber uns ein Angebot vorgelegt haben. Sie bewegen sich auf uns zu, es reicht aber nicht aus." So seien die angebotenen Entgelterhöhungen zu gering und zudem sei die Laufzeit des Tarifvertrags von 27 Monaten zu lang.
ver.di weitete deshalb die Warnstreiks aus und rief erstmals für den 6. und 7. Mai an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die Beschäftigten in den Ausstand. Jeweils über 13.000 Beschäftigte haben diese beiden Tage zur bisher stärksten Warnstreikwelle gemacht. Die Auswirkungen waren in allen Konzernteilen deutlich zu spüren: sehr lange Wartezeiten im Kundenservice, ausgefallene Techniker-Termine und geschlossene Shops. "Ich bin sehr beeindruckt von der Unterstützung der Beschäftigten im Streik und hoffe, dass die Arbeitgeberin erkennt, wie dringend notwendig eine respektable Tariferhöhung für die Motivation ist", sagte Cornelia Parisi-Bohmholt, ver.di-Fachgruppenvorsitzende IKT. Auch vor der vierten Verhandlungsrunde am 13. und 14. Mai in Potsdam rief ver.di wieder zu vollschichtigen Warnstreiks auf – erstmals am Wochenende und auch bei der DT Service. Diese Überraschung verfehlte ihre Wirkung nicht und führte zu enormen Wartezeiten in den Hotlines.
ver.di forderte 12 Prozent Lohnerhöhung, mindestens aber 400 Euro monatlich mehr Geld für die Beschäftigten, eine Laufzeit des Tarifvertrag von 12 Monaten und einen Anstieg der Ausbildungsvergütungen sowie der Entgelte der dual Studierenden um monatlich 185 Euro. "Anerkennung und Wertschätzung kann und muss auch über eine ordentliche Bezahlung der Beschäftigten gezeigt werden", betonte Cornelia Parisi-Bohmholt. Bis zum Druck der ver.di publik war die Telekom von den ver.di-Forderungen noch zu weit entfernt, obwohl sie ihr Angebot in der vierten Verhandlungsrunde verbesserte.
"Wir wertschätzen es, dass die Arbeitgeber ein Angebot auf den Tisch gelegt haben, das an allen wichtigen Stellschrauben Bewegung auf uns zu sichtbar werden lässt", sagte ver.di-Verhandlungsführer Frank Sauerland. "Das neue Angebot ist ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch noch nicht ausreichend, etwa was die Dimension der Entgelterhöhung oder die Laufzeit betrifft." Beide Seiten vereinbarten, die vierte Tarifverhandlungsrunde bis 17. Mai 2024 (nach Redaktionsschluss) zu verlängern.
Aktuelle Informationen zum Ausgang unter trt.verdi.de